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Lufthansa: Flugverkehr läuft trotz Streik normal

Nach Gewerkschaftsangaben streiken inzwischen tausende Lufthansa-Angestellte in Hamburg und Frankfurt - zunächst mit mäßigem Erfolg. Die FDP fordert indes den Rücktritt von Verdi-Chef Bsirske: Der Gewerkschafter sitzt nämlich auch im Aufsichtsrat der Fluggesellschaft.

Der unbefristete Streik der Gewerkschaft Verdi bei der Deutschen Lufthansa hat um Mitternacht zwar offiziell begonnen. Das befürchtete Chaos bleibt aber bislang aus. Am Vormittag habe es 450 Flüge ohne Verspätung gegeben, teilte die Fluggesellschaft mit. "Bisher läuft der Flugverkehr ganz normal", sagte Lufthansa- Sprecherin Amélie Lorenz. Man hoffe, die Auswirkungen des Streiks auch weiterhin abfedern zu können.

Das genaue Ausmaß des Streiks mitten in der Urlaubszeit war bis zuletzt unklar. Schwerpunkte des Arbeitskampfs sind die Flughäfen Frankfurt und Hamburg. Am Drehkreuz in Frankfurt wurden alle Mitarbeiter der Lufthansa am Boden und in der Kabine zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. In Frankfurt war es im Vergleich zu normalen Tagen relativ ruhig. Viele Reisende würden wegen der angekündigten Streiks vermutlich andere Verkehrsmittel wie etwa die Bahn nutzen, sagte Flughafen-Sprecher Klaus Busch.

Passagiere fahren kostenlos mit der Bahn

Am Streik bei der Lufthansa haben sich in Frankfurt nach Angaben der Gewerkschaftsangaben zunächst rund 2500 Mitarbeiter beteiligt. Darunter seien 600 Techniker, mehr als 900 Mitarbeiter aus dem Catering und 200 Mitarbeiter der Frachttochter, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Nicole Lämmerhirt. Am Hamburger Flughafen befanden am Vormittag sich etwa 1500 Beschäftigte im Ausstand, wie der Verdi-Fachbereichsleiters für Verkehr, Dietmar Stretz, sagte. Weitere 1500 sollten im Tagesverlauf hinzukommen.

Zu Beginn des Streiks sei aufgrund früherer Erfahrungen damit zu rechnen, dass in Frankfurt vielleicht nur 1000 bis 2000 Beschäftigte teilnähmen, sagte der Frankfurter Verdi-Gewerkschaftssekretär Gerhard Straube. Im Laufe der Tage würden es aber erfahrungsgemäß mehr. "Das gibt eine ganz eigene Dynamik." Auch rechne er damit, dass das Ausmaß an Flugausfällen am ersten Tag nicht so dramatisch sei wie in den darauffolgenden Tagen. Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott hatte in der "Bild"-Zeitung gedroht: "Lenkt die Lufthansa nicht ein, wird es spätestens in einer Woche nur noch marginalen Flugbetrieb geben."

Lufthansa will mit einem Bündel von Maßnahmen die Auswirkungen für die Passagiere so gering wie möglich halten. Dazu gehören Umbuchungen bei Flugausfällen. Zudem steht die Bahn bereit, Passagiere auf den innerdeutschen Strecken zu transportieren. Auch der Einsatz von Mitarbeitern anderer Firmen etwa beim Catering ist denkbar.

Schon bei Warnstreiks fielen Flüge aus

Die Gewerkschaft will für rund 50.000 Beschäftigte am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld bei einem Jahr Laufzeit durchsetzen. Lufthansa hatte 6,7 Prozent bei 21 Monaten Laufzeit sowie eine Einmalzahlung angeboten. Die Verhandlungen finden unabhängig von dem Tarifkonflikt bei den Piloten statt. Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) hatte erklärt, ihre Mitglieder würden sich nicht am Streik beteiligen. Stattdessen wolle man in der eigenen nächsten Tarifrunde 15 Prozent mehr Geld verlangen.

Noch vor dem Scheitern der Tarifverhandlungen hatte die Gewerkschaft mit einem Warnstreik am 1. Juli den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Daran nahmen laut Verdi-Sekretär Straube allein in Frankfurt rund 4000 Mitarbeiter teil. Bundesweit führte die mehrstündige Aktion laut Lufthansa zu 44 gestrichenen Flügen und 30 Verspätungen. Bei einem 36-Stunden-Streik von Piloten zweier Lufthansa-Töchter waren vor einer Woche rund 900 Flüge ausgefallen.

Auch Caterer streiken

Parallel zu den Arbeitsniederlegungen bei der Lufthansa hat Verdi auch die Mitarbeiter des Flugzeug-Caterers Gate Gourmet zu einem befristeten Warnstreik in den Niederlassungen in Zeppelinheim bei Frankfurt sowie München aufgerufen. Der Ausstand soll bis 16:00 Uhr dauern. Wie ein Verdi-Sprecher am Morgen weiter sagte, verweigert Gate Gourmet den Beschäftigten seit fünf Jahren eine Lohnerhöhung.

In der Debatte um den Streik hat FDP-Generalsekretär Dirk Niebel den Rücktritt des Verdi-Vorsitzenden Frank Bsirske gefordert. "Als Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vertritt er die Interessen der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer der Lufthansa. Als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates müsste er sich um das Wohl des Unternehmens Lufthansa kümmern", zitiert ihn die "Passauer Neue Presse". Zum wiederholten Male versuche Bsirske somit, "auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen", kritisierte der FDP-Politiker.

Der Gewerkschaftschef befinde sich mit beiden Ämtern in einen Interessenkonflikt, sagte Niebel. "Herr Bsirske muss sich endlich entscheiden, welchen Hut er aufhaben möchte und sich von einem Amt trennen."(jg/dpa/AFP)

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