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Dauerleihgabe. Rolls-Royce-Forschungsdirektor Parker (r.) übergibt TU-Präsident Steinbach ein BR-715-Triebwerk.

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Luftfahrtindustrie: Rolls-Royce-Triebwerke wieder betriebsbereit

Rolls-Royce schließt die Inspektion der Triebwerke für den Airbus A380 ab. Die Ursachen, die im November zu dem Zwischenfall an einer Qantas-Maschine führten, wurden schnell erkannt.

Berlin - Der britische Hersteller Rolls- Royce hat die Inspektion aller an Lufthansa, Qantas und Singapore Airlines gelieferten Triebwerke für den Airbus A380 abgeschlossen und Änderungen „an den Exemplaren vorgenommen, bei denen es nötig war“. Das sagte Richard Jonathan Parker, Forschungs- und Technologiedirektor der Rolls-Royce- Gruppe, am Montag dem Tagesspiegel. Man habe sehr schnell erkannt, welche Ereignisse zu dem Zwischenfall an der Qantas-Maschine geführt hätten und wie Ähnliches in Zukunft verhindert werde, betonte Parker.

Rolls-Royce habe schnellstmöglich einen Inspektions- und Wartungsplan erstellt, der kurzfristig die Rückkehr der A-380-Flotte zu einem sicheren Flugbetrieb erlaube. Gemeinsam mit Airbus, den Airlines und den Behörden arbeite man derzeit auch an einer Lösung, die das Problem langfristig behebe.

Nach Angaben der australischen Flugsicherheitsbehörde ATSB war die Beinahe-Katastrophe am 4. November an einem A-380-Airbus der Qantas durch eine falsch gesetzte Bohrung an einer Ölleitung entstanden. Diese hatte zu einem Bruch der Leitung geführt, das austretende Öl war in Brand geraten und hatte zum explosionsartigen Bersten einer Turbinenscheibe geführt. Das Problem betrifft alle Trent-900-Antriebe und nicht nur die mit höherer Schubleistung laufenden Triebwerke der Qantas, sagte Parker. Zur Zahl der Antriebe, die modifiziert werden mussten, machte er keine Angaben. Parker hielt am Montagabend an der Technischen Universität die diesjährige „Queen’s Lecture“, die auf eine Initiative von Königin Elisabeth II zurückgeht. Dabei ging es um die Entwicklung umweltfreundlicher Antriebe der Zukunft.

Aus dem Wettbewerb für ein Triebwerk der nächsten Generation, das unter anderem als Alternativ-Antrieb für die Mittelstreckenjets Airbus A320 und Boeing 737 eingesetzt werden könnte, habe man sich bewusst herausgehalten, sagte Parker. Im Gegensatz zu den Konkurrenten Pratt & Whitney/MTU und CFM International (General Electric/Snecma) sieht Rolls-Royce in einer solchen Zwischenlösung, bevor neue Flugzeuge hergestellt werden, keine Alternative. „Aus unserer Sicht kann man kein Geschäftsmodell aus einem Wettbewerb für den Antrieb eines Flugzeuges entwickeln, das nur noch für einige Jahre in begrenzter Anzahl gebaut wird“, sagte Parker.

Bei Mittelstreckenflugzeugen hält Rolls-Royce das sogenannte Open-Rotor-Konzept für vielversprechend, bei dem eine Turbine zwei freiliegende, gegeneinander laufende Propeller antreibt. Dies erlaubt eine deutliche Reduzierung von Treibstoffverbrauch und Schadstoffemissionen, erfordert aber Kompromisse bei der weiteren Lärmreduzierung. Bei den Großraum-Langstreckenjets dürften auch künftig eher konventionelle Ansätze verfolgt werden. So sind die nächsten Trent-Modelle bereits bei der neuen Boeing 787 (Trent 1000) im Einsatz und werden für den Airbus A350 (Trent XWB) getestet. Gearbeitet wird auch an der Entwicklung des Advance-3-Triebwerkes, das bis zu 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen soll.

Parker kündige an, dass Rolls-Royce nach dem Triebwerks-Testzentrum im brandenburgischen Dahlewitz im kommenden Jahr auch ein Servicezentrum für Schiffsturbinen in der Nähe von Hamburg eröffnen wird. „Wir freuen uns, in Deutschland jetzt auch in diesem Bereich zu expandieren.“ Der Forschungsdirektor würdigte die Zusammenarbeit mit den deutschen Hochschulen. Mit der TU Berlin kooperiert Rolls-Royce nicht nur bei Flugzeugtriebwerken, sondern auch bei der Entwicklung von Turbinen zur Stromerzeugung. Rainer W. During

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