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Lebensversicherung: Die Einbußen sind enorm

Neue Zahlen des Branchendienstes map-Report zeigen: Die Niedrigzinsen drücken die Rendite bei Lebensversicherungen. Verbraucherschützer raten von der Anlage ab.

Berlin - Schwund bei der Lebensversicherung. Die Auszahlungen fallen heute deutlich niedriger aus als früher. Was noch besorgniserregender für Versicherte ist: Der Trend setzt sich fort. Das zeigen neue Berechnungen des Branchendienstes map-Report.

Wer vor 30 Jahren eine kapitalbildende Lebensversicherung abgeschlossen und jedes Jahr 1200 Euro eingezahlt hat, kann heute im Schnitt mit einer Auszahlung von 84 453 Euro rechnen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht. Das ist weit weniger als Sparer in der Vergangenheit erwarten konnten. Wer 1971 begonnen und 30 Jahre lang ebenfalls 1200 Euro pro Jahr investiert hatte, konnte sich dank der hohen Zinsen in den 80er und 90er Jahren bei Vertragsende 2001 über stolze 104 600 Euro freuen. Zwar war auch die Inflation höher als heute, dennoch sind die Einbußen gewaltig.

Noch magerer sieht es aber für die Kunden aus, die erst jetzt eine Lebensversicherung abschließen. Rechnet man die aktuelle Gesamtverzinsung hoch, können sie in 30 Jahren im Schnitt mit gerade einmal 62 055 Euro rechnen. Davon stammen allein 36 000 Euro von den Versicherten selbst – es sind die über die Jahre eingezahlten Beiträge. Die Unternehmen legen, so die Prognose, in den nächsten 30 Jahren nur noch 26 055 Euro als Überschuss oben drauf statt 68 600 Euro im Rekordjahr 2001. Gleiches gilt für Verträge mit kürzerer Laufzeit, allerdings sind die Zahlen hier absolut gesehen weniger dramatisch. Nach 20 Jahren können Sparer, die heute eine Versicherung abschließen, im Schnitt mit 33 524 Euro (2001: 49 700 Euro) rechnen, Verträge mit zwölfjähriger Laufzeit bringen 17 022 Euro (2001: 21 800 Euro).

Obwohl bei allen Versicherern die Renditen sinken, gibt es noch immer große Unterschiede zwischen den Unternehmen. Wer jetzt bei der Huk-Coburg unterschreibt, kann in 30 Jahren mit 77 288 Euro rechnen, prognostiziert der map-Report. Bei der Ergo Leben sind es dagegen nur 51 285 Euro. Branchenprimus Allianz liegt bei den Berechnungen jeweils im Mittelfeld.

Schuld an dem Verfall der Altersvorsorge ist das seit Jahren anhaltende niedrige Zinsniveau für festverzinsliche Wertpapiere, in die die Versicherer einen Großteil der Kundengelder investieren. Angesichts einer Verzinsung von einem Prozent bei Staatsanleihen sei es schon eine Leistung, wenn die Assekuranz stellenweise über vier Prozent Rendite bei der Anlage der Kundengelder schaffe, räumt der Herausgeber des map-Reports, Manfred Poweleit, ein. „Bei der Enteignung von zypriotischen Sparern war hierzulande das Geschrei groß“, kritisiert der Analyst, „über die Enteignung der deutschen Vorsorgesparer wird kaum ein Wort verloren“.

Beim Versicherungsverband sieht man das genauso. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die am Donnerstag die Leitzinsen auf den historischen Tiefstand von 0,5 Prozent gesenkt hatte, gehe zu Lasten der Vorsorgesparer, sagte Verbandspräsident Alexander Erdland am Montag. Dennoch sei die private Altersvorsorge alternativlos, wenn es darum gehe, die Lücken in der gesetzlichen Rente zu schließen. „Aus dieser Zwickmühle führen nur zwei Wege: ein zeitnahes Ende der Niedrigzinspolitik und das Bewusstsein der Menschen, dass der Aufbau zusätzlicher Altersvorsorge mehr Zeit und mehr Geld erfordert“, stimmte Erdland die Kunden auf weiter sinkende Renditen ein.

Verbraucherschützer raten Sparern von dem Abschluss neuer Lebensversicherungen ab. Stattdessen solle man sein Geld lieber steuer- und sozialversicherungsfrei in die betriebliche Altersvorsorge investieren, rät Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten, zumindest dann, wenn der Arbeitgeber einen Zuschuss zahlt. Auch Banksparpläne, bei denen monatlich eine feste Rate überwiesen wird, können eine Alternative sein, heißt es etwa bei der Stiftung Warentest.

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