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Wirtschaft: Lone Star zahlt nicht viel für die IKB

Kaufpreis im niedrigen dreistelligen Millionenbereich / KfW-Chef kritisiert private Banken

Frankfurt am Main - Nach einem monatelangen, zähen Verhandlungsprozess hat die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die schwer angeschlagene Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star verkauft. Für 90,8 Prozent der Anteile erhält sie nach Angaben von Vorstandssprecher Wolfgang Kroh einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag und damit erheblich weniger als die offenbar erhofften 800 Millionen Euro. Unter dem Strich kostet die IKB-Krise die KfW rund acht Milliarden Euro. Mit weiteren Hilfen und Garantien des Bundes sowie möglichen Belastungen aus Schadenersatzklagen dürften sich die Verluste auf rund zehn Milliarden Euro belaufen.

Kroh räumte am Donnerstag in Frankfurt am Main ein, dass man nicht den Preis erzielt habe, den man sich gewünscht hatte. Er zeigte sich erleichtert, dass die Bank das Kapitel IKB jetzt abschließen könne, keine unüberschaubaren Risiken mehr in den Büchern habe und sich wieder voll auf die Arbeit als Förderbank des Bundes konzentrieren könne. Nach Ansicht von Kroh hat die IKB bei Lone Star eine gute Perspektive.

Lone-Star-Deutschland-Chef Carsten von Köller bezeichnete die Übernahme als großen Erfolg. Details über die künftige Strategie der Bank müssten in den nächsten Wochen geklärt werden. Die IKB soll ihren Namen behalten und weiter als eine der führenden Mittelstandsbanken in Deutschland arbeiten. Dort sei sie, so von Köller, hervorragend aufgestellt. Dem Vernehmen nach wird Lone Star der Bank rund eine halbe Milliarde frisches Eigenkapital zuführen.

Ob einzelne Geschäftsbereiche abgestoßen oder weitergeführt werden, hänge auch von der Entscheidung der EU-Kommission ab. Sie prüft noch bis Ende Oktober ob die drei Rettungspakete für die IKB, die seit Sommer vergangenen Jahres geschnürt wurden, eine unerlaubte Beihilfe darstellen. Deshalb ist auch nicht klar, ob alle 1750 Arbeitsplätze bei der IKB erhalten bleiben. „Ein Personalabbau ist nicht unser primäres Ziel“, versichert von Köller. Lone Star will das Institut spätestens in zwei Jahren wieder in die Gewinnzone geführt haben. Die Aktie soll weiter an der Börse notiert bleiben, kleinere Anteile halten noch das Privatbankhaus Sal. Oppenheim sowie eine Stiftung, der Rest der Aktien ist gestreut.

Die KfW wird von der IKB ein Wertpapierportfolio in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro übernehmen, das am Markt derzeit allerdings nur mit etwa der Hälfte bewertet ist. Der Bund hat dafür eine Garantie in Höhe von 600 Millionen Euro gegeben. Gleichzeitig wird die KfW nach den Worten von Kroh die eigene Organisation überprüfen und straffen. Entlassungen soll es aber nicht geben.

Der KfW-Chef wies Vorwürfe zurück, die IKB sei viel zu spät verkauft worden. Vor einem Jahr sei sie nur mit gut 30 Prozent beteiligt gewesen und hätte dies gar nicht allein entscheiden können. Im Übrigen habe es lange gedauert, bis die dramatische Lage der Bank völlig klar gewesen sei. Kroh übte massive Kritik an den privaten Banken. „Die Institute hätten deutlich mehr tun können. Die IKB ist eine private Bank, die KfW war nur ein Aktionär mit nur einem Sitz im Aufsichtsrat der IKB.“ Zusammen mit den privaten Banken, den Volksbanken und Sparkassen habe es sich zwar um eine einzigartige Rettungsaktion in der Geschichte des deutschen Bankenwesens gehandelt. „Aber konkret war es eine Rettung einer privaten Bank durch die staatliche KfW.“ Damit sei Schaden vom deutschen Finanzsystem abgewendet worden.

Die IKB war vor einem Jahr wegen Geschäften mit faulen US-Immobilienkrediten in eine schwere Schieflage geraten, nachdem der Markt für solche Papiere zusammengebrochen war. Rolf Obertreis

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