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Wirtschaft: Licht zieht die Kundschaft magisch an

Adventsschmuck und Festbeleuchtung sind unverzichtbar, damit Käufer länger verweilen. Doch um die Finanzierung gibt es Streit

Seit langem erstrahlte Berlin nicht mehr in solchem Weihnachtsglanz: Der Kurfürstendamm ist dank des Sponsors Wall AG ein Lichtermeer, während der Boulevard Unter den Linden wieder mit Hilfe von Vodafone leuchtet. Erstmals hat die Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg eine 17-Meter-Weihnachtstanne mit 400 elektrischen Kerzen – ein Geschenk von Fielmann. Weihnachtsdekoration sei „extrem wichtig als Signal für die Kunden“, sagt Nils Busch-Petersen vom Berliner Einzelhandelsverband.

Schon die Kaufhaus-Pioniere der Familie Tietz (Hertie) hätten die verkaufsfördernde Wirkung von Adventsschmuck einst gekannt, so Busch-Petersen. Heute soll die Dekoration auch Touristen in die Stadt locken. In der neuen Kampagne „Winterzauber“ wirbt die Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) mit Bildern des festlich illuminierten Gendarmenmarkts. Die sechs Millionen Euro teure weltweite Aktion soll bis Februar 600000 zusätzliche Übernachtungen bringen. Bisher sehe alles nach einem „vollen Erfolg“ aus, meldet die BTM.

„Licht zieht die Kunden magisch an“, sagt Cornelia Priess von der Arbeitsgemeinschaft City-West. „Die Leute verweilen länger, und das nutzt auch Restaurants und Theatern.“ Allerdings ließen sich die Mehrumsätze „nicht genau definieren“. Wall wird die Beleuchtung des Ku’damms und der Tauentzienstraße mindestens drei Jahre lang sponsern. Gegenleistungen gibt es laut einer Sprecherin nicht: „Wir wollen anlässlich unseres 20-jährigen Firmenjubiläums etwas Gutes tun.“ Das neue Kranzler-Eck bietet auf eigene Kosten zudem einen 65 Meter hohen Licht-Adventskalender.

In den Vorjahren hatte es am Ku’damm stets Finanzierungsprobleme gegeben. Die AG City-West fand zu wenig „Baumpaten“ und schaltete die Adventslichter 2002 und 2003 jeweils für einige Stunden ab, um die drohenden Folgen zu zeigen. „Es gibt zu viele Trittbrettfahrer, die nichts beisteuern“, sagt Priess.

„Nur wenige Einkaufsstraßen machen etwas gemeinsam“, bedauert Tanja Prillwitz von der Industrie- und Handelskammer (IHK). „Den monetären Nutzen kann man ja nicht genau abschätzen.“ Die meisten Händler schmückten nur ihr eigenes Geschäft. Sie müssten aber mehr an die langfristige Kundenbindung denken, meint die IHK. Shopping-Center hätten es leichter. Gemäß der dort üblichen Verträge „werden Dekoration und Werbung von allen Mietern finanziert“.

Der Nutzen ist für Centermanagerin Fabiola Peiniger in den Potsdamer-Platz-Arkaden augenfällig: „Die Leute drapieren sich um die Bäume und machen Fotos.“ Man müsse dem Kunden „Gefühle bieten, damit er verweilt“. Zur Dekoration gehören eine sechs Kilometer lange Lichterkette, mehr als 100 Weihnachtsbäume und 4000 Christbaumkugeln. An einem finanziellen Beitrag kommt keiner der knapp 130 Mieter vorbei. Anders ist es in der Westfälischen Straße in Wilmersdorf, wo die Händler aber dennoch kooperieren. Zum zweiten Mal kauften sie gemeinsam rund 70 Fichten und stellten diese vor die Türen. Nur die Verzierung bleibt jedem Händler überlassen.

Künftig könnte es in Einkaufsstraßen einen Zwang zu Kostenbeiträgen geben – auch für bauliche Verbesserungen und andere Maßnahmen. So sieht es ein Gesetzentwurf der Berliner CDU vor. Er soll Standortgemeinschaften ermöglichen, die im Ursprungsland USA „Business Improvement Districts“ heißen. Deren Gründung müssen mehr als die Hälfte der Anrainer zustimmen. Danach sind alle zu Beiträgen verpflichtet – auch Hausbesitzer ohne Geschäft. Am Neuen Wall in Hamburg startet ein ähnliches Projekt im Januar. Berlins Einzelhandelsverband sieht darin eine mögliche Lösung der Probleme mit „Trittbrettfahrern“. Die IHK wünscht sich mehr Engagement, möchte auf Zwang jedoch verzichten.

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