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Wirtschaft: Luftfahrt: Cargolifter ringt ums Überleben

Für den Luftschiffbauer Cargolifter wird es eng. Die Finanzmittel reichen nur noch für kurze Zeit.

Für den Luftschiffbauer Cargolifter wird es eng. Die Finanzmittel reichen nur noch für kurze Zeit. Wenn nicht bald ein "Signal der öffentlichen Hand" komme, werde es mit der "Sicherung der Liquidität sehr schwierig", sagte Finanzvorstand Karl Bangert dem Tagesspiegel. Auf einen genauen Zeitraum wollte er sich aber nicht festlegen. Anfang Mai hieß es in Medienberichten, Geld sei nur noch für sieben Wochen vorhanden. Das wollte Bangert nicht bestätigen.

Am Dienstag hatte Cargolifter eingeräumt, dass seine Anfang Mai gestartete Wandelanleihe von den 70 000 eigenen Aktionären unerwartet schlecht angenommen wurde. Nur 3,8 Millionen Euro sind dem Unternehmen bislang zugeflossen. Das Gesamtvolumen der Anleihe beläuft sich auf 49,8 Millionen Euro. Jetzt hofft der Luftschiffbauer, den drohenden finanziellen Engpass mit einem Landesdarlehen zu überbrücken. Die Börse reagierte mit einem Kurseinbruch. Cargolifter notierten am Dienstag mit minus 17 Prozent zeitweise bei 2,50 Euro.

Der Vorstand des Unternehmens setzt weiter darauf, dass sich ein strategischer Investor für Cargolifter findet. Derzeit verhandelt Cargolifter mit Boeing. Ob es zu einer finanziellen Beteiligung des US-Luft- und Raumfahrkonzerns kommt, ist völlig offen.

Seit Jahresbeginn hat sich die finanzielle Situation der seit zwei Jahren an der Börse notierten Cargolifter AG deutlich verschärft. Firmengründer und Vorstandschef Carl von Gablenz hatte im Januar erstmals öffentliche Mittel reklamiert und dabei auf die Entwicklung des Airbus und anderer Luft- und Raumfahrtprojekte verwiesen, die vom Bund gefördert worden seien.

Cargolifter will ein 260 Meter langes und 65 Meter dickes Luftschiff zum Transport überdimensionaler Güter mit einem Gesamtgewicht bis zu 160 Tonnen entwickeln. Dieser Cargolifter CL 160 soll 2005/2006 einsatzfähig sein. Zuvor soll ein kleinerer Transport-Ballon mit 61 Metern Durchmesser und 75 Tonnen Tragfähigkeit auf den Markt kommen.

Bei privaten Investoren hat von Gablenz inzwischen mehr als 300 Millionen Euro für sein ehrgeiziges Projekt eingesammelt. Der letzte Hauptversammlung hat zudem verschiedene Kapitalmaßnahmen gebilligt. Neben der Ausgabe neuer Aktien, die frühestens im Sommer gestartet werden soll, gehört hierzu die Wandelanleihe. Aktionäre, die diese Anleihe zeichnen, können ihre Anteilsscheine später in Aktien des Unternehmens tauschen.

Nachdem die Platzierung bei den eigenen Aktionären schlecht gelaufen ist, bietet Cargolifter die Anleihe ab 9. Mai unter den gleichen Bedingungen auch anderen Investoren an. Die Hoffnung, dass jetzt mehr Geld in die Kassen fließt, scheint angesichts der schlechten Verfassung der Finanzmärkte aber selbst im Unternehmen gering zu sein. Nur so ist der dringende Appell an das Land Brandenburg zu verstehen. Mit dem Land laufen seit einiger Zeit Verhandlungen über ein Darlehen von bis zu 50 Millionen Euro.

Wirtschaftminister Wolfgang Fürniß sagte am Rande der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA), "dass es keinen Sinn macht, eine Überbrückungsfinanzierung darzustellen, wenn die langfristige Gesamtfinanzierung nicht gesichert ist." Nach Angaben des Ministers prüfen Bund und Land Brandenburg intensiv, ob dem Luftschiffbauer staatliche Finanzhilfen gewährt werden können. Bundesmittel könnten aus Haushaltsgründen frühestens 2003 fließen.

Seit 1999 liegt eine Bürgschaftszusage des Bundes sowie des Landes Brandenburg über 66,5 Millionen Euro vor. Cargolifter hat seitdem jedoch keine Bank gefunden, die bereit wäre, sich finanziell zu engagieren. Die Bürgschaft ist deshalb gar nicht in Anspruch genommen und auf Betreiben Cargolifters auf 35,8 Millionen Euro reduziert worden.

fo

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