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Wirtschaft: Löhne sind bei Holzmann das drängendste Problem

Die Pleite der Philipp Holzmann AG hat derzeit noch keine Auswirkungen auf die seit Jahren laufenden Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Baukonzern. Das erklärte Job Tilmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt.

Die Pleite der Philipp Holzmann AG hat derzeit noch keine Auswirkungen auf die seit Jahren laufenden Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Baukonzern. Das erklärte Job Tilmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt. Allerdings halten es Beobachter für durchaus möglich, dass im Zuge der Aufräumarbeiten des Insolvenzverwalters Ottmar Hermann neue Informationen ans Tageslicht kommen, die Einfluss auf die Untersuchungen haben könnten. "Ich schließe das nicht aus", erklärte Klaus Nieding, Rechtsanwalt und Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Die Staatsanwaltschaft sieht nach der Pleite des zweitgrößten deutschen Baukonzerns keinen akuten Handlungsbedarf. Dies gilt laut Tilmann auch für den Vorwurf einer Konkursverschleppung. "Wir sehen im Moment keinen Anfangsverdacht, der eine Untersuchung rechtfertigen würde", erklärte er. Allerdings würden die Beamten wie bei jeder Insolvenz den Bericht des Insolvenzverwalters, sobald dieser vorliege, unter diesen Gesichtspunkten analysieren. Nach Aussage des Verwalters Hermann wird das noch Wochen dauern. "Das ist nicht unser drängendstes Problem. Wir müssen uns zunächst um einen Massekredit, also frisches Geld kümmern", sagte Hermann. Auch die Kursausschläge der Holzmann-Aktie vor der Insolvenz geben keinen Anlass für Nachforschungen. "Wir planen keine Untersuchungen", hieß es beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel.

Im Zusammenhang mit der Krise des Baukonzerns im Jahr 1999 hatte die Staatsanwaltschaft Untersuchungen in diversen Richtungen unternommen. "Die Ermittlungen kommen nur mühsam voran", erklärte Tilmann. Am weitesten sei der Komplex WestLB gediehen. Die Landesbank soll dem Baukonzern Scheinrechnungen ausgestellt haben. "Es wird in absehbarer Zeit zu einem Abschluss kommen", sagte Tilmann, ohne Details zu nennen. Dagegen würden die Ermittlungen gegen die Altvorstände von Holzmann noch dauern. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sich frühere Vorstandsmitglieder, darunter die Ex-Vorsitzenden Lothar Mayer und Heinrich Binder, der Untreue schuldig gemacht haben.

In diesem Zusammenhang wird auch gegen das ehemalige Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Carl-L. von Boehm-Bezing ermittelt. Er hatte den Aufsichtsrat von Holzmann geführt. Holzmann selbst hat sich mit den Altvorständen auf einen Vergleich über 25 Millionen Euro geeinigt. Darüber hinaus wird wegen Bilanzmanipulationen im Zusammenhang mit dem Bau der Köln-Arena ermittelt. Zudem untersuchen die Beamten den Vorwurf des Kreditbetrugs, weil Holzmann kurz vor der Krise 1999 noch einen Kredit über 50 Millionen Mark bei der Commerzbank abgerufen hatte.

Folgen könnte die Holzmann-Pleite allerdings auf die Klage des Holzmann-Großaktionärs Gevaert gegen die Deutsche Bank und Holzmann haben. Gevaert fühlt sich beim Kauf von Holzmann-Anteilen nur unzureichend informiert und klagt wegen Prospekthaftung auf Schadenersatz in Höhe von rund 164 Millionen Euro. "Sollte es zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens kommen, müsste der Holzmann-Komplex wahrscheinlich abgetrennt werden", erklärte Gevaert-Anwalt Georg Maier-Reimer.

Der vorläufige Insolvenzverwalter der Philipp Holzmann AG will zunächst die Löhne und Gehälter für die Beschäftigten sichern. Nach dem Gesetz erhalten sie rückwirkend vom Tag der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ihre Einkünfte für drei Monate vom Arbeitsamt. Dies soll die Chancen für eine Fortführung eines Pleite gegangenen Unternehmens erhöhen.

jkn, HB

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