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Wirtschaft: Lohn-Lücke im Osten schließt sich

KÖLN (Tsp/ADN).Die Arbeitseinkommen in den neuen Ländern haben sich 1997 weitgehend dem westdeutschen Niveau angeglichen.

KÖLN (Tsp/ADN).Die Arbeitseinkommen in den neuen Ländern haben sich 1997 weitgehend dem westdeutschen Niveau angeglichen.Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Köln, hervor.Laut IW erreichten die ostdeutschen Tariflöhne ohne Zusatzleistungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld am Jahresende bereits 89,5 Prozent des westdeutschen Standards.Im Jahr 1991 waren es erst 60 Prozent.

Etwas anders sieht es laut Studie allerdings aus, wenn nicht die tariflich vereinbarten, sondern die von allen Unternehmen effektiv gezahlten Löhne und Gehälter berücksichtigt werden.Nach dieser Rechnung reduziere sich der durchschnittliche Bruttolohn ostdeutscher Arbeitnehmer auf 77 Prozent ihrer Westkollegen, netto seien dies wegen der geringeren Abzüge 85 Prozent.Werden zusätzlich die niedrigeren Lebenshaltungskosten zwischen Wismar und Zittau berücksichtigt, erreichten die realen Nettolöhne im Osten sogar rund 95 Prozent der West-Verdienste, stellte das Kölner Institut fest.

Betrachte man die Bruttolohn- und Gehaltssumme je Beschäftigtem gesondert nach Branchen, zeige sich, daß die Anpassung des Lohnniveaus unterschiedlich weit vorangekommen ist.Den Löhnen in den alten Bundesländern am nächsten sind mit 96,1 Prozent des West-Niveaus die Beschäftigten der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei.Am größten sind die Unterschiede dagegen im Verarbeitenden Gewerbe mit 72,4 Prozent.

Die rasante Aufholjagd der Löhne sei allerdings auf Kosten der Arbeitsplätze gegangen.So habe sich die Arbeitslosenquote in den neuen Ländern zwischen 1991 und 1997 auf 19,5 Prozent fast verdoppelt.Die "überschnelle Gangart" bei den Löhnen, so das IW, habe viele Ost-Unternehmen überfordert.Im Schnitt erreichen sie nur 62 Prozent der westdeutschen Produktivität.Daher wäre eine vollständige Anpassung der Ost-Löhne "auf Biegen und Brechen" ökonomisch "fatal".Vielmehr müsse die Lohnpolitik stärker als bisher Rücksicht auf die Beschäftigungsentwicklung nehmen.

Unterdessen geht die Diskussion um den von der CDU vorgeschlagenen Kombilohn weiter.Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat seine Unterstützung für den Modellversuch bekundet.Im Südwestfunk sagte ZDH-Präsident Dieter Philipp am Freitag, es müsse alles versucht werden, was zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen beitragen könne.

Auch der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz hat sich am Donnerstag abend im ZDF-"heute journal" dagegen gewandt, das Kombilohn-Modell zu verwerfen.Mit einer Lohnspreizung nach unten könnten zusätzliche Jobs geschaffen werden.Allerdings gebe es dazu bessere Möglichkeiten als den Kombilohn.Franz schlug vor, langzeitarbeitslosen Sozialhilfeempfängern bis zu einer bestimmten Obergrenze zu erlauben, zu ihrer Sozialhilfe etwas hinzuzuverdienen.So könne man auch der Gefahr vorbeugen, daß eine neue Subventionsmentalität aufkomme.

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