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Wirtschaft: Luft an den heimischen Börsen wird dünner

Experten geben sich in ihren Prognosen für das kommende Jahr eher verhalten FRANKFURT (MAIN) (rob/HB). Die Wertpapieranalysten der Banken geben sich in ihren Prognosen für das kommende Jahr verhalten optimistisch, nachdem 1997 zum zweiten Mal in Folge ein Jahr der Superlative mit zweistelligen Kursgewinnen bei Aktien, Anleihen und dem US-Dollar geworden ist.

Experten geben sich in ihren Prognosen für das kommende Jahr eher verhalten

FRANKFURT (MAIN) (rob/HB). Die Wertpapieranalysten der Banken geben sich in ihren Prognosen für das kommende Jahr verhalten optimistisch, nachdem 1997 zum zweiten Mal in Folge ein Jahr der Superlative mit zweistelligen Kursgewinnen bei Aktien, Anleihen und dem US-Dollar geworden ist.Es gibt wenige Extrempositionen bei den Vorhersagen.Die meisten Experten befinden sich auf einer Linie.Dies hat die traditionelle Handelsblatt-Umfrage zu den Börsenaussichten für 1998 Jahr ergeben. Nach der Einschätzung von insgesamt 33 befragten Kreditinstituten und Investmentbanken wird der Deutsche Aktienindex (Dax) Ende 1998 bei durchschnittlich 4413 Punkten liegen.Die Luft an der heimischen Börse scheint demnach deutlich dünner zu werden.Denn die Prognose entspräche einem Kursgewinn von gut 9 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand.Der Dax könnte somit seinen im laufenden Jahr erreichten Rekord bei knapp 4500 Zählern nicht übertreffen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die als Stimmungsbarometer für den heimischen Rentenmarkt gilt, wird mit 5,89 Prozent um knapp 13 Prozent höher als aktuell geschätzt.Den Kurs des US-Dollars erwarten die Analysten bei 1,74 DM und damit nur rund vier Pfennig unter dem derzeitigen Niveau von etwa 1,78 DM.Zuversichtlicher als die meisten Experten gibt sich Schröder Münchmeyer Hengst & Co (SMH).Die Bank rechnet damit, daß der Dax das kommende Jahr bei 4800 Punkten abschließt und damit nachhaltig in eine neue Kursregion stößt.Denn das wäre immerhin ein Plus von knapp 20 Prozent gegenüber dem heutigen Stand.Ihre Zuversicht begründen die Privatbanker mit der anziehenden Konjunktur in klassischen Branchen wie der Ausrüstungs- und Investitionsgüterindustrie.Zudem zählten Globalisierung und Restrukturierung auch im nächsten Jahr zu den Hauptzielen in den Unternehmen.SMH setzt darauf, daß ausländische Investoren weiterhin bei Aktien kräftig zulangen und deutsche Anleger verstärkt Anteilsscheine der Unternehmen in ihre Depots legen. Gleichwohl soll die Börse größeren Kursschwankungen unterworfen sein.Gute Nerven sind gefragt.Es gibt aber auch namhafte ausländische Investmenthäuser wie Union Bank of Switzerland und Morgan Stanley, die den Dax bei 4000 Punkten zum Jahresende 1998 sehen.Die historisch niedrigen Renditen von rund 5,2 Prozent der zehnjährigen Bundesanleihen werden nach allgemeiner Ansicht nicht zu halten sein.Besonders pessimistisch zeigt sich unter anderem LGT Bank in Liechtenstein.Die Banker erwarten eine um gut einen Prozentpunkt höhere Rendite.Anziehendes Wirtschaftswachstum bei leicht steigender Inflationsrate sowie einer anhaltend straffen Geldpolitik sind das Umfeld, das einen kräftigen Zinsanstieg bewirken soll. Den Gegenpol zu dieser Prognose bilden die Hauckbankiers mit ihrer Vorhersage einer auf 5 Prozent leicht abbröckelnden Rendite.Fundament dieser Einschätzung ist die erwartete Exportoffensive Asiens mit ihrem bremsenden Einfluß auf die Konjunktur.Das Wachstum des deutschen Sozialprodukts werde nahe Null liegen.Der Dollar soll von dieser Schwäche profitieren.Die Berenberg Bank sieht ihn zum Jahresende bei 1,90 DM.Angesichts der Labilität der asiatischen Volkswirtschaften dürfte internationales Anlagekapital unvermindert in die USA fließen, heißt es.Stimulierend wirke auch der erstmals seit 1969 erwartete US-Haushaltsüberschuß.Im Rückblick auf die Prognosen für 1997 mußten die Finanzanalysten einmal mehr herbe Enttäuschungen hinnehmen, was inzwischen fast schon die Regel ist.Die Vorhersagen fallen eindeutig zu pessimistisch oder zu optimistisch aus. Gleichwohl haben die Schätzungen ihre Berechtigung, denn sie geben dem Anleger eine Richtschnur für die Erwartungen der Experten vor dem Start des neuen Jahres.1997 überholte die Börse die Kapitalmarktprofis durch ihre tatsächlichen Entwicklung.Das vergangene Jahr brachte am "deutschen Aktienmarkt mit Kursgewinnen von mehr als 40 Prozent die mit Abstand besten Anlageergebnisse des laufenden Börsenzyklus", analysiert die Berenberg Bank, wenngleich diese Gewinne mit zwischenzeitlichen extremen Kursschwankungen erkauft wurden.Auch bei Anleihen wäre deutlich mehr Zuversicht angebracht gewesen.Und beim US-Dollar lagen die Experten ebenfalls schief.Für Ende 1997 wurde beispielsweise ein Dax-Endstand von 3095 Punkten erwartet.Weit gefehlt: Inzwischen liegt das Börsenbarometer bei 4043,02 Zählern.Prognose und Wirklichkeit klaffen also rund 30 Prozent auseinander. Goldrichtig lag lediglich Société Générale, die als einzige Bank mit einem Dax-Stand von 4000 Punkten in der Spitze gerechnet hatte.Dagegen zog so mancher Banker eine Niete.Extrembeispiel ist hier das renommierte Investmenthaus Morgan Stanley, das mit einem Jahresendstand von 2600 Zählern das Jahresergebnis weit verfehlte.Die Parade der Fehlprognosen setzte sich bei der Rendite für zehnjährige öffentliche Anleihen fort, die bei 6,53 Prozent erwartet wurde.Tatsächlich lag der Vergleichsmaßstab für die Marktentwicklung zuletzt bei 5,22 Prozent ein Abstand von gut 1,30 Prozentpunkten.Am besten schnitt hier eindeutig Lehman Brothers ab, die von einer Rendite von 5,60 Prozent ausgegangen war.Auszeichnen konnten sich auch J.P.Morgan mit 5,80 Prozent.

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