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Wirtschaft: Lufthansa streicht 2000 Stellen

Entlassungen sollen durch weitere Flexibilisierung vermieden werden – doch eine Garantie gibt es nicht

Frankfurt (Main) (ro). Angesichts der schwierigen Lage im Luftverkehr plant nun auch die Deutsche Lufthansa, Stellen in Deutschland zu streichen. Rund 2000 der derzeit hier zu Lande 59000 Arbeitsplätze sollen in den kommenden Jahren beim Bodenpersonal wegfallen, bestätigten das Unternehmen und der Betriebsrat am Freitag. Der Kurs der Aktie sank bis zum Börsenschluss um 0,67 Prozent auf 11,93 Euro.

Möglicherweise wird es auch bei Flugbegleitern und Piloten Einschnitte geben. Dies schließen sowohl LufthansaSprecherin Christine Ritz als auch Konzernbetriebsratschef Manfred Calsow nicht aus. Er ist aber überzeugt, dass Entlassungen über eine weitere Flexibilisierung vermieden werden können. Am 16. Oktober werden Lufthansa-Vorstand, Betriebsräte und Gewerkschafter zu einem Spitzentreffen zusammenkommen. Dann erhoffen sich die Arbeitnehmer-Vertreter weitere Details.

„Noch hüllt sich die Geschäftsleitung in Schweigen“, klagt Calsow. Er sieht die Lufthansa noch auf längere Zeit in einer „extrem schwierigen“ Situation.

Auf einen Durchbruch geben auch die Verkehrszahlen für den September keinen Hinweis. Erstmals wurden in diesem Jahr in einem Monat mehr als vier Millionen Passagiere gezählt, allerdings waren dies ein Prozent weniger als im September 2002. Die Auslastung der Jets stieg auf gute 77 Prozent. Auch in den ersten neun Monaten verbuchte das Unternehmen einen leichten Aufwärtstrend. Von Januar bis September stieg die Zahl der Fluggäste um 1,4 Prozent auf 33,5 Millionen. Die Auslastung der Maschinen sank aber um 1,6 Punkte auf 73,3 Prozent. Das waren 1,4 Punkte mehr als im ersten Halbjahr. Nach wie vor rechnet die Lufthansa in diesem Jahr mit einem operativen Verlust. Beobachter gehen von einem Minus zwischen 30 und 90 Millionen Euro aus.

Die anstehenden Personal-Einschnitte betreffen vor allem die LSG, die Lufthansa-Catering-Tochter für die Versorgung mit Essen und Getränken in den Flugzeugen. Hier sollen rund 1000 Stellen gestrichen werden. Damit fällt dort jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland weg. In der Flugzeugabfertigung stehen 500 bis 600 Jobs zur Disposition, im Lufthansa Gebäudemanagement 200 und bei Lufthansa Cargo 100. Kleinere Maßnahmen sind in anderen Bereichen geplant. Allerdings begründet die Lufthansa die Pläne nicht nur mit der schwierigen Geschäftslage: So sei etwa bei der Flugzeugabfertigung die Automatisierung weiter vorangeschritten. Betriebsratschef Calsow will auf jeden Fall Entlassungen verhindern. „Bei der Flexibilisierung gibt es noch viel Raum.“

Kurzarbeit dauert an

Nach wie vor ist auch die Lage beim fliegenden Personal angespannt: Immer noch sind 66 Lufthansa-Maschinen außer Dienst gestellt. Zwar wurde die im Frühsommer vereinbarte Arbeitszeitverkürzung Ende August wieder aufgehoben, gleichwohl galt auch im September noch Kurzarbeit.

Analysten wie Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler werten den jetzt verkündeten Personal-Abbau als „leichte Kurskorrektur“ des neuen Lufthansa-Chefs Wolfgang Mayrhuber hin zu härteren Maßnahmen. Sein Vorgänger Jürgen Weber hatte immer wieder betont, dass man einen Stellenabbau unter allen Umständen vermeiden und die Probleme über Abschläge bei der Arbeitszeit und bei den Gehältern lösen wolle. Bislang hatte dies auch gut funktioniert. Konzernsprecherin Ritz betont zwar, Entlassungen sollten auch unter Mayrhuber unter allen Umständen vermieden werden. Allerdings lässt dieser keinen Zweifel daran, dass alle Strukturen im Unternehmen weiter verschlankt und die Flexibilisierung verstärkt werden müssen.

Beobachter hatten schon vor dem Wechsel an der Spitze der Lufthansa Zweifel geäußert, ob der Manager an der Strategie im Personalbereich festhalten würde. „Mayrhuber schreckt nicht vor unpopulären Maßnahmen zurück“, hieß es damals.

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