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Wirtschaft: Lufthansa kündigt Entlassungen und Kurzarbeit an

Ungeachtet weiterer Gespräche mit den Gewerkschaften über ein Sparprogramm hat die Deutsche Lufthansa am Dienstag überraschend Kündigungen in Aussicht gestellt. Dabei geht es nach Mitteilung des Konzerns zunächst um die Trennung von Mitarbeitern in der Probezeit.

Ungeachtet weiterer Gespräche mit den Gewerkschaften über ein Sparprogramm hat die Deutsche Lufthansa am Dienstag überraschend Kündigungen in Aussicht gestellt. Dabei geht es nach Mitteilung des Konzerns zunächst um die Trennung von Mitarbeitern in der Probezeit. Sollten die damit verbundenen Einsparungen nicht ausreichen, seien außerdem betriebsbedingte Kündigungen geplant. Eine konkrete Zahl wurde von Lufthansa zwar nicht genannt.

Aus Unternehmenskreisen verlautete jedoch, im Ernstfall seien 2000 bis 4000 Beschäftigte betroffen. Als Boden- und Kabinenpersonal sind rund 50 000 Mitarbeiter tätig. Außerdem fliegen für Lufthansa 4300 Piloten und Copiloten. Konzernsprecher Klaus Walther rief die Gewerkschaften dazu auf, zeitnah an einer sozialverträglicheren Lösung mitzuwirken. Verdi-Vorstand Jan Kahmann wertete die Lufthansa-Aktion als Versuch, die Gewerkschaften unter Druck zu setzen. Cockpit-Sprecher Georg Fongern sagte, Lufthansa nutze die Gunst der Stunde.

In dem elektronischen Rundschreiben an die Mitarbeiter mit dem Titel "Vorstand beschließt weitere Personalmaßnahmen" verweist der Konzern auf die Folgen des 11. Septembers. Jede Woche fehlten in der AG über 20 Prozent der Erlöse. Weil es bislang nicht gelungen sei, einen ausreichenden Sparbeitrag zu vereinbaren, seien alle Geschäftsbereiche aufgefordert, je nach wirtschaftlicher Ertragslage, Beschäftigten in der sechsmonatigen Probezeit zu kündigen. Darüber hinaus seien betriebsbedingte Kündigungen vorgesehen. Beim Kabinenpersonal hingegen soll zunächst nur die Einführung von Kurzarbeit beantragt werden, um Kündigungen zu vermeiden. Soweit es betrieblich durchführbar sei, heißt es weiter, würden auch im Cockpit Probezeiten zur Kündigung genutzt. Außerdem würden bis auf weiteres keine Nachwuchsflugzeugführer übernommen.

Verdi-Vorstand Kahmann erklärte der Vorstand müsse wissen, dass auch Sozialpläne nicht billig seien. Im Interesse der Arbeitsplätze sei man aber zu weiteren Gesprächen bereit. Cockpit-Sprecher Fongern erklärte, er glaube nicht an Kündigungen von Piloten. Das sei kontraproduktiv. Schließlich fehlten im Konzern Piloten. Bis heute müssten Überstunden geflogen werden. Im Übrigen übersehe Lufthansa die aktuelle Entwicklung im Fluggeschäft. Unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September hätten die Einbrüche in der Passage rund 40 Prozent erreicht. Mittlerweile sei - für Oktober - nur noch von 13 Prozent die Rede. Selbst nach Einschätzung des Lufthansa-Passage-Vorstandes sei die Talsohle durchschritten.

Seit Wochen verhandelt der Konzern mit der Gewerkschaft Verdi und der Vereinigung Cockpit über ein Sparprogramm. Um der Lage Rechnung zu tragen hatte Verdi Lufthansa ein Sparpaket von 165 Millionen Mark für 2002 vorgelegt; Cockpit will einen Vergütungsausfall von 140 Millionen Mark in Kauf nehmen. Ein Verhandlungsdurchbruch wurde nach Angaben von Verdi blockiert, weil Lufthansa den Ausschluss betriebsbedinger Kündigungen nicht garantieren wollte. Nach wie vor beharrt der Konzern auf einem Angebot ohne jede Bedingung. Während Cockpit die Gespräche mit Lufthansa am Dienstag abend wieder aufnahm, sind die Verhandlungen mit Verdi bis auf weiteres unterbrochen.

mo

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