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Der Lufthansa-Tochter drohen Streiks. Ein A 330 der Eurowings.

© dpa

Luftfahrt: Streiks bei Eurowings, Gewinn bei Lufthansa

Von kommenden Montag an will die Gewerkschaft Ufo punktuell die Lufthansatochter Eurowings bestreiken. Die Lufthansa-Aktie legt 7,5 Prozent zu.

Am Mittwochabend verkündete Lufthansa überraschend eine wieder zuversichtlichere Gewinnprognose. Am Donnerstag aber gab es da schon wieder Fragezeichen: Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo rief die Kabinen-Beschäftigten beim Lufthansa-Billig-Ableger Eurowings ab kommenden Montag für zwei Wochen zum Streik auf. Dies kündigte Ufo-Tarifvorstand Nicolas Baublies an, nachdem Eurowings am Vorabend in dem seit drei Jahren währenden Tarifkonflikt ein mögliche Schlichtung verworfen hatte. Wo im Detail gestreikt wird, will Ufo erst am Wochenende, unmittelbar vor den Streiks mitteilen. „Arbeitskämpfe können in den nächsten beiden Wochen jederzeit stattfinden.“ Eurowings-Gäste müssen sich also vom 24. Oktober bis 5. November auf Flug-Ausfälle einstellen. Wie stark die Berliner Flughäfen betroffen sind, blieb am Donnerstag ebenfalls offen. Sollte es in den kommenden zwei Wochen keine Annäherung der Tarifparteien geben, dann ist auch ein unbefristeter Ausstand möglich. Streiks zu Weihnachten schließt Ufo aber aus.

Seit drei Jahren verhandeln beide Seiten über Arbeitsbedingungen und die Bezahlung bei Eurowings. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will die Kosten bei der Tochter um 40 Prozent unter das Niveau bei der Mutter Lufthansa drücken. Nur dann könne man Billigfliegern wie Ryanair, Easyjet oder Norwegian Paroli bieten, argumentiert Spohr. Ufo habe zahlreiche Zugeständnisse gemacht, hält Baublies dagegen. Etwa die Verlagerung von Teilen von Eurowings nach Österreich. In den Verhandlungen habe das Management dann bereits getätigte Zusagen wieder zurückgezogen. Ufo hatte die Verhandlungen bereits Ende September erstmals abgebrochen. In neuen Gesprächen kam man dann aber auch nicht weiter.

Keine Absicherung für die Arbeitsplätze

Baublies zufolge gibt es keine Absicherung für die Arbeitsplätze und keine Sicherung des Standortes Deutschland für die Fluglinie. Die von Eurowings geplante Anmietung von 40 Flugzeugen aus dem Bestand der Air Berlin einschließlich Piloten und Flugbegleiter gefährdet nach Ansicht von Baublies zudem Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen. „Tarifflucht ist mittlerweile Ziel von Eurowings.“ Ufo fordert jetzt nicht nur Sicherheit für die Eurowings-Arbeitsplätze, sondern auch die Beteiligung der Beschäftigten am Erfolg des Unternehmens und eine von Eurowings finanzierte betriebliche Altersversorgung.

Aufwärts geht es zumindest im Passagiergeschäft der Lufthansa.
Aufwärts geht es zumindest im Passagiergeschäft der Lufthansa.

© Boris Roessler/dpa

Die sich zuspitzende Auseinandersetzung zwischen Ufo und Eurowings-Management blieb an der Börse ohne Wirkung. Im Gegenteil: Bis zum Nachmittag legte die Lufthansa-Aktie um mehr als 7,5 Prozent zu und war damit mit Abstand der stärkst Titel im Dax. Der überraschend positive aktuelle Ausblick auf die kommenden Monate begeisterte die Anleger. Im Juli noch hatte Lufthansa-Chef Spohr für den gesamten Konzern angesichts zurückhaltender Buchungen davor gewarnt, dass der Gewinn des Vorjahres nicht mehr zu erreichen sei. Drei Monate später gibt er sich deutlich zuversichtlicher, weil wieder mehr gut zahlende Geschäftsreisende die Lufthansa und ihre Tochtergesellschaften nutzen.

„Gegenüber der bisherigen Prognose entwickelten sich insbesondere die Kurzfristbuchungen von Geschäftsreisenden im September besser als erwartet.“ Jetzt heißt es bei Lufthansa: Der Betriebsgewinn des Vorjahres von rund 1,8 Milliarden Euro werde doch wieder erreicht.

In den ersten neun Monaten verbuchte die Airline einen leicht von 1,69 auf knapp 1,68 Milliarden Euro gesunkenen Betriebsgewinn. Einbußen gab es in den Geschäftsfeldern Luftfracht, Catering und Technik. Das Ergebnis dort schrumpfte insgesamt von 343 auf 271 Millionen Euro. Dagegen konnte das Passagiergeschäft mit Lufthansa, Swiss, Austrian und Eurowings zulegen - auf einen Betriebsgewinn von 1,35 auf knapp 1,41 Milliarden Euro. Erneut profitierte die Lufthansa von weiter gesunkenen Treibstoffkosten. Sie lagen um 800 Millionen Euro niedriger als im Vorjahreszeitraum. Im vierten Quartal sollen sie um weitere 140 Millionen Euro sinken. Bewährt hat sich auch, dass die Lufthansa ihr Angebot in diesem Jahr weniger stark als zunächst geplant ausgeweitet hat. Das führte zu einer besseren Auslastung der Flugzeuge. Bedingt durch den Preisdruck ging der Umsatz in den ersten neun Monaten von 24,3 auf 23,9 Milliarden Euro zurück.

Der Lufthansa- Vorstand warnt vor zu hohen Erwartungen. „Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten belasten die langfristigen Buchungen vor allem auf Langstreckenverbindungen nach Europa aber weiterhin deutlich.“ Besonders aus den USA kommen offenbar weniger Reisende nach Europa, was auch die Lufthansa zu spüren bekommt. Auch Analysten bleiben vorsichtig. Grund ist der anhaltende Rückgang der Ticketpreise.

Als Risiko gilt bei Eurowings auch der ungelöste Tarifkonflikt mit den Piloten. Auch Details und Kosten der Anmietung von 40 Maschinen von Air Berlin und ihrer Piloten und Flugbegleiter durch Eurowings sind noch nicht bekannt.

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