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Kalte Dusche. Ryanair-Chef Michael O’Leary macht die Flugabgabe für die Kürzungen verantwortlich.

© dapd

Luftfahrtbranche: Ryanair streicht Flugplan zusammen

Allein in Berlin soll mehr als die Hälfte der Ryanair-Flüge wegfallen. Der Ryanair-Chef begründet den Schritt mit der Einführung der Luftverkehrsabgabe. Bundesweit sind 3000 Jobs im Tourismus in Gefahr.

Berlin - Ryanair-Chef Michael O’Leary hat seine Ankündigung wahr gemacht und weitere deutsche Strecken im Sommerflugplan gestrichen. Davon betroffen sind die Flughäfen Berlin-Schönefeld, Bremen, Weeze an der niederländischen Grenze und Frankfurt-Hahn. An diesen Standorten würden weniger Flugzeuge eingesetzt und die Kapazitäten massiv zurückgeschraubt, teilte die irische Billigfluggesellschaft am Dienstag mit. Den Schritt begründete O’Leary mit der Einführung der Luftverkehrsabgabe in Höhe von acht Euro, die vom 1. Januar pro Passagier bei jedem Start erhoben wird.

In Berlin-Schönefeld will Ryanair sein Angebot um 56 Prozent gegenüber dem aktuellen Flugplan reduzieren. Vier Strecken werden ganz gestrichen: die gut gebuchte Inlandsverbindung nach Hahn, die nach Bremen und Weeze. Ferner streicht Ryanair die Route ab Berlin ins litauische Kaunas, die laut Brancheninsidern lediglich zu rund 40 Prozent ausgelastet, also wahrscheinlich nicht rentabel war. Die Streichungen ab Berlin addieren sich auf 122 Flüge pro Woche, die laut Ryanair bisher von 900 000 Passagieren im Jahr gebucht worden sind.

In Bremen kürzt Ryanair 29 Prozent der Kapazitäten, das entspricht acht Verbindungen oder 58 Flügen pro Woche. In Düsseldorf 13 Verbindungen (84 Flüge) und in Frankfurt-Hahn sogar 34 Verbindungen, was 414 Flügen die Woche entspricht. In der Summe entgehe Deutschland damit ein Fluggastaufkommen von rund drei Millionen Fluggästen im Jahr.

Billigflieger wie Ryanair und Easyjet fühlen sich besonders stark von der Abgabe getroffen, da die acht Euro, die pro Passagier je Start auf den Ticketpreis aufgeschlagen werden, bei niedrigen Ticketpreisen von im Schnitt 29 Euro sehr stark ins Gewicht fallen. Bei Preisen von mehreren Hundert Euro für ein Businessclass-Ticket der Lufthansa fällt die Gebühr dagegen kaum ins Gewicht. Ryanair streicht nun vor allem Inlandsverbindungen zusammen, da die Gebühr bei einem Hin- und Rückflug gleich doppelt erhoben wird. Bei einem Flug ins Ausland, werden die acht Euro nur ein Mal fällig.

Bereits im Oktober hatte Ryanair ein Teil dieser Kürzungen angekündigt, in der Hoffnung die Bundesregierung werde noch in letzter Minute von ihrem Plan abrücken. O’Leary hatte im Tagesspiegel vor einem Monat gesagt: „Die neue Luftverkehrsabgabe ist einfach nur idiotisch. Die wird dazu führen, dass Verkehr und Tourismus in Deutschland zurückgehen.“

Unterstützung bekommt der Manager seither vor allem von Lokalpolitikern, die um Jobs an den jeweiligen Flughäfen und der Umgebung fürchten. O’Leary argumentierte auch am Dienstag wieder mit der Rolle seiner Airline als Standortfaktor für Dritte. Allein in Berlin sind laut Ryanair 900 Jobs am Flughafen sowie im Tourismusgewerbe der Stadt von seinen Kürzungen betroffen. Deutschlandweit seien es 3000. Dahinter steckt die in der Branche übliche Rechnung, dass rund 1000 Fluggäste durch ihren Besuch eine Stelle im Touristikgewerbe oder bei der Abwicklung am Flughafen finanzieren.

Der Chef der Berliner Flughäfen, Rainer Schwarz, bestätigte, dass die Gesellschaft die Streckenstreichungen bereits offiziell angemeldet hat. „Wir bedauern die Entscheidung von Ryanair“, sagte er und nannte sie eine direkte Folge der Luftverkehrsabgabe. Das führte auch dazu, dass Berlin im kommenden Jahr „bestenfalls eine Stagnation“ der Fluggastzahlen erleben werde.

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