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Wolfgang Bernhard auf der Lkw-IAA 2016. Zuletzt musste er schlechte Geschäftszahlen präsentieren.

© dpa

Lkw-Vorstand geht: Wolfgang Bernhard verlässt Daimler

Der größte Lkw-Hersteller der Welt verliert seinen Vorstand. Schon wird über eine Fortsetzung von Wolfgang Bernhards Achterbahn-Karriere spekuliert.

Gemessen an Wolfgang Bernhards glamourösen Auftritten früherer Tage wirkte sein Rücktritt am Freitag kleinlaut. Der Chef von Daimlers Nutzfahrzeugsparte, der einmal fast „Mister Mercedes“ geworden wäre und bei Volkswagen als „Kronprinz“ galt, verlässt überraschend den Stuttgarter Konzern. Der größte Lkw-Hersteller der Welt verliert seinen Vorstand.

„Wolfgang Bernhard scheidet auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen aus“, teilte Daimler nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Der 56-Jährige, der seit 2010 im Daimler-Vorstand saß, wolle seinen im Februar 2018 auslaufenden Vertrag nicht verlängern und werde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freigestellt. Bis zur Bestellung eines Nachfolgers übernehme Daimler-Chef Dieter Zetsche die Leitung des Geschäftsfelds. „Wir bedauern diesen Entschluss, haben aber eine Anzahl hervorragender Führungskräfte, die die Nachfolge antreten können“, erklärte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff.

Es gab offenbar keinen Streit

Das alles klingt nicht freundlich, aber einen Streit soll es im Konzern dennoch nicht gegeben haben, heißt es. 2016 hatte Bernhards Geschäftsbereich aber deutlich schwächer abgeschnitten als die Pkw-Sparte. Erst kürzlich hatte Daimler mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr 415100 Lkw verkauft wurden – knapp 90 000 weniger als im Vorjahr.

Bernhards Selbstbewusstein scheint dies nicht gekränkt zu haben. „Spiegel Online“ berichtete, er wolle künftig selbstständig arbeiten, möglicherweise als Investor. Analysten spekulierten, der ehrgeizige Manager habe seinen Traum eines Postens als „Chief Executive Officer“ nicht aufgegeben und könnte woanders anheuern – womöglich sogar wieder bei Volkswagen, als Nachfolger des amtierenden VW-Chefs Matthias Müller.

Gedankenspiele, die an Bernhards Achterbahn-Karriere in der Autoindustrie anknüpfen. Als ehemaliger McKinsey-Berater wechselte der Wirtschaftsingenieur 1994 zu Daimler. Bernhard hatte Großes vor: Für seine Karriere hatte er Ende der 80er Jahre den Namen seiner Mutter angenommen, da der Familienname Ayerle international schwer auszusprechen war. Nach der Fusion von Daimler und Chrysler drehte der smarte Allgäuer auf: Bei der Automesse in Detroit posierte er 2003 in Lederkluft auf einem 500-PS-Motorrad. Doch ein Jahr später kam es zum Streit mit Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp. Bernhard wechselte zu Volkswagen, wo er von 2005 bis 2007 arbeitete – und erneut beste Karrierechancen hatte. Sogar als künftiger Konzernvorstand wurde er gehandelt. Doch es reichte nur zum VW- Markenchef.

Vertrag von Entwicklungsvorstand Ola Källenius bis 2022 verlängert

Dieter Zetsche, mit dem er eng bei Daimler-Chrysler zusammengearbeitet hatte, holte ihn zurück zu Daimler. Bernhard wurde Mercedes-Chef, war als möglicher Nachfolger Zetsches im Gespräch. Als unerbittlicher Kostensenker lieferte er sich scharfe Auseinandersetzungen mit den Arbeitnehmern. Beim Streit über die Vertragsverlängerung von Zetsche 2013 musste er mit dem damaligen Lkw- Chef Andreas Renschler den Posten tauschen. Inzwischen gilt der jüngere Entwicklungsvorstand Ola Källenius als Kronprinz von Zetsche. Källenius’ Vertrag verlängerte der Aufsichtsrat am Freitag turnusmäßig um weitere fünf Jahre – bis Ende 2022.

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