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Wirtschaft: Letzter Aufruf Berliner Bank

Die Kreis der Interessenten ist kleiner geworden

Berlin - Es wird ernst im Bieterkampf um die Berliner Bank, und der Kreis der Interessenten hat sich schon gelichtet. Am heutigen Freitag endet die Frist, innerhalb der Bewerber für die noch zur Bankgesellschaft Berlin gehörenden Berliner Bank ein konkretes Angebot abgeben müssen. Die Bankgesellschaft wollte sich zur Resonanz nicht äußern. Aus Marktkreisen hieß es jedoch, diese sei recht erfreulich, auch wenn sich anfangs deutlich mehr Interessenten gemeldet hätten.

Die Commerzbank, die HSH Nordbank und die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam haben mehrfach erklärt, ein so genanntes indikatives Angebot für die Berliner Bank abgeben zu wollen. Weiter im Gespräch sind die Berliner Volksbank und die Hypo-Vereinsbank, die allerdings keine offizielle Bestätigung gegeben haben. Die Postbank hat sich dagegen nach eigenen Angaben zurückgezogen.

Auch viele internationale Größen sollen auf der Liste fehlen – sie hätten wohl die Möglichkeiten nutzen wollen, einmal in die Bücher der Berliner Bank zu schauen, nie aber wirklich an ein Angebot gedacht, hieß es. Dies nicht zuletzt wegen der Bedingungen der Europäischen Union. In ihrem Beschluss zur Entflechtung der Bankgesellschaft hatte die EU-Kommission in Brüssel festgelegt, dass der Erwerber der Berliner Bank nicht für die Bankgesellschaft bieten darf. Die Bankgesellschaft, zu der die Sparkasse gehört, ist aber insbesondere für internationale Bieter das interessantere Objekt. Einzig dem US-Finanzinvestor Christopher Flowers mit seiner niederländischen Handelsbank NIB Capital wird noch zugetraut, dass er in letzter Minute auf den Zug aufspringt.

Der Kaufpreis wird von den Beteiligten als Geheimnis behandelt. Er soll zwischen 300 und 400 Millionen Euro liegen; Zahlen, die sowohl von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse als auch der Berliner Volksbank genannt wurden.

Die Berliner Bank zählt derzeit rund 318 000 Privat- und rund 14 000 Firmenkunden und kommt in Berlin auf einen Marktanteil von rund sieben Prozent. Mit insgesamt rund 1200 Beschäftigten hat das Institut im vergangenen Jahr deutlich mehr als 30 Millionen Euro verdient, wie Bankgessellschaftschef Hans-Jörg Vetter unlängst erklärte. In den Büchern der Bankgesellschaft steht die Berliner Bank noch mit einem Euro. Der Verkauf wird also in jedem Falle ein gutes Geschäft für den Konzern, dem die Erlöse zufließen.

In einem anderen Fall muss die Bankgesellschaft zuzahlen. Nach langen, keineswegs immer freundschaftlichen Verhandlungen gibt die Bankgesellschaft ihre Töchter für das Geschäft mit Immobilienfonds gemäß Sanierungsauflagen der EU an das Land Berlin ab. Die 37 Gesellschaften werden zum symbolischen Preis von einem Euro übernommen, teilte das Land mit. Für laufende Kosten bis zur geplanten Abwicklung der Töchter bringt die Bankgesellschaft 86,5 Millionen Euro ein. Neue Belastungen entstünden dadurch aber nicht, da schon im Abschluss 2003 Rückstellungen gebildet worden seien, teilte der Konzern mit. Die zum Jahreswechsel vereinbarte Übernahme von IBV, IBG, Bavaria und anderen Gesellschaften soll bis Juli dieses Jahres abgeschlossen sein. Damit könne Berlin besser dafür sorgen, Haushaltsbelastungen so gering wie möglich zu halten, sagte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD).

Daniel Rhee-Piening

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