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Linde-Chef Wolfgang Reitzle: Ein Talent für alle Branchen

Die Baustoffkonzerne Holcim und Lafarge besiegeln die größte Fusion in der Geschichte der Zementbranche. Wolfgang Reitzle, noch bis Mai an der Spitze von Linde, soll als Verwaltungsratschef die Geschicke von Lafarge-Holcim lenken. Ein Portrait.

Sollte es Menschen geben, die noch nicht von Wolfgang Reitzle gehört haben, dürften sie sich fragen, warum der Mann mit dem schmalen Oberlippenbart als Manager so viel öffentliches Interesse genießt. BMW, Ford, Linde sowie zahlreiche Gerüchte um neue, größere Führungsaufgaben verbinden sich mit seinem Namen. Aktuell ist der 65-Jährige Vorstandschef des Industriegase-Konzerns Linde. Doch in wenigen Wochen scheidet er aus und braucht eine Anschlussbeschäftigung.

Weil einer wie Reitzle auch im Rentenalter noch oben einsteigt, ist der Job rechtzeitig gefunden worden: Als Verwaltungsratschef soll er den frisch fusionierten Baustoffkonzern Lafarge-Holcim überwachen und steuern. Die beiden Marktführer aus der Schweiz und Frankreich erzielen zusammen einen Umsatz von 32 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis von 6,5 Milliarden Euro. Eine große Aufgabe, selbst für einen wie Reitzle, den eine Agentur am Montag „Tausendsassa“ nannte.

Reitzle ist auch auf dem roten Teppich zu Hause

Stets formvollendet gekleidet, an der Seite der TV-Moderatorin Nina Ruge auch auf dem roten Teppich zu Hause, mitteilsam und eloquent – Reitzle hat sich in allen seinen Positionen nie hinter Zahlen versteckt. Der Wirtschaftsingenieur und Honorarprofessor für Unternehmensführung gilt und gefällt sich als Vorzeigemanager. Kaum ein Thema, zu dem er nicht seine Meinung äußert. In der Liste seiner Veröffentlichungen findet sich der Titel „Industrieroboter“, aber auch der Rowohlt-Band „Luxus schafft Wohlstand“.

Ruhestand ist für den Schwaben Reitzle, der zwei Töchter aus erster Ehe hat, ein Fremdwort. Neben seiner künftigen Tätigkeit beim Zement-Konzern führt er seit Ende 2009 den Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental. Ab Juni will er zudem den Aufsichtsrat des Klinikbetreibers Medical Park leiten. Beim Verlagshaus Springer rückt Reitzle kommende Woche in den Aufsichtsrat.

An die Spitze von BMW schaffte es der Manager nicht

„Auch ich kann nicht zaubern“, sagte der Manager 2009 in einem „Handelsblatt“-Interview – und kokettierte dabei ein wenig mit dem Gedanken, dann und wann doch über magische Kräfte zu verfügen. Dabei gab es auch Rückschläge in seiner Karriere. So schaffte es Reitzle in den 90er Jahren nicht wie erhofft an die Spitze von BMW. Beim Umbau des Linde-Konzerns gelang ihm hingegen auch nach Meinung seiner Kritiker Großes. Sicher ist: Auch in der Zementbranche wird Wolfgang Reitzle einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollen.

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