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Wirtschaft: Lufthansa prüft USA-Flüge auch ab Berlin

Konzernchef Mayrhuber will Langstrecken-Angebot ausweiten. Konkurrenten sind Hamburg und Stuttgart

Vancouver - Die Deutsche Lufthansa will die aggressiv expandierende Konkurrenz im Heimatmarkt nicht länger gewähren lassen. Wohl schon mit dem Sommerflugplan 2008 will sie von zahlreichen zusätzlichen deutschen Flughäfen Langstreckenflüge anbieten. „Die Lufthansa plant aus mehr deutschen Städten als aus Frankfurt, München und Düsseldorf Interkontinentalflüge anzubieten“, sagte Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber dem Handelsblatt am Rande der Jahrestagung des Weltluftfahrtverbandes IATA in Vancouver.

Details zu den neuen Strecken in die USA und nach Asien wollte Mayrhuber aus Wettbewerbsgründen noch nicht nennen. Nach Informationen aus Branchenkreisen gelten jedoch Hamburg, Stuttgart und Berlin als neue Startplätze als wahrscheinlich. Auch das bisher dünne Angebot aus Düsseldorf dürfte durch die Stationierung mehrerer Langstreckenmaschinen verstärkt werden.

Die Lufthansa weicht damit ihr bisheriges Geschäftsmodell der Konzentration auf die großen Drehkreuze Frankfurt und München auf. Bis auf eine Ausnahme starten sämtliche Langstreckenflüge der Gesellschaft bislang aus diesen beiden Flughäfen. Nur aus Düsseldorf fliegt täglich ein Business Class Jet der Lufthansa nach New York. Die Strategiewende wird von Analysten wie Ulrich Horstmann von der Bayern LB begrüßt: „Die Lufthansa reduziert damit ihre Abhängigkeit vom Frankfurter Flughafen, der seit Jahren mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen hat.“

In jüngster Zeit machen Wettbewerber der Lufthansa zunehmend im Heimatmarkt Konkurrenz. So fliegt die etablierte Golf-Airline Emirates täglich von Hamburg nach New York, der aufstrebende Konkurrent Qatar Airways hat Frankfurt, München und Berlin im Flugplan und auch die US-Gesellschaften Continental und Delta verbinden mehrere deutsche Städte mit den USA. Und der Wettbewerb wird noch schärfer. So spricht Emirates mit den Flughäfen Berlin und Stuttgart über neue Verbindungen. Und mit der Übernahme der LTU durch Air Berlin entsteht ein ernst zu nehmender innerdeutscher Konkurrent auf der Langstrecke. LTU plant bereits einen Ausbau ihrer Business Class. Der Handlungsdruck ist groß. „Die Lufthansa wächst zwar an allen ihren Standorten, Wettbewerber wachsen aber zum Teil schneller“, sagt Mayrhuber.

Die Dezentralisierungsstrategie ist aber nicht nur eine Reaktion auf Kapazitätsengpässe in Frankfurt sowie auf die aggressive Konkurrenz, sondern folgt auch Branchentrends und eigenem Profitabilitätsstreben: Die Nachfrage nach Direktverbindungen steigt auch im Interkontinentalverkehr. Zugleich haben sich Flughäfen der zweiten Reihe wie Hamburg und Stuttgart in den vergangenen Jahren professionalisiert. Die Lufthansa stärkt zudem eines ihrer einträglichsten Geschäftsfelder: Die Interkontinentalverbindungen in die Geschäftsregionen Asien und Nordamerika. Diese sind wegen ihres überdurchschnittlich hohen Anteils an First- und Business-Class-Passagieren besonders profitabel.

Mit der aktuellen Flottenplanung dürfte die Strategiewende nicht kollidieren. Denn neben dem Großraum-Airbus A380, der eher für große Drehkreuze geeignet ist, hat die Lufthansa auch kleinere Langstreckenjets bestellt. Mit Modellen wie dem A 330 oder dem A 340-600 können Nebenstrecken mit geringerem Verkehrsaufkommen gut bedient werden.

Die Dezentralisierung ist nicht unumstritten. Nach einer aktuellen Analyse von Uwe Weinreich von der Hypo-Vereinsbank ist bereits das heutige System verschiedener Drehkreuze der Lufthansa mit Frankfurt und München sowie der noch voll zu konsolidierenden Tochter Swiss mit Zürich mit höheren Kosten verbunden als die Konzentration auf ein großes Drehkreuz. Zudem hat Lufthansa bereits schlechte Erfahrungen mit dezentralen Langstreckenflügen gemacht: So musste sie eine Verbindung von Berlin nach Washington wegen mangelnder Auslastung wieder einstellen. Entsprechend vorsichtig treibt Mayrhuber die aktuelle Strategiewende voran. „Die Lufthansa steuert ihre Verkehre nicht nach Marktanteilen, sondern nach Profitabilität und Wachstumschancen“, betonte der Lufthansa-Chef. Im Hinterkopf hat er dabei stets eine strenge Kostenkontrolle und das ambitionierte Ziel, mittelfristig die direkten Konkurrenten Air France- KLM und British Airways in der Profitabilität zu überholen.(HB)

Tanja Kewes

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