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Liberalisierte Märkte: Billiger telefonieren

Warum hat die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes zu einem solch gnadenlosen Wettbewerb geführt? Was ist der Unterschied zu Gas und Strom?

Im Telekommunikationsbereich ist echter Wettbewerb inzwischen in vielen Bereichen tatsächlich entstanden. Es gibt jedoch immer noch einzelne Märkte, auf denen die Telekommunikationsanbieter mit Erfolg wirksame Konkurrenz verhindern. Zu denken ist hier insbesondere an den Mobilfunkmarkt. Die noch sehr hohen Kosten für Anrufe in Mobilfunknetze kommen dadurch zustande, dass die Mobilfunknetzbetreiber überhöhte Terminierungsentgelte für die Verbindung zu ihren eigenen Kunden verlangen. Dieses Entgelt, welches vom eigenen Netzbetreiber an den Zielnetzbetreiber für die Zustellung des Gespräches zu zahlen ist, wird auf den Anrufenden umgelegt. Die Bundesnetzagentur, die auch im Telekommunikationssektor Regulierungsaufgaben wahrnimmt, hat hier bereits erste Schritte durch Anordnung einer Preissenkung unternommen.

Der Wettbewerb auf den Märkten der Festnetztelefonie hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Bei Auslandsgesprächen hat die Deutsche Telekom ihre führende Marktposition inzwischen verloren. Aber auch bei Ortsgesprächen sind deutliche Fortschritte zu verzeichnen.

Im Unterschied zum Energiebereich schuf man für Telekommunikation bereits frühzeitig ein strenges Regulierungsregime. Dieser zeitliche Vorsprung macht sich vor allem durch erhöhte Wettbewerbsintensität und damit auch niedrigere Preise bemerkbar. Daneben bestehen grundlegende Unterschiede zwischen den Bereichen. Die Möglichkeit von Call-by-Call Gesprächen erleichtert es dem Einzelnen auf günstige Alternativangebote zurückzugreifen, ohne den umständlichen Weg eines Anbieterwechsels gehen zu müssen. Der Wettbewerb kann dadurch mit relativ einfachen Mitteln intensiviert werden. Bei Strom und Gas hingegen sieht sich der Privatabnehmer einem für ihn nicht ohne weiteres durchschaubaren Wechselprozess gegenüber. Dies hemmt die Wechselbereitschaft und damit auch die Bemühungen alternativer Anbieter.

Allerdings kann nicht geleugnet werden, dass viele Alternativanbieter von Telefon- und Internetzugangsdiensten von Vorleistungen der Telekom abhängig sind. Nur teilweise wurden bereits eigene Netzstrukturen geschaffen. Zum größten Teil sind die Anbieter jedoch auf die Mitbenutzung der Einrichtungen der Telekom angewiesen. Insoweit bedarf es auch in Zukunft einer staatlichen Aufsicht durch die Bundesnetzagentur. Man kann insoweit bisher nur von einem verordneten Wettbewerb sprechen.

Im dritten Teil der Serie beschreibt Maik Wolf, Experte für Wettbewerbsrecht von der Freien Universität Berlin, die Erfolge der Liberalisierung auf dem Telekommunikationsmarkt. Im ersten Teil untersuchte er die Öffnung des Gasmarktes und den mangelnden Wettbewerb. Im zweiten Teil wurde im Vergleich dazu die Situation auf dem Strommarkt untersucht.

Teil 1: Teures Gas
Teil 2: Teurer Strom
(Maik Wolf)

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