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Wirtschaft: Liebe Amerikaner

Wenn Präsident George W. Bush die ehrgeizigen Pläne für seine zweite Amtszeit umsetzen will, sollte er bedenken, wie der Markt auf seine Teilnahmslosigkeit gegenüber der Dollarschwäche reagiert.

Wenn Präsident George W. Bush die ehrgeizigen Pläne für seine zweite Amtszeit umsetzen will, sollte er bedenken, wie der Markt auf seine Teilnahmslosigkeit gegenüber der Dollarschwäche reagiert. Der Dollar fällt und fällt, während die Preise für Öl und Gold steigen. Der Goldpreis erreichte gar den höchsten Stand seit 1987 – das Jahr der letzten Dollarkrise und dramatischer Verluste am Aktienmarkt.

Eigentlich sollte die Lehre daraus sein, dass Investoren nicht auf Länder setzen, die ihre Währungen abwerten – vor allem dann nicht, wenn die politischen Entscheidungsträger offenbar planlos agieren. Finanzminister John Snow wird nicht müde zu wiederholen, dass er eine Politik des starken Dollar favorisiert – während er gleichzeitig gegenüber asiatischen Währungen einen schwächeren Dollar unterstützt. Snow sagt auch immer, dass Wechselkurse durch Marktkräfte bestimmt werden sollten. Doch eine Währung ist nicht eine Ware wie Weizen oder Kupfer, sie dient der Wertaufbewahrung. Und ihr Wert wird durch die Geldpolitik bestimmt. Sollte ein Finanzminister das nicht wissen?

Und dann ist da noch der andere Entscheidungsträger, Alan Greenspan. Bei eingehender Lektüre seiner Rede auf dem Europäischen Bankenkongress wird deutlich, wie er das Dilemma des Dollar einschätzt. Er betonte, dass das USLeistungsbilanzdefizit – derzeit über fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts – „nicht ewig steigen kann“. Gewiss. Doch Greenspan sagte auch, dass „wir nur wenige Anzeichen sehen“, dass das US-Handelsdefizit bei ausländischen Investoren „auf Finanzierungswiderstand stößt“.

Greenspan ist gewieft, und es wäre nicht überraschend, wenn er von der eigenen Verantwortung für die Dollarschwäche ablenken möchte. Natürlich weiß er, dass das Haushaltsdefizit nicht der Grund für die Dollarschwäche ist. Doch es stört ihn nicht, wenn seine Bemerkungen genutzt werden, um alle Probleme dem Weißen Haus zuzuschreiben statt der Fed. Dabei sollte er sich lieber seiner primären Verantwortung widmen: den Wert des Dollar zu erhalten.

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