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Wirtschaft: Lufthansa: Piloten ernten herbe Kritik

Auf der Hauptversammlung der Deutschen Lufthansa AG am Mittwoch in Köln waren vor allem die Piloten Zielscheibe der Kritik. "Mir hat die Unerbittlichkeit, mit der hier ohne Rücksicht auf andere Beschäftigtengruppen agiert wurde, sehr zu denken gegeben", sagte Jürgen Weber, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, zur Verhandlungspolitik der Pilotenvereinigung Cockpit.

Auf der Hauptversammlung der Deutschen Lufthansa AG am Mittwoch in Köln waren vor allem die Piloten Zielscheibe der Kritik. "Mir hat die Unerbittlichkeit, mit der hier ohne Rücksicht auf andere Beschäftigtengruppen agiert wurde, sehr zu denken gegeben", sagte Jürgen Weber, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, zur Verhandlungspolitik der Pilotenvereinigung Cockpit. Die 4200 Lufthansa-Piloten sollen nach der Schlichtungsvereinbarung in diesem Jahr 28 Prozent mehr Gehalt bekommen. Sollten solche Methoden in Zukunft Schule machen, sei auch die stabilisierende Kraft der Tarifautonomie gefährdet, sagte Weber. "Wir haben der Schlichtungsempfehlung trotz schwerer Bedenken zugestimmt." Positiv wertete Weber aber die lange Laufzeit (39 Monate) des neuen Tarifvertrages. Diese verschaffe Lufthansa Planungssicherheit und die Vergütung werde stärker an das Unternehmensergebnis gebunden.

Durch die Streikmaßnahmen und die Lohnerhöhungen wird der Konzern das Ergebnis von über einer Milliarde Euro (in 2000) im laufenden Jahr nicht wiederholen können. Der Vorstand plant mit 700 bis 750 Millionen Euro operativem Ergebnis. Die Streikmaßnahmen kosten Lufthansa 75 Millionen Euro, mit weiteren 125 Millionen Euro schlagen die höheren Gehälter zu Buche. Die verschlechterten konjunkturellen Bedingungen in den USA und Europa seien weitere Gründe für die prognostizierte Ergebnisverschlechterung.

"Nun werden Maßnahmen und Strategien entwickelt, um die Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft der Lufthansa trotz eines steigenden Kostendrucks weiter zu stärken", sagte Weber. Mit dem schon vor den Tarifverhandlungen entwickelten Programm "D-Check" soll der gesamte Konzern auf den Prüfstand gestellt werden, um Prozesse und Strukturen zu optimieren. Lufthansa erwartet sich davon in den nächsten drei Jahren einen zusätzlichen Cash-flow-Beitrag in Höhe von einer Milliarde Euro. Zusätzlich überprüft Lufthansa einzelne Strecken auf ihre Rentabilität. Die Kritik der Aktionärsvertreter richtete sich vor allem an die Piloten der Lufthansa. Der Tarifabschluss sei viel zu hoch ausgefallen. "Dafür müssen letztendlich die Aktionäre mit ihrer Dividende bezahlen", sagte Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auch der Aktienkurs habe sehr unter den Pilotenstreiks gelitten. Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2000 zeigten sich die Anteilseigner jedoch sehr zufrieden. Der Konzernumsatz betrug 15,2 Milliarden Euro. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen eine Dividende von 0,6 Euro je Anteilsschein vor. Die Aktie setzte am gestrigen Handelstag ihren Sinkflug aber weiter fort. Am Nachmittag notierte das Papier mit einem Minus von über drei Prozent unter 19 Euro und markierte damit ein neues Jahrestief. Die aktuellen Kurseinbußen gingen "ganz klar" auf die heutige Hauptversammlung der Airline zurück, sagte Pia-Christina Schulze, Analystin der Privatbank Merck Fink & Co. Sie wertet den Verlust als nachträgliche Reaktion auf die "extreme Gewinnwarnung" der vergangenen Woche. Das Hauptproblem der AG sei jedoch nicht die Belastung durch den Streik, sondern die unsichere konjunkturelle Entwicklung.

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