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Luft- und Raumfahrtindustrie: Rekord dank Krieg und Sternen

Allen Negativmeldungen zum Trotz: In der Luft- und Raumfahrtindustrie sind die Umsätze im vergangenen Jahr um vier Prozent auf den Rekordwert von 23,6 Milliarden Euro gestiegen.

Berlin - Immer neue Verzögerungen beim Bau des fliegenden Militärtransporters A400M, Gerangel um die Pentagon-Ausschreibung für Tankflieger und natürlich der Einbruch der Passagierzahlen bei fast allen Fluggesellschaften – Man könnte erwarten, dass die Luft- und Raumfahrtbranche das vergangene Jahr am liebsten komplett abschreiben würde. Doch Tom Enders, Chef des Flugzeugbauers Airbus und Präsident des deutschen Branchenverbandes BDLI, hat am Donnerstag eine ganz andere Bilanz gezogen. Sein Wirtschaftszweig steigerte die Umsätze um vier Prozent auf den Rekordwert von 23,6 Milliarden Euro.

Die Zahl der Beschäftigten stieg leicht um 0,8 Prozent. Bundesweit arbeiten knapp 94 000 Menschen in der Industrie. Das liege daran, dass die Hersteller von Flugzeugen, Hubschraubern, Satelliten und deren Komponenten wieder mehr Aufgaben in ihren eigenen Betrieben erledigt haben. Das wiederum führte zu einem Arbeitsplatzabbau bei einigen Zulieferbetrieben, die nicht in die Statistik eingehen, räumte Enders ein. Auch Kurzarbeit half, die Beschäftigtenzahl zu halten.

Bei dieser Jahresbilanz zeigte sich wieder, wie stark die Branche von staatlichen Aufträgen abhängt. Vielleicht mehr denn je. So stieg der Umsatz im zivilen – also von Privatgesellschaften betriebenen – Flugzeugbau, der für zwei Drittel des Gesamtumsatzes steht, nur um 2,7 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro. Mit Rüstungsprojekten dagegen wurden sechs Milliarden Euro erlöst, 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein der Airbus-Mutterkonzern EADS lieferte 2009 200 Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter aus. Auch der militärische Hubschrauberbau lief hervorragend, sagte Enders. Mit der Ausweitung bewaffneter Konflikte, in die auch die Bundeswehr zunehmend stark verwickelt ist, nehme der Bedarf an Gerät zu. Allerdings hielten sich die Staaten mit Bestellungen noch zurück, meinte Enders. Wörtlich sagte er: „Ich hoffe, dass die Beschaffungsbürokratie endlich umschaltet von Friedensbetrieb auf Einsatzbetrieb.“

Tom Enders fordert Umschalten von "Friedens- auf Einsatzbetrieb"

Größter Wachstumsbringer mit plus 14 Prozent war die Raumfahrt, die allerdings nur zwei der 23,6 Milliarden beisteuerte. Dort stieg die Zahl der Beschäftigten um knapp zehn Prozent. Verantwortlich für den Boom waren die Ausrüstung der Ariane-Raketen oder der milliardenschwere Auftrag für den Bau des Satellitensystems Galileo, den das Bremer Unternehmen OHB holte.

Der Verband gab auch einen Ausblick auf die größte Messe der Branche, die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA, die vom 8. bis zum 13. Juni in Schönefeld bei Berlin stattfindet. Die Gastgeber rechnen mit 1100 Ausstellern aus fast 40 Ländern – ähnlich viele wie bei der letzten ILA 2008.

Ob die ILA 2012 ebenfalls vor den Toren der Hauptstadt stattfindet, blieb auch gestern unklar. Derzeit prüfte der BDLI auch Angebote der Flughäfen in Köln, Hannover, Leipzig, Oberpfaffenhofen bei München und Stuttgart. Am 10. Mai will der Verband bei einer Sondersitzung eine Wahl treffen.

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