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Wirtschaft: Lebensmittelkonzerne: Grüner Ketchup für müde Investoren - Übernahmegefechte haben die Börse aufgeweckt

Der Himmel ist blau, die Sonne ist gelb, und Ketchup ist - grün. Grün und nicht rot, wenn es nach dem Willen der H.

Der Himmel ist blau, die Sonne ist gelb, und Ketchup ist - grün. Grün und nicht rot, wenn es nach dem Willen der H. J. Heinz Co. geht. Bisher war der US-Lebensmittelkonzern eher für die rote Version des Tomatenauszugs bekannt. Heinz Ketchup gilt nicht nur in den USA als die beliebteste Tomatensauce. Doch auf dem Erfolg kann sich Heinz nicht ausruhen. Der Konzern hat mit dem gleichen Problem zu kämpfen wie die gesamte Branche: Das Umsatzwachstum ist seit Jahren sehr gering, besonders im Vergleich zu den bei Geldgebern beliebten Technologie- und Internetwerten. Die Folge: Die Investoren laufen davon. Anfang des Jahres brachen die Aktien vieler Nahrungsmittelhersteller ein. Erst Fusionsgerüchte und die Bietergefechte um die US-Unternehmen Nabisco und Bestfoods konnten das Interesse der Anleger wecken.

Analysten erwarten eine Fusionswelle in der Branche, und Investoren setzen darauf. "Die Übernahmen veranlassen andere Unternehmen, einen zweiten Blick auf die Wettbewerber zu werfen", sagt Erika Gritman Long, Analystin beim Investmenthaus J.P. Morgan. "Die erscheinen jetzt möglicherweise viel attraktiver als zuvor." Die beiden finanzstärksten Käufer hätten große Brocken zu verdauen. Die Philip-Morris-Tochter Kraft Foods übernahm für 15 Milliarden Dollar Nabisco. Die niederländische Unilever kaufte für rund 20 Millionen Dollar Bestfoods. Das bedeute, die nächste Runde der Konsolidierung werde kleinere Unternehmen betreffen, vielleicht Heinz und Campbell, aber auch Quaker Oats, Keebler Foods und die Ralston Purina Group. "Wir werden in der Branche eine Menge Konsolidierung erleben", erwartet auch Patrick Schumann, Analyst beim Brokerhaus Edward D. Jones. In der Folge könnten auch produktive Werke geschlossen werden.

Das geringe Umsatzwachstum ist einer der Gründe für die neue Fusionswelle: Wenn die Manager die Quoten nicht durch inneres Wachstum erreichen können, dann muss gekauftes Wachstum herhalten. Die Gefahr: Die Produktentwicklung - ein ungleich schwierigeres, aber langfristig erfolgreicheres Instrument - werde vernachlässigt, kritisieren Unternehmensberater. Die Fusionen könnten allerdings Kosteneinsparungen ermöglichen. Der Gigant Kraft etwa kann den Händlern bessere Rabatte einräumen - ein Luxus, den sich kleinere Unternehmen nicht leisten können, sagt Prudential-Analyst John McMillin.

Experten warnen jedoch, dass die gigantischen Kaufsummen vor allem mit geborgtem Geld bezahlt werden. Allein in den Büchern von Philip Morris, Mutterkonzern von Kraft Foods, werden nach der Übernahme von Nabisco Schulden in Höhe von 30 Milliarden Dollar stehen, schätzen die Experten. Das Problem: Die niedrigen Bewertungen der Aktien dieser Konzerne führten dazu, dass diese keine gute Kaufwährung seien.

Produktinnovationen bleiben der Kern des Erfolgs, sind sich die Experten einig. Die Philip Morris-Tochter Kraft bietet nun Lunchables - Snacks zum Mittagessen - und die Tiefkühl-Pizza DiGiorno an. Heinz hofft, mit seinem giftgrünen Ketchup Kinder zu faszinieren, die offener für Neuigkeiten und "Schockierendes" seien, so der Konzern.

su

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