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Landwirtschaft: Bauern rechnen mit steigenden Preisen

Die Bauern sorgen sich nach vier Jahren Aufschwung wegen der Wirtschaftskrise - gehen aber davon aus, dass die Preise für Milch und Getreide wieder steigen werden. Auch sie wollen vom zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung profitieren.

"Wir erwarten, dass der Milchmarkt momentan noch in Schwierigkeiten gerät, bis zur Jahresmitte 2009 wird er sich sicher festigen", sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner am Donnerstag in Berlin. Der Milchpreis werde über 30 Cent pro Liter liegen. Auch bei Getreide und Raps gebe es Anzeichen für festere Preise nach dem Absturz. Die deutschen Verbraucher könnten sich aber trotz steigender Erzeugerpreise weiterhin "mit am billigsten in der ganzen Welt ernähren".

Die Verunsicherung durch die Finanzkrise treibe die Verbraucher allerdings verstärkt zu Billigangeboten. Bei den Exporten zeigen sich laut Sonnleitner bereits Probleme. Die Verbraucher können bei Milchprodukten in den kommenden Wochen nach Einschätzung der Milchindustrie aber unverändert mit Tiefpreisen rechnen. Butter ist nach Angaben der Milchwirtschaft so billig wie seit Jahrzehnten nicht.

Auf dem weltweiten Milchmarkt sei das Angebot durch Überproduktion und die Folgen der Finanzkrise größer als die Nachfrage, teilten Molkereivertreter in Krefeld mit. Eine Besserung sei nicht in Sicht. Die Einkommen der deutschen Milchbauern hätten sich Ende 2008 drastisch verschlechtert. Sie bekämen mit unter 30 Cent pro Liter derzeit weniger Geld als vor dem Milchlieferstopp von Mai/Juni 2008. Die Milchviehhalter fordern 43 Cent pro Liter Milch.

Verbraucher gucken aufs Geld

Nach Einschätzung der Milchwirtschaft kaufen Verbraucher stärker preisorientiert als in den vergangenen Jahren. Das Einkommen der Bauern wird im laufenden Wirtschaftsjahr voraussichtlich deutlich sinken: von 2846 Euro im Vorjahr auf 2420 Euro pro Monat für eine selbstständige Familienarbeitskraft. Das geht aus dem neuen Situationsbericht 2009 des Bauernverbands hervor.

Der Deutsche Bauernverband fordert Millionenhilfen im zweiten Konjunkturpaket. "Auch wir werden arg gebeutelt", sagte Sonnleitner. Bisher habe es noch keine größeren Mengeneinbrüche gegeben, beim Export zeigten sich aber Probleme. Der Bauernpräsident hält eine zusätzliche Investitionsförderung über die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe von mindestens 50 Millionen Euro für notwendig. Zudem müsse die Belastung durch Steuer auf Agrardiesel sinken und die degressive Abschreibung ausgedehnt werden. Nötig sei auch eine steuerfreie Rücklage für Risiken. Der Vorstandschef der zweitgrößten deutschen Molkerei Humana, Rudolf Heidhues, verlangte Staatshilfen für die Milchbranche. Campina-Vorstandsmitglied Hans Stöcker sagte, der Export von Käse nach Russland sei in der jüngsten Zeit stark gesunken.

Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn lehnte ein Investitionsprogramm nur für Landwirte ab. "Statt den Ausbau der industriellen Landwirtschaft mit zusätzlichen Steuergeldern voranzutreiben, sollten wir die Schaffung von Arbeitsplätzen, den Natur- und Klimaschutz sowie die Bildung unterstützen", sagte sie. Auch FDP-Agrarpolitiker Hans-Michael Goldmann sieht die Millionen-Forderungen skeptisch. Er forderte einen Abbau von Wettbewerbsverzerrungen und weniger Bürokratie. (mfa/dpa)

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