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Wirtschaft: Lebensversicherer zahlen mehr

Branchenexperten rechnen mit höheren Zinsen – Verbraucherschützer warnen vor Marketing-Aktionen

Berlin – Branchenexperten rechnen damit, dass einige Lebensversicherer im kommenden Jahr wieder mehr Geld ausschütten werden. „Vier bis acht Gesellschaften werden ihre Überschussbeteiligung erhöhen“, sagte Versicherungsexperte Manfred Poweleit dem Tagesspiegel. „Einige Unternehmen haben nach der Börsenkrise bereits wieder Speck angesetzt“, meint der Herausgeber des Branchendienstes „map-Report“. Die Durchschnittsverzinsung liegt derzeit bei 4,3 Prozent. Vor der Börsenkrise hatten die Versicherer ihren Kunden deutlich höhere Überschüsse gezahlt. 2001 hatte die Gesamtverzinsung noch 7,1 Prozent betragen.

Nach Jahren sinkender Überschussbeteiligungen können die Kunden jetzt erstmals wieder mit steigenden Erträgen rechnen, glauben Analysten und Verbraucherschützer. Allerdings dürften die Erhöhungen recht bescheiden ausfallen. Poweleit rechnet mit einem Anstieg um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte. Welche Gesellschaften ihre Zinsen heraufsetzen werden, steht jedoch noch nicht fest. Die Überschussbeteiligungen für das kommende Jahr werden erst im November und Dezember festgelegt.

Versicherungs-Analyst Marco Metzler von Fitch Ratings spricht von „Marketing-Aktionen“. „Einige Gesellschaften werden die Überschussbeteiligungen heraufsetzen“, räumt Metzler ein, doch das werde eine Minderheit sein. Branchenweit werde die Gesamtverzinsung eher noch einmal sinken – auf nur noch 4,0 Prozent. Die Zinsspanne auf dem Markt ist groß: Während Asstel für dieses und nächstes Jahr eine Rendite von sechs Prozent bei Kapitallebensversicherungen zahlt, schütten andere nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestzins aus. Dieser liegt für Versicherungen, die 2004 abgeschlossen wurden, bei 2,75 Prozent, ältere Policen haben dagegen – je nach Abschlussjahr – eine Garantieverzinsung von bis zu vier Prozent. Auch Wolfgang Scholl, Versicherungsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), warnt vor Euphorie. Die Zinserhöhungen seien nur „Marginalien“ und fielen kaum ins Gewicht.

„Die Unternehmen, die ihre Zinsen erhöhen, wollen im Wettbewerb gut dastehen“, sagt Branchenexperte Poweleit. Denn viele Gesellschaften erwarten in den nächsten Monaten noch einen Boom im Neugeschäft und wollen sich einen möglichst hohen Anteil sichern. Der Grund: Nur noch Lebensversicherungen, die bis Ende 2004 unter Dach und Fach gebracht werden, bleiben – unter bestimmten Voraussetzungen – steuerfrei. Nach dem 1. Januar 2005 neu abgeschlossene Policen müssen dagegen grundsätzlich versteuert werden. „Wir erwarten starke Zuwächse“, heißt es bei der Allianz-Lebensversicherungs AG, „erste Anzeichen sind bereits erkennbar“. Auch die Volksfürsorge kann wachsende Neuabschlüsse feststellen.

Verbraucherschützer warnen jedoch vor Torschlusspanik. „Man muss das Stornorisiko sehen“, mahnt Scholl. Bei Verträgen mit einer Laufzeit von 30 Jahren würden nur zehn bis 15 Prozent bis zum Ende der Laufzeit mit regelmäßigen Beiträgen fortgeführt. Alle anderen Policen würden gekündigt oder beitragsfrei gestellt, was für die Kunden mit enormen finanziellen Verlusten verbunden sei. Wer für sein Alter privat vorsorgen wolle, solle lieber einen Riester-Vertrag abschließen oder eine Betriebsrente.

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