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Flug gestrichen. Schon am Pfingstwochenende könnte es Streiks geben.

© p-a/dpa

Luftfahrt: Berliner Blockade

Die Tarifverhandlungen sind gescheitert: Das Bodenpersonal der Flughäfen will die Arbeit niederlegen.

Berlin - Reisende müssen sich bereits am Pfingstwochenende auf neue Verspätungen und Flugausfälle an den Berliner Flughäfen einstellen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi droht nach einem Scheitern der Tarifverhandlungen mit Streiks beim Bodenpersonal in Schönefeld und Tegel.

Dem Vernehmen nach bereiten sich die Berliner Flughäfen darauf vor, dass es bereits vom heutigen Freitag an zu Arbeitsniederlegungen kommen könnte. Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Walter sagte dagegen dem Tagesspiegel, dass man Passagieren und Fluggesellschaften in der Vergangenheit stets einen angemessenen Vorlauf gegeben habe, um sich auf Streiks einstellen zu können.

Es geht um die rund 1800 Beschäftigten der Globe-Ground-Berlin-Gruppe. Zu ihr gehören auch die Firmen CSB Cargo Service Berlin und – seit 2003 speziell für die Abfertigung von Billigfliegern – GSI Ground Service International. Das 1988 als gemeinsame Tochter der Berliner Flughäfen und der Lufthansa gegründete, größte Dienstleistungsunternehmen in Schönefeld und Tegel wurde vor zwei Jahren an die Frankfurter Wisag-Gruppe verkauft. Seitdem hat sich nach Gewerkschaftsangaben die Unsicherheit über die Zukunft „guter Arbeit und guter Löhne“ verstärkt.

Während es bei der Passagierabfertigung diverse Konkurrenten gibt, ist Globe-Ground eines von nur zwei Unternehmen mit einer Lizenz für die Vorfelddienste an den Berliner Flughäfen. Mitarbeiter des Unternehmens be- und entladen die meisten Maschinen, fahren die Flugzeugschlepper, bedienen die Fluggastbrücken und -treppen und sind in den Wintermonaten für die Enteisung der Jets zuständig. Ein Streik könnte deshalb empfindliche Auswirkungen auf den Berliner Luftverkehr haben.

Laut Verdi wird seit einem Jahr versucht, den Betrieb in mehrere Sparten zu teilen und so bestehende Tarifverträge auszuhebeln. In bisher drei Verhandlungsrunden habe es kein Entgegenkommen des Arbeitgebers bei der Forderung nach einer Tarifbindung und Einkommensverbesserungen gegeben. Die massive Ausweitung von befristeten Teilarbeitsverhältnissen habe zu „Armutslöhnen“. geführt. Bis zur Sitzung der Tarifkommission am heutigen Freitag kann Globe-Ground noch ein neues Angebot vorlegen, dann endet die Friedenspflicht.

Globe-Ground-Geschäftsführer Bernhard Alvensleben bezeichnete die Forderungen unter Hinweis auf die anhaltende Krise in der Luftfahrtbranche als „weder nachvollzieh- noch erfüllbar“. Die Forderung entspreche einer Lohnsteigerung von bis zu 10,6 Prozent, während Wettbewerber derzeit tarifliche Absenkungen von bis zu 20 Prozent forderten. Man habe den unteren Einkommensgruppen eine Erhöhung von 3,8 Prozent und den Besserverdienern Lohnstabilität angeboten. Seit dem Eigentümerwechsel seien bereits erhebliche, über die tariflichen Vereinbarungen hinausgehende Zahlungen erfolgt. Dazu gehörten eine freiwillige Verdoppelung der Gewinnbeteiligung für 2009, eine zusätzlich Einmalzahlung von zwei Prozent des Grundgehaltes sowie für die unteren Einkommensgruppen ein halbes 13. Monatsgehalt und vier zusätzliche freie Tage. Ferner wies Alvensleben auf eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2012 hin.

Die Verdi-Forderungen seien unverhältnismäßig, sagte auch der Sprecher der Berliner Flughäfen, Leif Erichsen. Ein Streik bedeute nicht nur für die Passagiere eine zusätzliche Belastung nach der Sperrung des Luftraums wegen der isländischen Aschewolke. Diese hat allein bei den Berliner Flughäfen nach Angaben von Erichsen Umsatzverluste in Höhe von insgesamt rund fünf Millionen Euro verursacht.

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