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Wirtschaft: Lebensversicherten drohen weitere magere Jahre

Der staatlich festgelegte Garantiezins könnte sogar gesenkt werden

Berlin – Kunden von Lebensversicherungen werden auch für das kommende Jahr vergeblich auf steigende Zinsen hoffen. Das hat eine Umfrage des Tagesspiegels unter Versicherern ergeben. Verbraucherschützer und Branchenbeobachter halten es sogar für möglich, dass der Rechnungszins gesenkt werden muss.

Der staatlich festgelegte Garantiezins war erst zum 1. Januar dieses Jahres für neu abgeschlossene Lebensversicherungen von 3,25 Prozent auf 2,75 Prozent gesenkt worden. Nach Meinung von Manfred Poweleit, Herausgeber des Branchendienstes „map-Report“, ist aber selbst das nicht mehr angemessen. „Wenn sich die Kapitalmärkte nicht erholen, muss weiter abgesenkt werden“, sagte Poweleit dem Tagesspiegel. Auch Wolfgang Scholl, Versicherungsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), hält eine weitere Rücknahme für möglich. Der Grund: Der Rechnungszins sollte 60 Prozent des Zinssatzes betragen, der für die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen gilt. Diese liegt derzeit bei etwa 3,50 Prozent. Das würde zu einem Rechnungszins von 2,1 Prozent führen.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) teilt diese Sicht nicht unbedingt. „Wir gehen davon aus, dass sich erst einmal am Rechnungszins nichts ändert“, sagte ein Sprecher der Aufsichtsbehörde. Auch Jürgen Weinreich, Aktuar der Hamburg-Mannheimer, warnt vor voreiligen Anpassungen. „Man sollte den Rechnungszins möglichst wenig ändern“, mahnt er.

Während der Rechnungszins für alle Versicherungsgesellschaften einheitlich gilt, entscheiden die Versicherer individuell über ihre Überschussbeteiligungen. Rechnungszins, Überschussbeteiligung plus ein eventueller Schlussgewinnüberschuss machen die Rendite einer Lebensversicherung aus. Wer gehofft hatte, dass diese nach den mageren Jahren der Vergangenheit wieder steigen könnte, dürfte enttäuscht werden. Die Analysten von Goldman Sachs rechnen für die Überschussbeteiligung 2005 sogar mit einer weiteren Zinssenkung von 4,39 Prozent auf 4,0 Prozent.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht dagegen von einem gleich bleibenden Niveau von 4,3 Prozent aus. Auch vom Tagesspiegel befragte Versicherer erwarten bestenfalls eine stabile Entwicklung. „Wir versuchen, unsere Überschussbeteiligung von 4,5 Prozent zu halten“, sagt Alois Schnitzer von der Huk Coburg. Auch bei der Debeka, mit einer Gewinnbeteiligung von 5,1 Prozent einer der attraktivsten deutschen Lebensversicherer, geht man davon aus, dass sich der Wert kaum verändern wird.

Gerhard Rupprecht, Chef des Marktführers Allianz Leben, hatte bereits kürzlich durchblicken lassen, dass die Allianz wohl im Großen und Ganzen bei ihrer derzeitigen Überschussbeteiligung von 4,5 Prozent bleiben wird. Endgültig über die Überschussbeteiligung wird bei allen Gesellschaften aber erst im Dezember entschieden.

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