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Lidl

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Lidl-Überwachungsskandal: Kameras filmen Eingabe der EC-Geheimzahl

Von der Bespitzelung bei Lidl sind neben den Mitarbeitern auch die Kunden des Lebensmitteldiscounters betroffen: Die Kameras im Kassenbereich können das Bezahlen mit der EC-Karte erfassen und unter Umständen die Geheimzahl erkennen – ein Sicherheitsrisiko für den Kunden.

Der Skandal schlägt Wellen: Wie das Magazin "Stern" am Mittwoch berichtete, hat Lidl seine Beschäftigte in zahlreichen Filialen systematisch überwacht – in einer Art und Weise, die fatal an Stasi-Methoden erinnert. Der für seine Personalführung schon oft kritisierte Lebensmitteldiscounter ließ über zahlreiche Überwachungskameras registrieren, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat und wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur "introvertiert und naiv wirkt".

Datenschützer untersuchen nun den Fall, der Ethikverband der Deutschen Wirtschaft rügt Lidl, die Gewerkschaft Verdi spricht von einer Verletzung der Grundrechte und will den Konzern verklagen. Die Grünen fordern Sanktionen, da nach ihrer Auffassung grob gegen den Datenschutz verstoßen wurde. Grünen-Chefin Claudia Roth hat die Kunden sogar zu einem Boykott des Lebensmitteldiscounters aufgerufen.

Die Kunden können sich nun entscheiden, ob sie aus Solidarität mit den Lidl-Mitarbeitern die Supermarktkette boykottieren. In jedem Fall sollten sie bei einem Einkauf bei Lidl vorsichtig sein, denn der Überwachungsskandal betrifft auch sie: Die Kameras in den Lidl-Filialen sind teilweise so installiert, dass sie im Kassenbereich auch die Eingabegeräte erfassen, in die bei Kartenzahlung die Geheimnummer eingeben wird. Wie die bei "stern.de" veröffentlichten Bilder aus den Lidl-Überwachungskameras zeigen, ist das Tastenfeld für die EC-Kartenzahlung gut erkennbar – je nach Standort des Kunden könnte dieser beim Eintippen der Geheimnummer beobachtet werden.

Sicherheitsproblem Kartenzahlung

Zwar gibt es in diesem Fall kein Hinweis darauf, dass mit den Aufnahmen aus den Lidl-Filialen EC-Kartenbetrug stattgefunden hat, aber ein Sicherheitsproblem besteht. Kameras, die Geheimnummern von EC-Karten erfassen können – dies erinnert an die Methoden von EC-Karten-Dieben, die mit Hilfe von an Geldautomaten installierten Minikameras oder vorgeschalteten Geräten Pin-Nummern ausspähen. Die Gefahr, dass Betrüger die Pin-Nummer einer EC-Karte ausspähen – sei es nun, indem sie einfach bei der Eingabe über die Schulter schauen, eine versteckte Kamera installieren oder an entsprechende Filmaufnahmen gelangen, ist gegeben. Stehlen oder kopieren die Täter anschließend die EC-Karte des Opfers, so können sie das Konto bis zum Limit plündern.

Schon seit einigen Jahren können Lidl-Kunden flächendeckend mit EC-Karte zahlen – und der Discounter wirbt damit. Schließlich ist Lidl in Sachen Kartenzahlung Vorreiter unter den Lebensmitteldiscountern. Dank der schnellen Einführung des entsprechenden Kassensystems konnte Lidl gegenüber Konkurrent Aldi aufholen.

Angesichts dieser eklatanten Sicherheitsmängel erscheint es jedoch fragwürdig, wenn Kunden zunehmend an den Kassen mit der EC-Karte nicht nur bezahlen, sondern auch Bargeld abheben können. Der "Supermarkt als Bankfiliale" ist unter solchen Umständen problematisch. Derweil bleibt der Rat an den Kunden, bei der Eingabe der Pin-Nummer das EC-Kartengerät mit der anderen Hand gut abzudecken – vor allem auch beim Einkauf bei Lidl, sofern er denn noch stattfindet.

Lidl entschuldigt sich bei Kunden

Derweil hat sich Lidl nicht nur bei seinen Mitarbeitern, sondern auch bei seinen Kunden entschuldigt. Der Eindruck, Lidl würde seine Mitarbeiter systematisch "bespitzeln", entspreche nicht den Führungsgrundsätzen des Unternehmens, erklärt Lidl am Freitag auf seiner Internetseite. Das Unternehmen versichert, künftig keine Detektive mehr zu beauftragen und nur noch sichtbar angebrachte Kamera-Anlagen einsetzen zu wollen.

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