zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Lufthansa: Ein Drittel mehr Gehalt für Flugkapitäne gefordert

Wer Lufthansa-Chef Jürgen Weber kennt, kann sich seine Gemütslage vorstellen, als die Tarif-Forderungen der Vereinigung Cockpit (VC) für die Piloten Anfang Februar auf den Tisch gelegt wurden. Im November noch hatte er im Blick auf die Tarifverhandlungen für "Augenmaß" plädiert.

Wer Lufthansa-Chef Jürgen Weber kennt, kann sich seine Gemütslage vorstellen, als die Tarif-Forderungen der Vereinigung Cockpit (VC) für die Piloten Anfang Februar auf den Tisch gelegt wurden. Im November noch hatte er im Blick auf die Tarifverhandlungen für "Augenmaß" plädiert. Der Erfolg der Lufthansa dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Die Piloten preschen trotzdem vor: VC verlangt Gehaltsaufschläge für die Flugzeugführer zwischen 18 und 33 Prozent. 477 000 Mark soll künftig ein Flugkapitän in der Endstufe nach Hause bringen können - ohne Zulagen. "Utopisch", nennt LH-Personalvorstand und Verhandlungsführer Stefan Lauer die Forderungen. "Auch wir wollen an den Globalisierungsgewinnen der Lufthansa beteiligt werden", sagt VC-Sprecher Georg Fongern.

Kein Wunder, dass sich beide Parteien in den ersten drei Verhandlungsrunden seit Anfang Februar nicht näher gekommen sind. Am Dienstag setzen sich Arbeitsgruppen beider Seiten zusammen, um Möglichkeiten der Annäherung auszuloten, damit in der nächsten Runde am 25. März endlich Fortschritte erreicht werden können. Der alte Tarifvertrag ist Ende Januar ausgelaufen. Bei den Verhandlungen geht es nicht nur um die Piloten, sondern um alle 55 000 Mitarbeiter der Lufthansa in Deutschland. ÖTV und DAG sitzen mit am Tisch.

VC möchte die Spitzenleistungen der rund 4500 Piloten endlich "akzeptabel" honoriert sehen und ein Gehalts-Niveau durchsetzen wie bei anderen Airlines. Für erste Offiziere soll es künftig ein Einstiegsgehalt von 135 000 DM bei 12 Monatsgehältern und 85 Flugstunden im Monat geben. Es wäre ein Plus von rund 18 Prozent. Ein Flugkapitän kommt am Anfang derzeit auf rund 230 000 Mark, VC wünscht sich 300 000 Mark, rund 32 Prozent mehr. Ein Flugkapitän in der höchsten Gehaltsstufe, der etwa einen Jumbo dirigiert, soll künftig 477 000 Mark bekommen. Derzeit sind es knapp 370 000 DM, also rund ein Drittel mehr. Dazu fordert VC eine Ergebnisbeteiligung, die in guten Jahren bei bis zu drei Monatsgehältern liegen könnte. Sollte sich VC durchsetzen, könnte ein Jumbo-Pilot bald mit 600 000 Mark brutto im Jahr nach Hause gehen.

Solche Forderungen würden der Lufthansa "massiven Schaden" zufügen, sagt Vorstandsmitglied Lauer. "Allein um die Substanz zu erhalten brauchen wir Gewinne in einer Größenordnung, wie wir sie zur Zeit erwirtschaften", betont auch LH-Chef Jürgen Weber. Bei der VC lässt man sich nicht beirren. "Wir hinken seit 1992 um 30 Prozent in der Steigerung der Durchschnittseinkommen hinterher", sagt VC-Sprecher Fongern. Der LH geht es ohne Zweifel derzeit sehr gut. In 2000 dürfte das operative Ergebnis um 40 Prozent auf den neuen Rekordwert von zwei Milliarden Mark gestiegen sein, Mitte der Woche wird die Airline genaue Zahlen präsentieren. Auch im Januar liefen die Geschäfte gut: Die Lufthansa zählte fast zwölf Prozent mehr Fluggäste als ein Jahr zuvor. Die Jahre bis 2000 waren auch nicht schlecht. Die Piloten pochen auch auf bessere Bezahlung, weil ihr Durchschnittsverdienst mit 225 000 Mark am unteren Ende der großen Airlines liegt, obwohl sie mit die längsten Arbeitszeiten haben.

"Bei fast all unseren Allianz-Partnern verdienen die Piloten deutlich mehr", sagt Fongern. Bei United etwa sind es deutlich über 350 000 Mark. Nicht zuletzt verweist VC darauf, dass die LH-Piloten mit einem Gehaltsverzicht von fast 30 Prozent Anfang der neunziger Jahre einen wichtigen Beitrag zur Sanierung der Airline geleistet hätte. Die LH steckt aber auch in einer Zwickmühle: Ihr fehlen derzeit angeblich mehr als 100 Piloten. Das liegt möglicherweise auch am Geld.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false