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Leitzinsen: EZB offen für weitere Erhöhung

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den wichtigsten Leitzins vorerst nicht erhöht. Die Zinsen werden aber vermutlich im März angehoben, was EZB-Chef Jean-Claude Trichet indirekt bestätigte.

Frankfurt/Main - "Wir werden alles tun, was notwendig ist für die Wahrung der Preisstabilität", sagte EZB-Präsident Trichet. Er betonte mehrfach die "verschärfte Wachsamkeit" der Notenbank. Die Wirtschaft im Euro-Raum befinde sich auf dem Weg der Erholung und die Inflationsrisiken seien gewachsen. Ökonomen rechnen mit der nächsten Zinsanhebung im März. Der EZB-Präsident nannte diese Erwartung "vernünftig". Am Donnerstag entschied der EZB-Rat einstimmig, den wichtigsten Leitzins zunächst bei 2,25 Prozent zu belassen.

"Wir haben die Zinsen heute nicht angehoben, weil wir weitere Daten abwarten wollen", sagte Trichet. Die neuen Prognosen der EZB-Experten zu Inflation und Wachstum werden im März vorliegen. Der Notenbankchef bezeichnete nicht mehr - wie sonst üblich - das derzeitige Zinsniveau als "angemessen". Nach gängiger Einschätzung wird die EZB die Zinsen bis Jahresende auf 3,0 Prozent anheben. Mit der wirtschaftlichen Erholung wachsen die Teuerungsgefahren. Dem will die EZB als Währungshüterin entgegensteuern und mit höheren Zinsen Kredite verteuern und die umlaufende Geldmenge reduzieren. Auch 2005 überschritt die jährliche Teuerungsrate im Euro-Raum mit 2,2 Prozent die von der EZB festgesetzte Zielmarke von zwei Prozent.

Vor zwei Monaten hatte die Notenbank die Zinsen erstmals seit fünf Jahren leicht um 25 Basispunkte angehoben. "Diese Zinsentscheidung war erforderlich und ist ihrem Zweck gerecht geworden", bilanzierte Trichet. Führende Politiker aus ganz Europa und Gewerkschaften hatten den Schritt als Dämpfer für die Wirtschaft kritisiert. Seit Januar hat die EZB bei den Zinsschritten eine Verschnaufpause eingelegt. Die Zinsen sind historisch betrachtet immer noch auf einem niedrigen Niveau und erleichtern Unternehmen die Kreditaufnahme.

Das Wirtschaftswachstum hat sich nach Trichets Einschätzung seit dem zweiten Halbjahr 2005 gefestigt und werde sich beschleunigen. "Der Konsum wird parallel zu der Entwicklung der verfügbaren Einkommen anziehen." Ein Risiko für das Wachstum wie auch für die Inflation stellten die anhaltend hohen und stark schwankenden Ölpreise dar.

Trichet betonte, dass die EZB im Dezember 2005 keine Serie von Zinsanhebungen Monat für Monat wie in den USA begonnen habe. Die US-Notenbank hatte am Dienstag die Leitzinsen zum 14. Mal in Folge um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent angehoben. Eine Woche vor Beginn der Tarifverhandlungen in der deutschen Metall- und Elektroindustrie ermahnte Trichet die Tarifparteien in der Eurozone erneut, keine übertriebenen Forderungen zu stellen. (tso/dpa)

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