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Wirtschaft: Lanxess kündigt zweite Sparrunde an

Chemiekonzern will wenig profitable Standorte in den USA und Europa schließen – Börse reagiert mit einem Kurssprung

Berlin - Der Chemiekonzern Lanxess hat seinen Gewinn im zweiten Quartal deutlich gesteigert und ein neues Sparpaket angekündigt. In den USA und Europa sollen unprofitable Werke geschlossen und insgesamt 450 Arbeitsplätze abgebaut werden, einige davon auch in Deutschland. Dadurch will der Konzern Millionen einsparen, wie der Lanxess-Vorstandsvorsitzende Axel Heitmann am Donnerstag in Leverkusen ankündigte. Für das Gesamtjahr zeigte er sich optimistisch und hob die Gewinnerwartung an. Die Börse reagierte mit einem Kurssprung: Die im M-Dax notierte Aktie legte bis zum Handelsschluss um 7,1 Prozent auf 23,75 Euro zu.

Lanxess steht unter hohem Sanierungsdruck. In dem Unternehmen, das Anfang des Jahres von Bayer abgespalten worden war, sind die früheren Problemsparten des Mutterkonzerns zusammengefasst: Chemie und Kunststoffe. Unternehmenschef Heitmann hatte von Anfang an harte Einschnitte angekündigt, um Lanxess wettbewerbsfähig zu machen. Bereits Anfang Juni hatten sich Management und Betriebsrat darauf verständigt, innerhalb von zwei Jahren insgesamt 960 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen. Ursprünglich sollten sogar 1200 Arbeitsplätze gestrichen werden. Der Konzern beschäftigte Ende Juni rund 18 700 Mitarbeiter. Das waren 900 weniger als ein Jahr zuvor.

„Zur Entwarnung oder gar Erleichterung besteht kein Anlass“, sagte Lanxess-Chef Heitmann. „Um das Unternehmen langfristig in die Spitze des globalen Wettbewerbs zu führen, ist ein weiteres massives Kosteneinsparungsprogramm notwendig.“ Der Konzern habe nach wie vor strukturelle Defizite. Darum werde die Neuausrichtung des Konzerns weiterhin höchste Priorität haben.

Nachdem von der ersten Restrukturierungsrunde vor allem Deutschland betroffen war, trifft es nun vor allem die USA und Frankreich. Bis 2008 sollen Produktionsstandorte in New Martinsville (West Virginia), Trenton (New Jersey) und Wellford (South Carolina) geschlossen werden. Sie seien teils zu klein, teils veraltet, sagte Heitmann. Wellford, wo Chemikalien für die Textilindustrie hergestellt werden, leide auch unter der Verlagerung der Textilproduktion aus den USA nach China. Das US-Geschäft steuert 20 Prozent zum Konzernumsatz bei.

In Frankreich wird ein Kautschuk-Produktionsstandort in Le Wantzenau geschlossen. In Deutschland erwischt es einen kleineren Standort in Uerdingen mit 35 Mitarbeitern. Heitmann betonte aber, dass es in Deutschland auf absehbare Zeit keinen größeren Stellenabbau geben werde. „Da halten wir Wort.“

Durch das neue Sparpaket will Lanxess ab 2008 jährlich 60 Millionen Euro sparen. Bis dahin belasten Einmalaufwendungen für den Umbau in Höhe von 100 Millionen Euro das Konzernergebnis.

Mit der Umsetzung der ersten, vor drei Monaten eingeleiteten Restrukturierungsrunde zeigte sich Konzernchef Heitmann zufrieden. Bis zum Ende des ersten Quartals 2006 soll die Feinchemikalien-Sparte ausgegliedert werden. Firmensitz wird Leverkusen. Dorthin wird auch die feinchemische Produktion verlagert, die ihren Sitz bisher im spanischen Murcia hatte.

Im zweiten Quartal stieg das Betriebsergebnis (vor Sondereinflüssen) mit 42 Prozent auf 163 Millionen Euro deutlich stärker als der Umsatz, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zulegte. Das Konzernergebnis stieg auf 24 Millionen Euro, nach minus 29 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Maren Peters

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