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Wirtschaft: Lufthansa: Gewinnnprognose gesenkt

Der hohe Gehaltsabschluss für die Piloten und das konjunkturbedingt geringere Reiseaufkommen werden das Geschäft der Lufthansa in diesem Jahr nachhaltig bremsen. Aus dem bislang geplanten operativen Gewinn von einer Milliarde Euro wird jetzt doch nichts.

Der hohe Gehaltsabschluss für die Piloten und das konjunkturbedingt geringere Reiseaufkommen werden das Geschäft der Lufthansa in diesem Jahr nachhaltig bremsen. Aus dem bislang geplanten operativen Gewinn von einer Milliarde Euro wird jetzt doch nichts. Nur 700 bis 750 Millionen Euro sollen am Jahresende unter dem Strich stehen. Wochenlang hatten Vorstandschef Jürgen Weber und Finanzchef Karl-Ludwig Kley hartnäckig an ihrer Prognose festgehalten. Am Mittwoch räumten sie in einer Pflichtmitteilung dann aber doch ein, dass die stark steigenden Personalkosten, die Pilotenstreiks, aber auch die schwache Weltkonjunktur deutlich auf das Geschäft der Airline drücken. "Mit dieser Revision sind aber aus heutiger Sicht alle erkennbaren Risiken abgedeckt", sagt Lufthansa-Sprecherin Christine Ritz.

Die 4200 Piloten bekommen in diesem Jahr durch die Erhöhung der Grundgehälter um rund zwölf Prozent und eine Gewinnbeteiligung von zwei Monatsgehältern fast 30 Prozent mehr. Die Kosten für den Tarifabschluss beziffert die Lufthansa für 2001 mit 125 Millionen Euro. Dazu kommen rund 75 Millionen Euro für die zweieinhalb Tage, an denen die Piloten gestreikt haben. Die Effekte aus der nachlassenden Weltkonjunktur und durch bestehende Infrastrukturmängel schätzt die Lufthansa auf 50 bis 100 Millionen Euro. Nach Angaben von Pressesprecherin Ritz wird vor allem das Luftfracht-Geschäft mehr und mehr gebremst. Im April und Mai habe es sich deutlich beruhigt. Gerade dieser Bereich gilt als Frühindikator für die Geschäftsentwicklung. "Im Passagierverkehr merken wir es mittlerweile auch", räumt Ritz ein.

Zudem hätten viele Reisende im Mai aus Furcht vor weiteren Pilotenstreiks bei anderen Airlines gebucht. Belastet werde das Ergebnis auch durch wieder häufiger auftretende Verspätungen. Grund dafür sei die seit April wirksame Änderung der Ab- und Anflugrouten in Frankfurt. Insgesamt summieren sich die erkennbaren Lasten für das laufende Jahr auf 200 bis 250 Millionen Euro, so dass der Lufthansa-Vorstand seine Gewinn-Prognose um 25 bis 30 Prozent senkt. Am Aktienmarkt wurde die Mitteilung der Lufthansa mit Unmut aufgenommen. Der Kurs der Lufthansa-Aktie rutschte am Mittwoch zeitweise um mehr als vier Prozent ab. Analysten wurden durch die Korrektur der Gewinnprognose allerdings nicht überrascht. "Das hat sich angesichts des deutlich schwächeren Konjunkturumfeldes abgezeichnet", sagte Jürgen Pieper, Luftfahrt-Experte beim Bankhaus Metzler. "Die Piloten allein machen es nicht", betonte er.

Er verwies darauf, dass die Lufthansa im laufenden Jahr zu viele neue Jets in Dienst stelle und zu viele neue Verbindungen anbiete. "Die zur Auslastung notwendigen Tickets kann Lufthansa gar nicht verkaufen, die Reisetätigkeit ist aufgrund der Konjunktur schwach und sie wird Monat für Monat schwächer." Trotzdem halten Pieper wie auch sein Kollege Uwe Weinreich, Luftfahrt-Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin, die jetzige Gewinnerwartung des Vorstandes für realistisch. Weinreich: "Das ist eine recht saubere Prognose." Christian Obst, Aktienexperte bei der Hypo-Vereinsbank, zeigte sich allerdings überrascht über das Ausmaß der Revision.

ro

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