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Wirtschaft: Lieber alles ausgeben

Ärger nach dem Urlaub: Banken mauern beim Devisentausch – oder kassieren ab.

Mit 500 Schekel und 150 Dinar kehrte Familie P. kürzlich aus ihrem Sommerurlaub in Israel und Jordanien zurück. Weil die Reste der Reisekasse umgerechnet etwa 250 Euro ausmachten, wollten die P.s das Bargeld bei ihrer Hausbank zurücktauschen. Doch die Hypovereinsbank lehnte rundweg ab. „Das können wir nicht annehmen, wir haben gar keinen Kurs“, hieß es.

Die Hypovereinsbank ist nicht das einzige Kreditinstitut, das seinen Kunden beim Tausch fremder Währungen Schwierigkeiten macht oder ihn versagt. Obwohl die Deutschen Reiseweltmeister sind und Millionen Urlaub auch außerhalb der Euro-Zone machen, versuchen viele Sparkassen oder Privatbanken, Kunden mit fremden oder „exotischen Währungen“ erst einmal abzuwimmeln. „Bestimmte Währungen tauschen wir überhaupt nicht, auch nicht für Kunden“, gibt die Mitarbeiterin an der Hotline der Berliner Sparkasse unumwunden zu. Wer zum Beispiel aus Brasilien, Jordanien, Serbien oder Indien Bargeld mitgebracht hat, braucht hier erst gar nicht nachzufragen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken wird überhaupt keine Währung getauscht.

Doch selbst wenn ein Rücktausch möglich ist: In vielen Fällen lohnt er sich nicht. Denn die meisten Banken und Sparkassen verlangen nicht nur Umtauschgebühren, sondern verstecken weitere Kosten in bisweilen hohen Spannen zwischen den Ankaufs- oder Briefkursen einerseits und den Verkaufs- oder Geldkursen andererseits, also in den sogenannten Spreads (siehe Kasten). Der reine Tauschvorgang kann das Bargeld also am Ende um die Hälfte reduzieren.

Hinzu kommt bei der Sparkasse eine „Transaktionsgebühr“ von drei Prozent des Betrags oder mindestens zehn Euro. Sie entfällt nur, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: Wer umtauschen möchte, muss Kunde der Sparkasse sein, das Geld seinem Girokonto gutschreiben lassen und eine Quittung besitzen, die belegt, dass er die fremde Währung vor dem Urlaub auch bei der Sparkasse gekauft hat. Andere Banken arbeiten mit ähnlich komplizierten Modellen, wobei die Gebühren nicht nur von Summen, Kundenstatus und Währungen, sondern bisweilen auch von Kontomodellen abhängig sind. Generell gilt also: Fremde Währungen zu kaufen und Reste nach dem Urlaub in Euro zurückzutauschen, ist sehr teuer. Münzen werden bei den meisten Instituten grundsätzlich gar nicht akzeptiert. „In Zeiten des vorwiegend unbaren Zahlungsverkehrs ist es sehr aufwendig und teuer, sich Banknoten aus den jeweiligen Ländern zu besorgen und zu lagern“, erklärt ein Sprecher der Landesbank Berlin.

Was also tun, wenn man ausländisches Geld aus dem Urlaub mit nach Hause gebracht hat? Viele Banken und Filialen schicken ihre Kunden zu Wechselstuben oder speziellen Sortenbanken, wie sie meist an Bahnhöfen, Flughäfen oder in den Stadtzentren zu finden sind. So verfügt die Reisebank, eine Tochter der DZ-Bank und damit Teil der Volks- und Raiffeisengruppe, über 100 Geschäftsstellen in ganz Deutschland, darunter acht in Berlin. Bis zu 100 verschiedene Währungen, vom „Neuen Manat“ aus Aserbaidschan über den südkoreanischen Won bis zum afrikanischen Kongo Franc seien in den Filialen ohne Vorbestellung vorrätig oder würden angekauft, sagt Banksprecher Michael Fuchs. Die „Euro Change Wechselstuben AG“ hat sechs Filialen in Berlin, dabei ein etwas kleineres Angebot exotischer Währungen.

Doch der Blick auf die Kurse zeigt: Billiger als normale Geschäftsbanken sind auch die Reisebanken im Schnitt nicht. Je nach Währung und Betrag sind die Kosten etwas höher oder etwas niedriger als bei den regulären Banken. So zahlt der Kunde bei der Reisebank für Schekel einen Spread von 31 Prozent, für britische Pfund Sterling etwa zwölf Prozent und für den US-Dollar sogar 14 Prozent. Wer gängige Währungen tauschen will, fährt also bei den regulären Banken im Allgemeinen besser, während exotischere Noten hier zum Teil etwas günstiger ge- und verkauft werden können. Auch die Reisebank nutzt die mangelnden Alternativen für saftige Entgelte: So zahlt der Kunde für Kauf oder Verkauf einen „Festbetrag“ von 2,50 Euro, hinzu kommt ein „Umtauschbetrag“ von 2,5 Prozent der Summe – es sei denn, der Kunde kann belegen, dass er die Währung bis maximal 60 Tage vorher bei der Reisebank erstanden hat. Manche Wechselstuben werben mit dem Hinweis auf einen „gebühren- und provisionsfreien Umtausch“. Bei ihnen verstecken sich die Kosten jedoch meist direkt in den Kursen.

„Mit der Einführung des Euro ist das Geschäft mit dem Währungstausch weitgehend eingebrochen“, erklärt Fuchs. Die reduzierte Nachfrage erhöhe die Preise. Außerdem hätten die meisten Banken kein Interesse daran, exotisches Bargeld zurückzukaufen und zu den Landesbanken zu transportieren. Fuchs empfiehlt stattdessen, die Reisekasse möglichst bargeldlos zu planen und „nur für Erstausstattung kleine Summen“ mitzunehmen.

Häufig – aber nicht immer – ist es billiger, sich diese ersten Scheine in fremder Währung erst am Ziel zu beschaffen, per EC- oder Kreditkarte. Denn oft berechnen die Banken hier nicht die teureren Sortenkurse, sondern die günstigeren Devisenkurse. Hinzu kommt eine Gebühr, die je nach Betrag und Bank bei ein bis drei Prozent des abgehobenen Betrags liegt. Bisweilen verlangen auch die Banken im Urlaubsland weitere Gebühren. Kreditkarten sind meist etwas teurer, dafür spucken Geldautomaten bei ihnen problemlos Bargeld aus. EC-Karten sind hingegen günstiger, aber in ihren Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt. So ermöglichen manche Banken zum Schutz vor Betrug den Einsatz des Plastikgelds im Ausland nur mit kleinen Beträgen oder nur nach vorheriger Freischaltung.

Banken, Sparkassen und Verbraucherschützer raten deshalb: Einige Wochen vor der Abfahrt in ein Nicht-Euro-Land sollten Reisende bei ihrer Hausbank klären, wie und zu welchen Kosten sie sich im Urlaub mit der fremden Währung versorgen können. Wer unbedingt Bares gleich aus Deutschland mitnehmen möchte, sollte wegen der enormen Kostenunterschiede unter den Anbietern vergleichen. Scheine mit zurückzubringen lohnt meist nicht. Wer das Geld nicht zu einem großen Teil der Bank schenken will, gibt lieber alles im Urlaub aus.

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