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Wirtschaft: Lenovo will Blackberry kaufen

Sicherheitsbedenken der kanadischen Regierung könnten aber eine Übernahme durch die Chinesen verhindern.

Toronto - Der chinesische PC-Hersteller Lenovo interessiert sich offenbar für den zum Verkauf stehenden Smartphone-Pionier Blackberry. Eine Übernahme des kanadischen Unternehmens wäre aber politisch heikel: Lenovo müsse von den zuständigen Aufsichtsbehörden in Kanada und den USA mit scharfem Gegenwind rechnen, sagte eine mit der Situation vertraute Person zu Reuters. Eine komplette Übernahme wäre demnach wohl nicht drin, Lenovo könnte maximal Teile des Konzerns übernehmen.

Blackberry hat sich kürzlich selbst zum Verkauf gestellt und bereits das Interesse mehrerer Konzerne und Anteilseigner auf sich gezogen.

Vor allem Sicherheitsbedenken der Nordamerikaner dürften gegen die Chinesen sprechen. Blackberry hat den E-Mail-Verkehr auf mobilen Telefonen etabliert und gilt dank einer guten Verschlüsselung bei Experten als vergleichsweise sicherer Anbieter, der zuverlässig Millionen vertraulicher Nachrichten innerhalb von Unternehmen und Regierungen transferiert. Diese Kenntnisse und Erfahrungen möchte man ungern in ausländischen Händen wissen. Aus diesen Gründen gelten nordamerikanische Interessenten als bevorzugte Bieter.

Zuvor hatte das „Wall Street Journal“ berichtet, Lenovo prüfe bereits die Blackberry-Bücher und habe in diesem Zusammenhang eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet. Das Interesse gelte dem gesamten Unternehmen. Die Zeitung nannte keine konkrete Quelle für ihre Informationen. Ein Lenovo-Sprecher wollte sich nicht äußern.

Das Unternehmen aus Waterloo, Ontario, hatte im August erklärt, alle strategischen Optionen zu prüfen. Möglich sei auch ein vollständiger Verkauf. Es liegt bereits ein vorläufiges Angebot des größten Blackberry-Aktionärs Fairfax Financial vor. Die ebenfalls aus Kanada stammende Firma des Unternehmers Prem Watsa bietet 4,7 Milliarden Dollar. Blackberry soll nach dem Kauf von der Börse genommen und in Ruhe saniert werden.

Insider hatten Reuters zuletzt gesagt, dass auch Google, Cisco Systems und die deutsche SAP Interesse angemeldet hätten. Angebote lägen jedoch noch nicht vor. Experten erwarten, dass die meisten Firmen nur an Teilen von Blackberry interessiert sind. Auch die beiden Blackberry-Gründer erwägen nach eigenen Angaben eine Offerte.

Kanada hat bei Firmen-Übernahmen durch ausländische Bieter ein Veto-Recht, wenn der Deal nicht im Sinne des Landes ist. Das wäre vor allem der Fall, wenn die Regierung die nationale Sicherheit bedroht sieht. Der kanadische Industrieminister James Moore lehnte eine Stellungnahme ab.

Blackberry-Smartphones können sich auf dem Markt nicht mehr gegen die große Übermacht von Samsung und Apple behaupten. Neue Modelle erwiesen sich zuletzt als Ladenhüter. Blackberry streicht deswegen ein Drittel seiner Stellen. Blackberry-Aktien waren nach dem Zeitungsbericht zeitweise um vier Prozent gestiegen. Allerdings ist der Kurs seit Anfang 2011 bereits um fast 90 Prozent gefallen. rtr

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