Wirtschaft: Logistikchef der Bahn droht Ablösung
Streit mit Bahnchef Mehdorn um die Strategie / Aufsichtsrat soll Kürzung bei Investitionen genehmigen
Berlin - Bernd Malmström, Chef der Gütersparte der Bahn AG, droht die Nichtverlängerung seines im Sommer 2005 auslaufenden Vertrags. Das bestätigten Bahnkreise am Sonntag dem Tagesspiegel. Hintergrund sind unterschiedliche Auffassungen zwischen Malmström und Bahnchef Hartmut Mehdorn über die Strategie des Güterverkehrs im Konzern. Während Mehdorn den Transport auf der Schiene (Railion) und auf der Straße (Schenker) zusammenführen möchte, besteht der 63-jährige Malmström bislang auf eine weitgehende Trennung der Bereiche. Ob Malmström bleibt, sei derzeit aber nicht absehbar, heißt es. Zu unklar seien die Mehrheiten im Aufsichtsrat der Bahn.
Dieses Kontrollgremium tagt am Dienstag zum letzten Mal in diesem Jahr und soll neben den erst kürzlich von Mehdorn revidierten Umsatz- und Gewinnplanungen auch einen revidierten Investitionsplan genehmigen. Hintergrund sind die massiven Kürzungen der Bundeszuschüsse wegen der leeren Haushaltskassen. Die Bahn ist deshalb vorerst lediglich in der Lage, Unterhaltung und Sanierung bestehender Strecken zu finanzieren, was allein 2,5 Milliarden Euro im Jahr verschlingt.
Zahlreiche zentrale Verkehrsvorhaben würden verschoben oder faktisch eingestellt, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf Unterlagen für den Aufsichtsrat. Die Bahn lehnte eine Stellungnahme am Sonntag ab.
Nach Angaben des Magazins wird beispielsweise der Neu- und Ausbau der Strecke Hanau–Fulda/Würzburg, bisher für 1,4 Milliarden Euro geplant, faktisch gestoppt. Auch mit dem Bau der so genannten Ypsilon-Trasse zwischen Hamburg/Bremen und Hannover, für den zuletzt 1,2 Milliarden Euro vorgesehen waren, wird demnach zumindest nicht vor 2009 begonnen. Auf der Verbindung Augsburg-München, einer der verkehrsstärksten Strecken im deutschen Schienennetz, werde die Projektlaufzeit verlängert.
Stark gekürzt würden schließlich die Mittel für Strecken wie Karlsruhe-Dresden, Lübeck-Stralsund, oder Paderborn-Erfurt-Chemnitz. „Nicht weitergeführt“ werde zudem das Projekt Dresden-Berlin, auch die Flughafenanbindung Berlin-Schönefeld, ein über 400 Millionen Euro schweres Vorhaben, werde nicht weiter verfolgt.
Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hofft, dass durch die Mauteinnahmen im nächsten Jahr wieder mehr Mittel auch in den Ausbau der Schienenwege fließen können. Das System Toll Collect hatte am Mittwoch die Betriebsgenehmigung bekommen. Damit gilt der um 16 Monate verzögerte Start zum Jahresbeginn als gesichert. Geplant sind drei Milliarden Euro Gesamteinnahmen für das Jahr 2005. Davon fließen 2,4 Milliarden an den Bund, 600 Millionen Euro an das Konsortium.
Dieter Fockenbrock
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