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Wirtschaft: Langweilig und lukrativ

Berlin - Lange haben die Banken geglaubt, große Gewinne seien nur mit hohem Risiko zu erzielen. Auch die Deutsche Bank verdankt ihren Vorsteuergewinn von fünf Milliarden Euro für das Jahr 2009 vor allem dem Investmentbanking.

Berlin - Lange haben die Banken geglaubt, große Gewinne seien nur mit hohem Risiko zu erzielen. Auch die Deutsche Bank verdankt ihren Vorsteuergewinn von fünf Milliarden Euro für das Jahr 2009 vor allem dem Investmentbanking. In der Sparte begleiten Banken Fusionen, bringen Unternehmen an die Börse – und investieren ihr Eigenkapital in teilweise hochriskante Finanzprodukte.

Einer Studie der European School of Management and Technology zufolge ist dieses Geschäftsmodell zwar einträglich, aber keineswegs nachhaltig. Die Wissenschaftler haben die Geschäftsmodelle der europäischen Banken in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit verglichen. Als nachhaltig bezeichnen sie ein angemessenes Verhältnis von Ertrag und den Risiken, die eine Bank dafür eingeht. Das Ergebnis: „Das Thema Investmentbanking hat sich für viele Banken nicht ausgezahlt“, sagte Jan Hagen, einer der Autoren, bei der Vorstellung der Studie am Montag.

Die Wissenschaftler haben 65 europäische Banken über einen Zeitraum von neun Jahren untersucht. Die Studie endete im Sommer 2008, also bevor die Finanzkrise den Banken das Geschäft verhagelte. Doch schon die Jahre vor der Krise würden belegen, „dass bei steigender Rendite durch langfristige Kundenbeziehungen die Ertragsschwankungen und damit das Risiko sinken“, sagte Hagen. Laut Empfehlung der ESMT sollte das Kundengeschäft mindestens 60 Prozent der Bilanzsumme einer Bank ausmachen.

„Das langweilige Geschäft ist am Ende vielleicht doch nachhaltiger“, sagte Hagen. „Regelrecht katastrophal“ hätten Banken wie die Schweizer UBS und die Dresdner Bank, die heute zur Commerzbank gehört, abgeschnitten. Aber auch die Deutsche Bank, die an der Finanzierung der ESMT über eine Stiftung mit beteiligt ist, stand bei dem Vergleich nur im Mittelfeld. Andere Banken würden dieselben Erträge mit deutlicher weniger Risiko erzielen, sagte Hagen. Zwar hätten auch die britische Barclays und die französische BNP Paribas große Investmentbankingabteilungen. Gleichzeitig hätten sie aber ein deutlich stabileres Kundengeschäft auf ihrem Heimatmarkt.

Dass die deutschen Privatbanken so massiv in das Investmentbanking eingestiegen sind, ist laut Hagen auf den besonderen Bankenmarkt in Deutschland zurückzuführen. Die Sparkassen seien hier besonders stark, auch weil ihre Eigentümer nicht so hohe Renditeziele erwarten würden wie die von privaten Banken. Wenn die privaten Institute im europäischen Wettbewerb mithalten wollten, müssten sie darum auf andere Geschäftsfelder ausweichen. Ansonsten würden sie Gefahr laufen, von anderen großen Banken übernommen zu werden. Der Ratschlag der Wissenschaftler an die deutsche Politik wäre darum, „die Privatisierung von Sparkassen zuzulassen“.

An die Institute gerichtet lauten ihre Schlussfolgerungen: Die Kundenorientierung sollte für die Banken die wichtigste Geschäftsgrundlage sein. Die Banken müssten ihren Verschuldungsgrad, ihre Risiken und den Eigenhandel reduzieren. „Hier ist zu überlegen, ob man hier nicht auch regulatorische Einschränkungen vornehmen sollte“, sagte Hagen. Er spielte damit auf die Vorschläge von Paul Volcker, Berater des US-Präsidenten Barack Obama, an. Dessen Vorschläge sehen eine Trennung von klassischem Bankgeschäft und dem Eigenhandel vor. Die Größe einer Bank sei nicht entscheidend: „Auch kleine Banken können nachhaltige und gute Geschäftsmodelle haben“, sagte Hagen. Miriam Schröder

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