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Mit malerischen Stränden allein, kann man die Reichen unter den Touristen nicht locken, glaubt die Regierung in Zypern.

© dpa

Las Vegas im Mittelmeer: Wie sich Zypern aus der Krise zocken will

Der einst aufgeblähte Bankensektor ist in sich zusammengefallen. Das Steuerparadies Zypern gibt es nicht mehr. Doch die Regierung hat sich etwas einfallen lassen, um auch künftig Wohlhabende auf die Insel zu locken.

Die kleine Inselrepublik Zypern steht vor dem schwierigsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1960. Als Steuerparadies und Finanzplatz hat die Insel, die wegen ihres aufgeblähten Bankensektors in diesem Frühjahr fast in den Staatsbankrott gestürzt wäre und mit einem Zehn-Milliarden-Kredit der EU gerettet werden musste, vorerst ausgedient. Umso wichtiger wird der Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Der konservative Inselpräsident Nikos Anastasiadis will jetzt den Fremdenverkehr ankurbeln: Spielkasinos sollen betuchte Ausländer anlocken. Diese Woche billigte das Kabinett in Nikosia Pläne zum Bau einer ersten Spielbank.

Es soll schnell gehen, kündigte Regierungssprecher Christos Stylianidis an, denn „wenn unsere Tourismusbranche wachsen soll, brauchen wir dringend ein Kasino“. Gleich nach der Sommerpause im September soll das Parlament die notwendigen Gesetze verabschieden. Spätestens Mitte 2014 soll die erste Konzession vergeben werden, vorzugsweise an einen internationalen Investor. Gedacht ist an ein luxuriöses Kasino-Resort. Experten veranschlagen die Investitionssumme auf 400 bis 500 Millionen Euro.

Die Wirtschaft befindet sich im freien Fall

Im türkisch besetzten Norden Zyperns gibt es zwar etwa zwei Dutzend kleine Spielkasinos, die von Festlandstürken, aber auch Russen und sogar von griechischen Zyprern frequentiert werden. Im Inselsüden, der von der international anerkannten Regierung der Republik Zypern kontrolliert wird, waren Spielkasinos jedoch bisher tabu. Zwar hatte die staatliche Fremdenverkehrsbehörde bereits 2007 eine Studie zur Entwicklung der Glücksspielbranche ausgearbeitet. Aber Staatschef Dimitris Christofias, ein Kommunist alter Schule, ließ die Studie später aus ideologischen Gründen ad acta legen. Auch die orthodoxe Kirche sträubte sich gegen das Glücksspiel.

Die Krise hat ein Umdenken ausgelöst. Zyperns Wirtschaft wird in diesem und im kommenden Jahr nach einer Prognose der EU-Kommission um knapp 13 Prozent schrumpfen, die Arbeitslosenquote auf 17 Prozent steigen. Einziger Rettungsring für die Insel ist der Tourismus, der fast ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. Mit dem Kasino hofft die Regierung vor allem Zocker aus Russland, Israel und den arabischen Staaten anzulocken. Manche Zyprer sehen ihre Insel bereits als „Las Vegas des Mittelmeeres“.

Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte könnte das Kasino-Resort jährlich eine halbe Million Touristen anlocken, 3300 Arbeitsplätze sichern und die Einnahmen aus dem Tourismus um 450 Millionen Euro steigern. Zum Vergleich: 2012 erzielte Zypern im Fremdenverkehr Einnahmen von 1,93 Milliarden Euro.

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