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Wirtschaft: Landesbanken wehren sich gegen Ratingagentur

Standard & Poor’s beurteilt Bonität deutlich schlechter

Frankfurt (Main) (ro/dr). Nach heftiger Kritik der Bundesbank, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie vom Verband öffentlicher Banken (VöB) und vom Deutschen SparkassenVerband (DSGV) hat die Ratingagentur Standard&Poor’s (S&P) die Veröffentlichung ihrer Bewertung der Landesbanken für die Zeit nach Mitte 2005 wieder zurückgezogen. Publiziert wurde am Montag nur eine Spanne, die allerdings deutlich niedriger liegt als die derzeitige Benotung und damit auf erhebliche Defizite bei den Landesbanken hinweist. Detaillierte Ratings sollen jetzt im Sommer 2004 publiziert werden.

Das Rating ist eine Kennzahl für die Bonität eines Unternehmens. Nach dieser Note bemisst sich etwa, wie hoch die Zinsen sind, die ein Unternehmen oder eine Bank für Gelder bezahlen muss, die sie vom Kapitalmarkt aufnimmt.

S&P-Deutschland-Chef Torsten Hinrichs bestritt, dass man unter Druck agiert habe. Es sei eine eigenständige Entscheidung gewesen. S&P sei unabhängig. „Niemand hindert uns, etwas zu veröffentlichen.“ Man habe sich zur Zurückhaltung der Ratings entschlossen, weil erst in der vergangenen Woche klar geworden sei, dass die Landesbanken noch vor gravierenden Strategieänderungen und Kostensenkungen stünden. S&P hatte vor 14 Tagen angekündigt, am 24. November Ratings für die ab 2005 nicht mehr vom Staat gestützten Landesbanken zu veröffentlichen. Daraufhin war für einzelne Institute eine deutliche Herabstufung durchgesickert. In Gesprächen mit S&P machte unter anderem die Deutsche Bundesbank ihre Bedenken klar: So sei es aus heutiger Sicht schlecht möglich, die Situation im Jahre 2005 zu bewerten.

Nach Ansicht der Analysten von S&P können die neun Landesbanken aus heutiger Sicht ab Mitte 2005 nur noch mit einem Rating zwischen "A+" und "BBB" rechnen. Dies deutet auf höhere Risiken, zum Teil sogar auf spekulative Anleihen hin. Damit wird sich die Refinanzierung für die Landesbanken am Kapitalmarkt verteuern. Bislang werden die Institute zum Teil noch mit der Bestnote "AAA" oder zumindest "AA" eingestuft, weil die öffentliche Hand für die Institute geradesteht. Hintergrund der Neubewertung ist der Wegfall der Staatsgarantien für die Landesbanken ab Juli 2005.

DSGV-Präsident Dietrich Hoppenstedt begrüßte am Montag den Schritt von Standard&Poor’s. „Fiktive Bewertungen zum jetzigen Zeitpunkt wären nicht sachgerecht und auch nicht vertretbar gewesen.“

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