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Wirtschaft: Luft- und Raumfahrtindustrie in „höllischer Situation“

Fluglinien kämpfen gegen die Flaute und streichen Arbeitsplätze / Allein bei Astrium sind europaweit 1200 Jobs in Gefahr

Berlin (asi/fo). Die Deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie rechnet mit dem Verlust vieler Stellen in Deutschland und Europa. Gründe sind die Schwierigkeiten der Fluggesellschaften durch mangelnde Auslastung sowie die Verschiebung von staatlichen wie privaten Raumfahrtprogrammen. Der Präsidialgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Hans-Joachim Gante, sagte am Donnerstag, die Branche befinde sich derzeit in einer „höllischen Situation“, die einen Arbeitsplatzabbau notwendig mache. Die Lage werde 2003 wohl noch schwieriger als im Vorjahr werden. Ob im kommenden Jahr mit einem Ende der Branchenkrise gerechnet werden kann, ließ Gante offen.

Ein Vertreter der EADS-Raumfahrttochter Astrium sprach von 1200 Stellen, die allein in seinem Unternehmen auf europäischer Ebene in Gefahr seien. Gante warnte davor, die Mittel für das nationale Raumfahrtprogramm, wie vom Haushaltsausschuss des Bundestages vorgeschlagen, um 25 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Ansatz auf rund 118 Millionen Euro zu kürzen. Maßgebend für die Krise im Satellitengeschäft sei vor allem der Einbruch im kommerziellen Telekommunikationsgeschäft, so dass das europäische Satellitengeschäft gegenüber dem Höchststand von 1995/96 auf 40 Prozent eingebrochen sei, sagte Gante. Damit verbunden sei das Trägergeschäft – über die europäische Ariane-Rakete – um 50 Prozent zurückgegangen. „Das heißt, ohne Arbeitsplatzreduzierung geht es da wohl nicht“. Das europäische Ariane-Konsortium müsse grundlegend umstrukturiert und mit effizienteren Strukturen versehen werden, wozu auch die europäischen Staaten Hilfe geben müssten.

Auch die Lage bei den europäischen Flugzeugherstellern ist nach Gantes Worten schwierig. Gante, der bis vor kurzem Deutschland-Chef von Airbus war, hält es beispielsweise für sehr schwierig für Airbus, die angepeilte Zahl von 300 produzierten und ausgelieferten Flugzeugen tatsächlich zu erreichen.

Die Deutsche Lufthansa nahm wegen der schwachen Konjunktur ihre Ergebnisprognose zurück. Beim operativen Ergebnis werden „wir keinesfalls besser als 2002“ abschneiden, sagte Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley Berlin. In der derzeitigen Konjunkturlage könne keine verlässliche Prognose für 2003 abgegeben werden. Im Sommer hatte die Lufthansa vorübergehend auf eine Milliarde Euro als operativen Gewinn für dieses Jahr gehofft. Für 2002 wird mit 700 bis 750 Millionen Euro gerechnet.

Die Lufthansa hatte in dieser Woche mitgeteilt, sie werde weitere neun Flugzeuge stilllegen. Laut Kley sind das Jets aus der Kontinentalflotte. Die Gesamtzahl der außer Dienst befindlichen Maschinen erhöhe sich damit auf 36. Wenn die wirtschaftliche Lage so bleibe, stünden weitere Maßnahmen wie Investitionsstopp, Projektstopp und Einstellungsstopp zur Diskussion.

Verluste meldeten unterdessen einige große Fluggesellschaften. Die niederländische KLM hat im dritten Quartal ihres Geschäftsjahres, das bis 31. März läuft, 66 Millionen Euro Verlust eingeflogen. Im Jahr zuvor lag das Defizit noch fast 30 Millionen Euro höher. Die angeschlagene American Airlines fliegt ebenfalls weiter in den roten Zahlen. Der Gesamtverlust für 2002 wird jetzt mit 3,5 Milliarden Dollar beziffert. American Airlines ist die weltgrößte Fluggesellschaft.

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