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© Lebensmittelaufsicht Pankow

Lebensmittelüberwachung: Zu viel Schmutz in der Küche

Abgelaufene Haltbarkeitsdaten, zu warm gelagertes Fleisch, Schimmel - bei jedem zweiten Produzenten von Geflügel-Dönerspießen, die Lebensmittelkontrolleure 2008 untersuchten, fanden sie Mängel bei der Hygiene.

Berlin - Abgelaufene Haltbarkeitsdaten, zu warm gelagertes Fleisch, Schimmel – bei jedem zweiten Produzenten von Geflügel-Dönerspießen, die Lebensmittelkontrolleure 2008 untersuchten, fanden sie Mängel bei der Hygiene. Und auch bei den Imbissbuden sieht es nicht viel besser aus: Fast jeder dritte Anbieter von Geflügel-Döner fiel bei den Kontrollen wegen fehlender Sauberkeit oder schlechter Schulung des Personals auf.

Dass dies allerdings keine repräsentativen Zahlen sind, darauf wies Gerd Fricke vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Montag in Berlin bei der Vorstellung des BVL-Jahresberichts hin. Die Kontrolleure sehen sich nur die Betriebe näher an, bei denen sie einen Verstoß vermuten. Im Jahr 2008 kamen sie so auf fast eine Million Inspektionen in 540 000 Betrieben. Das ist mehr als die Hälfte aller Firmen in der Lebensmittel-Branche.

Die gute Nachricht: Die Zahl der Beanstandungen ist wie schon in den Vorjahren gesunken – rund 126 000 Fälle waren es 2008. Zwar ist vor allem die Hygiene der Betriebe besser geworden, unter allen Problemen ist sie allerdings noch immer das größte: Bei jedem zweiten Verstoß geht es um mangelnde Sauberkeit.

An zweiter Stelle stehen Mängel im Hygienemanagement, etwa beim Führen eines Putzplanes oder regelmäßigen Schulungen für Mitarbeiter. Dass sich die Zahl der Verstöße in diesem Bereich seit 2004 mehr als verdoppelt hat, erklärt man sich beim BVL mit seitdem verschärften EU- Verordnungen. Ingeborg Cordes, die Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz spricht sich daher für „mehr Augenmaß“ bei den Dokumentationspflichten besonders für kleine Betriebe aus: „Ein Imbiss mit zwei Mitarbeitern schafft es oft einfach nicht, alle Verordnungen einzuhalten.“ Dagegen spricht sich der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Franz-Josef Möllenberg aus: „Unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus darf es auch künftig keine Vereinfachung des Hygienemanagements für Kleinbetriebe geben“, warnte der Gewerkschafter.

An dritter Stelle auf der Mängelliste des BVL steht die Kennzeichnung von Lebensmitteln. So wurden 110 von 290 Vanilleeis-Proben beanstandet, weil statt natürlicher Vanille naturidentische oder künstliche Aromen verwendet wurden. Als ungefährlich stuft das BVL Spuren von Pflanzenschutzmitteln ein, die in bis zu 90 Prozent aller untersuchten Birnen, Johannisbeeren und Mandarinen gefunden wurden. Zugleich warnte gestern jedoch das baden-württembergische Verbraucherministerium vor türkischen Birnen, die mit dem verbotenen Pestizid Amitraz belastet seien. Laut BVL wurden die Birnen vom Markt genommen.

Überzeugt zeigt sich Verbraucherschützerin Cordes von dem Modellprojekt, in dem der Berliner Bezirk Pankow im Internet bekannt macht, welche Restaurants bei Kontrollen durchgefallen sind. Man habe damit einen Weg gefunden, unhygienische Betriebe zu mehr Sauberkeit zu bewegen. Bußgelder hätten hingegen oft keinen Effekt, sagte Cordes: „Da finden die Kontrolleure beim nächsten Besuch die selben Probleme vor.“

Malte Conradi

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