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Wirtschaft: Luftfahrtindustrie: Massenentlassungen

Nach den Fluggesellschaften kommen jetzt die Flugzeugbauer in Bedrängnis. Der US-Hersteller Boeing erwartet als Folge der Terroranschläge in den USA weniger Bestellungen.

Nach den Fluggesellschaften kommen jetzt die Flugzeugbauer in Bedrängnis. Der US-Hersteller Boeing erwartet als Folge der Terroranschläge in den USA weniger Bestellungen. Boeing will daher bis Ende 2002 20 000 bis 30 000 Mitarbeiter der Verkehrsflugzeugsparte entlassen. Der europäische Konkurrent Airbus meldet noch keine Auftragsrückgänge. Analysten rechnen jedoch auch bei der Airbus-Muttergesellschaft EADS mit einer Gewinnwarnung.

Bei Boeing steht fast jeder dritte Arbeitsplatz im zivilen Flugzeugbau auf der Kippe. Der weltgrößte Flugzeugkonzern hat insgesamt 199 000 Beschäftigte, davon arbeiten rund 93 000 im Verkehrsmaschinenbau. Boeing reagiert mit den angekündigten Entlassungen auf die geplanten Kapazitätskürzungen der US-Fluggesellschaften um rund 20 Prozent und den erwarteten rückläufigen Trend im globalen Luftverkehr.

Mehrere amerikanische Fluggesellschaften haben bereits Entlassungen von mehr als 28 000 Mitarbeitern angekündigt, darunter insgesamt 23 000 bei Continental Airlines und US Airways. Die Continental Airlines geht davon aus, dass insgesamt 100 000 Beschäftigte in der Luftfahrtbranche ihre Stellen verlieren werden. United Airlines will 20 000 Mitarbeiter nach Hause schicken, berichtete die "New York Times".

Boeing hat seine Prognosen für Verkehrsflugzeuge drastisch reduziert. Im laufenden Jahr wird das Unternehmen danach nur noch 500 Maschinen ausliefern, geplant waren 538 Flugzeuge. Im kommenden Jahr werden die Auslieferungen auf etwas mehr als 400 Maschinen fallen, ursprünglich erwartet waren 510 bis 520 Maschinen. "Gegenwärtige Schätzungen gehen davon aus, dass sich der Abwärtstrend 2003 fortsetzen wird", meldete das Unternehmen.

Dagegen sind beim europäischen Hersteller Airbus noch keine Entscheidungen getroffen worden. "Wir beobachten sehr genau die aktuelle Entwicklung und den Flugzeugmarkt und sind in der Lage, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren", sagte ein Airbus-Sprecher. Eine etwas genauere Einschätzung sei von der Halbjahres-Pressekonferenz der Airbus-Muttergesellschaft EADS an diesem Donnerstag zu erwarten.

Die Bundesregierung hat nach Angaben des Verkehrsministeriums derzeit keine Pläne zur finanziellen Unterstützung für Fluggesellschaften. Es habe keine Anfragen seitens der Firmen gegeben, und es seien derzeit auch keine Hilfen geplant, sagte ein Ministeriumssprecher. Spitzenvertreter europäischer Fluggesellschaften wollen am Donnerstag mit EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio Hilfsmöglichkeiten für die Gesellschaften ausloten.

Der Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte, die Anschläge in den USA hätten sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Fluggesellschaften. Der europäische Luftverkehr etwa sei anders betroffen als der in den USA. Die US-Regierung hat den US-Fluglinien am Dienstag finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt.

Im Mittelpunkt des Treffens in Brüssel am Donnerstag soll die Frage stehen, wie die EU-Kommission den Gesellschaften mit Blick auf Sicherheitsmaßnahmen und die wirtschaftliche Lage helfen könne. In Branchenkreisen hieß es, es gebe bei der Frage der Beihilfen Differenzen zwischen staatlichen und privatisierten europäischen Luftlinien. "Wir wollen ausloten, was geht - und was nicht geht", sagte der Sprecher der Europäischen Vereinigung der Luftverkehrsgeselleschaften (AEA). Es gebe aber keine spezifische "Wunschliste" der Unternehmen.

Der belgische Finanzminister und Vorsitzende der EU-Finanzminister, Didier Reynders, hatte sich für Beihilfen an die Gesellschaften ausgesprochen, um die ökonomischen Folgen der Anschläge abzumildern. Mit dem Thema sollen sich auch die EU-Finanzminister bei ihren Beratungen am Freitag in Lüttich befassen. Ein Sprecher Palacios hatte aber bereits erklärt, die EU-Kommission habe keine Absicht, die strikten Regeln für staatliche Beihilfen zu ändern.

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