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Dünnere Sitze: Obwohl zukünftig zwei zusätzliche Reihen in die Maschinen passen, wird es mehr Beinfreiheit geben.

© dapd

Luftfahrtbranche: Neue Sitze und mehr Essen bei der Lufthansa

Die Fluggesellschaft baut bis Ende 2011 die Innenräume von 190 Flugzeugen um. Sie will komfortabler und umweltfreundlicher werden. Außerdem sollen auf mehr Flügen warme Mahlzeiten serviert werden.

Mehr Sitze in den Fliegern, trotzdem mehr Platz für die Passagiere und ein geringeres Gewicht, sodass die Flugzeuge künftig weniger Sprit verbrauchen und so die Umwelt weniger belasten: Bis Ende kommenden Jahres will die Lufthansa in knapp 190 ihrer Kurz- und Mittelstreckenjets rund 32 000 neue Sitze einbauen und der gesamten Kabine mit neuen Teppichen, Wandverkleidungen und Vorhängen ein neues Flair verpassen.

Diese Schlank-und-Schön-Kur bezieht sich ausdrücklich nur auf die Maschinen. Für die Passagiere beendet Lufthansa dagegen die Diät und grenzt sich so stärker von den Billigfliegern ab: Gäste der einfachen Economy Class an Bord erhalten künftig auch auf innerdeutschen Strecken zusätzlich zum Getränkeangebot einen Snack, einen Müsliriegel oder Schokolade. Auf grenzüberschreitenden Europastrecken serviert das Personal schon ab zirka zwei Stunden Flugzeit auch eine warme Mahlzeit – ohne Aufpreis.

170 Millionen Euro lässt sich die Gesellschaft die aufwendige Umrüstung kosten. „Das sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Lufthansa-Passage-Vorstand Thierry Antinori am Mittwoch bei der Vorstellung des Konzeptes in Frankfurt. Nach wie vor fliegt die Lufthansa innerdeutsch und innereuropäisch allenfalls an der Gewinnschwelle. Ein Grund dafür könnte sein, dass Wettbewerber wie Air Berlin oder Air France ihre Maschinen mit mehr Sitzen bestuhlt haben.

Zwar zieht die Lufthansa auch aus Komfortgründen bei der Bestuhlung nicht gleich, aber sie holt auf. Während etwa die umgerüsteten Airbus A319 der Kranich-Airline künftig mit 138 Sitzen ausgestattet sind, haben die entsprechenden Maschinen der Konkurrenz zwischen 138 und 150 Sitze. Beim A321 fliegt die Lufthansa künftig mit 200, die Wettbewerber mit bis zu 212 Plätzen. Insgesamt gewinnt die Lufthansa nach Angaben von Antinori durch die Umrüstung der fünf Flugzeugtypen für den Europaverkehr vom A319 bis zur Boeing 737-500 zusätzlich 2247 Sitze. „Das entspricht der Kapazität von zwölf A-320-Flugzeugen“, sagte Antinori. Obwohl es künftig zwei Sitzreihen mehr pro Flieger gibt, vergrößert sich die Beinfreiheit auf Kniehöhe von derzeit 57,1 auf 61,3 Zentimeter, weil die Lehne deutlich dünner ist.

Die Vorteile der neuen, nach vielen Tests mit Vielfliegern und nach Analysen von Ergonomieexperten der TU München entworfenen und vom Hersteller Recaro gebauten Sitze, liegen vor allem im Gewicht. Mit 10,87 Kilo ist der neue Sitz mehr als vier Kilo leichter als sein Vorgänger. Pro Sitzreihe sinkt das Gewicht um mehr als zwölf Kilo. Das Leergewicht einer Boeing 737 reduziert sich trotz der zusätzlichen Sitze um mehr als 330 Kilo. Auf die ganze Flotte hochgerechnet spart Lufthansa rund 131 Tonnen Gewicht. „Wir benötigen weniger Kerosin und fliegen damit umweltschonender“, sagt Antinori. Wie sich der Transport und Konsum der zusätzlichen Schokoriegel langfristig auf das Gesamtgewicht des Fliegers auswirkt, hat Lufthansa offenbar nicht errechnet. Rolf Obertreis

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