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Westhafen

© Imago

Logistik: Mehr als nur Transport und Lagerung

Mit dem bundesweiten "Tag der Logistik“ will die Branche ihre Vielfalt zeigen. In Berlin öffnete der Westhafen seine Tore.

Das Wetter hat sich alle Mühe gegeben, Hafengefühle aufkommen zu lassen. Am Donnerstag regnet es in Strömen, die rund 40 Auszubildenden ducken sich etwas missmutig unter das schmale Dach des Verwaltungszentrums. Es ist „Tag der Logistik“. Bundesweit haben mehr als 350 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen ihre Tore geöffnet. Auch die Behala, der Betreiber der drei Berliner Häfen, hat zu einer Führung auf dem Westhafen-Gelände eingeladen. Die angehenden Speditionskaufleute und Logistiker, aber auch Schulklassen und andere Interessenten sollen einmal sehen, was auf dem 40 Hektar großen Gelände so alles vor sich geht.

„Der Westhafen ist der zehntgrößte Binnenhafen Deutschlands“, erzählt ihnen Klaus-Günter Lichtfuß, bei Behala für den gesamten Logistik-Bereich verantwortlich. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner arbeitet seit 1983 für den Hafenbetreiber. Als studierter Schiffbauer hat Lichtfuß es heute indes weniger mit Schiffen zu tun, als ihm lieb ist. Zwar verfügt der Westhafen seit dem Ausbau im Jahr 2001 über ein Containerterminal, das fast 1000 Standardcontainer fassen kann. Aber da viele Brücken in Berlin noch nicht über die für manche Containerschiffe erforderliche Höhe von 5,25 Meter verfügen, wird der knapp 70 Meter breite Kran derzeit nur für das Umladen von Zügen auf Lkw genutzt. „Wir hoffen aber, dass der Ausbau der Wasserstraßen von und zur Hauptstadt in den nächsten zwei bis drei Jahren fertiggestellt wird“, sagt Lichtfuß. Dann soll die Bedeutung des Westhafens als innerstädtisches Logistikzentrum weiter wachsen.

Bis dahin erzielt die Behala ihre Einnahmen vor allem mit der Vermietung und Verpachtung von Lagerhallen, zum Beispiel an den Siemens-Konzern oder die Rhenus Eonova, die die Berliner Krankenhäuser logistisch versorgt. Ansonsten schlägt der Hafenbetreiber Baustoffe, Schrott und Papier um. Und seit kurzem auch Kaffeebohnen.

Bis vor kurzem war das riesige Silogebäude im nördlichen Teil des Hafengeländes – eines der alten Backsteingebäude, die inzwischen unter Denkmalschutz stehen – noch randvoll mit Getreide gefüllt. „Aber seit die EU ihre Förderungen gekürzt hat, lohnt sich das nicht mehr“, sagt Lichtfuß. Nun lagert dort die Firma Westhoff ihre Kaffeebohnen, bevor diese in Reinickendorf geröstet, abgepackt und an Lebensmittelhändler versandt werden. Acht bis neun Lkw voller Bohnen, jeder mit rund 20 Tonnen beladen, werden täglich im Westhafen angeliefert – nicht ohne ein angenehmes Aroma zu hinterlassen.

Wie am Westhafen arbeiten in Deutschland insgesamt 2,6 Millionen Menschen in 60 000 Unternehmen daran, dass Güter jeden Tag von A nach B transportiert werden. Logistik ist nach Angaben des Branchenverbands BVL mit 210 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2007 bereits der drittgrößte Wirtschaftsbereich nach Handel und Automobilindustrie. Dass dies noch weitgehend unbekannt ist, will der BVL ändern. Und darauf hinweisen, dass der Branche neben Mitarbeitern für Transport, Umschlag und Lagerung auch Kaufleute, Logistiker und Informatiker fehlen.

Mit dem ab sofort jährlich stattfindenden „Tag der Logistik“ solle gezeigt werden, dass Logistik weit mehr als nur Transport, Umschlag und Lagerung ist, sagt BVL-Sprecherin Ulrike Grünrock-Kern. Bundesweit wurden am Mittwoch 212 verschiedene Veranstaltungen angeboten, an denen schätzungsweise 20 000 Personen teilgenommen haben. „Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt die BVL-Sprecherin. Juliane Schäuble

Juliane Schäuble

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