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Wirtschaft: Lernen auf Pump

Eine Untersuchung zeigt: Nicht alle Studienkredite sind gleich gut.

Ein Studium ist teuer. Je nach Dauer, Mietkosten und Studiengebühren kostet es soviel wie eine kleine Wohnung oder ein Porsche (siehe Kasten). Wer die Hürden für eine Unterstützung via Bafög nicht erreicht, gleichzeitig aber seine Eltern nicht überfordern will, muss jobben – oder einen Kredit aufnehmen.

Studenten haben gleich mehrere Möglichkeiten, um sich Geld zu leihen: Da sind zum einen klassische Bildungskredite einer öffentlichen Institution oder Bank, wie sie die KfW, das Bundesverwaltungsamt, Studentenwerke oder Sparkassen anbieten. Zwar nahmen Studenten 2011 mehr als 90 Prozent der Bildungskredite bei diesen Anbietern auf. Doch eine Marktstudie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), einer gemeinsamen Denk- und Reformwerkstatt der Bertelsmann-Stiftung und der Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz, belegt: Auch manches Angebot von Privatbanken und Bildungsfonds kann, je nach individuellem Bedarf, durchaus attraktiv sein.

Allen gemein ist: Der Student erhält monatlich eine vorher vereinbarte Summe, die meist flexibel ist. Sicherheiten sind – außer einer Prüfung der Kreditwürdigkeit bei der Schufa und/oder gelegentlich auch einer Risikolebensversicherung – nicht erforderlich. Nach dem Ende des Studiums beginnt, manchmal nach einer Latenzzeit, die Rückzahlung.

40 Bildungskredite hat das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) unter die Lupe genommen. Vier Kredite schnitten dabei besonders gut ab. Dazu gehören der Studenten-Bildungsfonds der Bank DKB, ein regional beschränkter Bildungskredit der Sparkasse Herford sowie zwei Kreditmodelle, die vor allem in fortgeschrittener Phase von Studium oder Ausbildung Gelder verleihen, um den Abschluss zu beschleunigen und Studenten rund um ihre Abschlussarbeiten Unabhängigkeit vom Zuverdienst zu geben: Die Studentische Darlehnskasse Berlin und der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes zahlen jeweils maximal für 24 Monate. Studenten erhalten pro Monat bei der Berliner Darlehenskasse höchstens 750 Euro zu Zinssätzen von anfangs zwei bis später sechs Prozent, beim Bundesverwaltungsamt maximal 300 Euro, wobei der Zinssatz derzeit bei attraktiven 2,1 Prozent effektiv für die Auszahlungs- und die Tilgungsphase liegt. Der Wermutstropfen: Beim Bund sind die Sätze variabel, können also während der Laufzeit steigen oder fallen.

Der bei Studenten beliebte KfW-Studienkredit landete beim CHE-Test nur im hinteren Feld. Als unattraktiv bewertet die Studie dabei vor allem, dass der Kredit nur einzelne Auslandssemester, nicht aber den heute häufigen, kompletten Wechsel an eine ausländische Universität finanziert. Zudem trägt der Student bei der KfW ein hohes Zinsrisiko: Der für die Auszahlungsphase berechnete, variable Zins kann von aktuell 3,75 Prozent auf bis zu 8,61 Prozent steigen. Nur für die Tilgungsphase können gegen Zinsaufschlag feste Sätze vereinbart werden, allerdings nur für maximal zehn Jahre.

Grundsätzlich gilt: Es lohnt sich, die Konditionen verschiedener Anbieter bis ins Detail hinein zu vergleichen und mit dem persönlichen Bedarf abzugleichen. Private Banken verlangen zum Beispiel häufig höhere Zinssätze, bieten dafür aber oft flexiblere Konditionen. So zahlen Studierende bei der DKB den satten Zins von 6,49 Prozent in allen Kreditphasen, können dafür aber im Inland oder Ausland studieren, jederzeit vorzeitig tilgen und ihre Auszahlungsbeträge variieren.

Ein völlig anderes Kreditmodell bieten Bildungsfonds: Sie poolen Gelder von Anlegern und verleihen diese zu festen Konditionen an Studierende oder Auszubildende weiter. Anbieter wie CareerConcept und Deutsche Bildung eignen sich dabei vor allem für Studenten mit vielversprechendem Berufsziel und straffem Studiumsmanagement. Denn die maximalen monatlichen Kreditauszahlungen sind mit 1000 Euro höher (bei manchen Anbietern sogar offen bzw. Verhandlungssache), Auslandsstudien oder Promotionsvorhaben sind kein Problem, doch muss der flotte Studienverlauf regelmäßig nachgewiesen werden. Zudem wird die Rückzahlung bereits bei Vertragsabschluss fest vereinbart: Die neuen Akademiker zahlen einen fixen Prozentsatz ihres Bruttogehalts an die Kreditgeber, meist zwischen drei und zehn Prozent. Und: Die Tilgung beginnt meist erst, wenn der frischgebackene Arbeitnehmer ein bestimmtes Einkommensniveau erreicht hat, das zwischen 1500 und 2500 Euro brutto liegt. Dabei betonen die Fondsanbieter, dass es ihnen nicht um eine Förderung der akademisch Besten gehe, sondern vielmehr darum, dass sich im Kreditgespräch und in der Lebensplanung ein roter Faden erkennen lasse.

Die Kredite von Fonds eignen sich damit eher für Studenten, die auf Flexibilität Wert legen und einen höheren Finanzbedarf haben, etwa zur Finanzierung einer teureren Auslandsuni oder eines MBA-Programms.

Auch als Bestandteil eines individuellen Finanzierungsmix neben Zuwendungen der Eltern, Stipendium oder eigenem Verdienst eignen sich Kredite. Wichtig sei, betont der Autor der CHE-Studie, einen realistischen Ausgabenplan anzufertigen und zu überlegen, ob ein Kredit tatsächlich nötig sei. Bisweilen könne es sinnvoller sein, studienbegleitend in einem fachnahen Bereich zu jobben. Die Devise laute: So wenig Kredit wie möglich, aber immer so viel wie für ein reibungsloses Studium erforderlich ist. Dann kann sich die Investition am Ende auszahlen: Laut OECD verdienen Akademiker im Schnitt in ihrem Berufsleben 67 Prozent mehr als Kollegen ohne Studium.

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