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Wirtschaft: Leopard 2 so sauber wie ein Golf

Verkehrsclub kritisiert CO2-Label der Regierung

Berlin - Die von der Bundesregierung geplante Kennzeichnung für Neuwagen, anhand derer Verbraucher die Umwelteigenschaften eines neuen Pkw auf einen Blick erkennen sollen, ist eine „von der Autoindustrie maßgeblich beeinflusste, verbraucherfeindliche Mogelpackung“. Zu diesem Urteil kommt der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD). Er empfiehlt den Bundesländern, die an diesem Freitag im Bundesrat über das CO2-Label entscheiden sollen, den Entwurf komplett abzulehnen.

Die Idee, Neuwagen in farblich differenzierte Effizienzklassen einzuteilen – ähnlich wie Kühlschränke –, sei an sich zu begrüßen, sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD, am Dienstag in Berlin. Orientiere sich die Klassifizierung allerdings wie im Regierungsentwurf am Gewicht der Fahrzeuge, ergäben sich absurde Ergebnisse: Große und schwere Fahrzeuge mit einem hohen Verbrauch (wie Porsche Cayenne oder Audi Q7) würden bevorzugt, leichte, sparsame Fahrzeuge (wie Citroën C1, Peugeot C1 oder Toyota Aygo) würden hingegen benachteiligt. Für die Verbraucher gehe so jede Orientierung verloren. „Spritschluckern wird ein grünes Mäntelchen umgehängt“, sagte Lottsiepen und verdeutlichte dies mit einem nicht ganz ernst gemeinten Beispiel: Der Kampfpanzer Leopard 2 (62 Tonnen/1500 Gramm CO2 pro Kilometer) lande in der Logik des Regierungsentwurfs rechnerisch in der gleichen Effizienzklasse wie ein VW Golf 1.4.

Statt des Gewichts sollte für ein CO2-Label deshalb nach Vorstellungen des VCD die Fahrzeugfläche als Parameter für die Größe eines Fahrzeugs gewählt werden. Sie sei weniger beeinflussbar. Außerdem kauften Verbraucher ein Auto nicht wegen des Gewichts, sondern seiner Größe.

Matthias Wissmann, Präsident des Autoverbands VDA, argumentiert, auch die europäischen CO2-Normen orientierten sich am Gewicht der Fahrzeuge. Wissmann: „Der gewichtsorientierte Ansatz beim Labelling ist sinnvoll. Denn ein großer Familien-Van hat einen anderen Verbrauch als ein kleines City-Auto. Es geht darum, wer in seiner Fahrzeugklasse der jeweils Beste ist.“ Es sei systematisch unsinnig, nationalen CO2-Labeln andere Parameter zugrunde zu legen. Gerd Lottsiepen vom VCD hält das für eine „verlogene Diskussion“: Die EU-Regelung habe einen deutlich niedrigeren Gewichtsbezug als die deutsche Formel. „An der jetzigen Formel wurde so lange gedreht, bis vor allem die Prestigemodelle der deutschen Autohersteller in den grünen Bereich kamen“, sagte Lottsiepen. mot

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