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Wirtschaft: Liberty steigt nicht bei Kirchs Bezahlfernsehen ein

Der US-Konzern Liberty Media will sich die Zustimmung des Bundeskartellamtes für die Übernahme des Kabelnetzes der Deutschen Telekom sichern. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr, will Liberty sein Konzept für die technische Aufrüstung der Kabelnetze so konkretisieren, dass es den Anforderungen der Kartellwächter genügt.

Der US-Konzern Liberty Media will sich die Zustimmung des Bundeskartellamtes für die Übernahme des Kabelnetzes der Deutschen Telekom sichern. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr, will Liberty sein Konzept für die technische Aufrüstung der Kabelnetze so konkretisieren, dass es den Anforderungen der Kartellwächter genügt. Als weiteres Zugeständnis verzichtet das Unternehmen darauf, sich am defizitären Bezahlfernsehen Premiere World der Münchener Kirch-Gruppe zu beteiligen.

Der Präsident des Bundeskartellamts, Ulf Böge, befürchtet Wettbewerbseinschränkungen, wenn Liberty wie geplant 60 Prozent der Kabelnetze von der Deutschen Telekom für 5,5 Milliarden Euro übernimmt und gleichzeitig weitere kleinere Kabelnetzbetreiber aufkauft. Den Kauf zusätzlicher Kabelnetze hält Liberty für notwendig, weil die Telekom-Netze überwiegend Fernverbindungen gewährleisten und mit zehn Millionen Haushalten nur zu einem Drittel bis zum Endkunden reichen. Bei den übrigen zwei Dritteln werden Kabelanschlüsse von Unternehmen wie Telecolumbus, Primacom oder UPC betrieben. Diese will Liberty ebenfalls übernehmen. An Primacom und UPC ist Liberty schon beteiligt, Telecolumbus will der Konzern von der Deutschen Bank-Tochter DB-Investor kaufen.

Das Kartellamt will diese Übernahmen nur dann akzeptieren, wenn Liberty gleichzeitig mehr Wettbewerb in angrenzenden Märkten schafft - etwa bei Internet und Telefonie - und dafür das Kabel aufrüstet. Dass Liberty daneben plante, bei Premiere einzusteigen, sich damit also den Zugriff auf einen Programmanbieter zu sichern, hat die Diskussion mit dem Kartellamt zusätzlich erschwert. Branchenexperten bezeichneten den Verzicht daher als "eindeutige Konzession an das Kartellamt". Andere Experten vermuten, dass Malone die Premiere-Pläne nie ernst gemeint, sondern sie als Verhandlungsmasse aufgebaut hat.

Kofler neuer Premiere-Chef

In der Kirch-Gruppe weint man Liberty keine Träne nach. Georg Kofler, langjähriger Pro-Sieben-Chef und seit Mittwoch designierter Vorstandschef beim krisengeschüttelten Bezahlfernsehen, nannte das Zusammenfallen seiner Ernennung mit dem Liberty-Rückzug "reinen Zufall." Ursprünglich wollte Malone gegen den Widerstand Leo Kirchs den 22-prozentigen Anteil an Premiere World vom australisch-amerikanischen Medienunternehmer Rupert Murdoch kaufen. Im Oktober kann Murdoch die Anteile für 1,8 Milliarden Euro an Kirch zurückzugeben, falls die Unternehmensziele nicht erreicht werden. Premiere World hat kein gutes Jahr hinter sich, die Abonnentenzahlen stagnieren, die Verluste steigen.

Ein Kirch-Sprecher unterstrich das Interesse der Münchener, mit Liberty ein gemeinsames Geschäftsmodell zu entwickeln. Die Gespräche stünden jedoch erst am Anfang. Aus Liberty-Kreisen heißt es hingegen, man habe sich darauf verständigt, die Programme von Kirch gemeinsam zu vermarkten. Experten sind indes überzeugt, dass der Premiere-Rückzug nicht ausreicht, das Kartellamt zur Zustimmung zu bewegen.

dri, hps, HB

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