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Wirtschaft: Lufthansa-Tochter greift Air Berlin an

Germanwings bekommt neue Flieger und Tarife.

Köln - Der Lufthansa-Konzern will seine Billigflugtochter Germanwings und deren Tarifsystem stark umbauen, um so die Konkurrenten Ryanair, Easyjet und vor allem Air Berlin europaweit besser angreifen zu können. „Ich glaube, dass wir das Low-cost-Fliegen in Europa neu erfinden“, sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann bei der Vorstellung der Pläne in Donnerstag in Köln.

Bereits vor Monaten hatte der Vorstand beschlossen, dass sich die Kernmarke Lufthansa künftig auf die Zubringerdienste zu ihren Langstreckenflügen an den Drehkreuzen in Frankfurt und München beschränken soll. Alle anderen Strecken und Flieger, die Strecken abseits der Drehkreuze bedienen, sollen ab Januar organisatorisch der Tochter Germanwings zugeschlagen werden. Rund 30 Millionen Euro will der Konzern nun in diese neue Germanwings investieren, die nach der Integration dann europaweit 110 Ziele ansteuert, und damit in „die erste Liga der europäischen Airlines“ aufsteigen soll, wie Carsten Spohr, Konzernvorstand für das Passagiergeschäft, erklärte. Ab 1. Juli soll sie mit neuen Angeboten an den Markt gehen.

Ab dann tritt Germanwings mit einem neuen Logo auf, einem großen „W“. Wegen der neuen Lufthansa-Jets und Regionalfliegern der Marke Eurowings wächst die Zahl der Flieger, die im Germanwings-Design aus Brombeer-Rot und Lufthansa-Gelb unterwegs sind von heute 32 auf 90. Die Passagierzahl soll von 7,7 auf 20 Millionen steigen.

Tiefgreifender ist die neue Tarifstruktur, die an die seit vergangenen Sommer geltende Struktur bei Air Berlin erinnert. Bei Germanwings gibt es dann ebenfalls drei Basistarife: In den ersten drei Reihen finden Kunden zum „Best-Tarif (199 bis 399 Euro pro Strecke) einen freien Mittelplatz, reservierte Gepäckfächer, freie Menüwahl, Loungenutzung und weitere Vorzüge. Zum Smart-Tarif gibt es in den Reihen vier bis zehn ebenfalls einen Sitzabstand von 81 Zentimetern, kostenlose Platzwahl und freie Snacks und Getränke. Dafür muss der Reisende 20 bis 30 Euro mehr zahlen als für den Basis-Tarif (ab 33 Euro), der nur den einfachen Flug ohne Extras beinhaltet. Bei Konkurrent Air Berlin können Kunden ihre Extrawünsche zu den Tarifen „FlyFlex, FlyClassic und JustFly“ hinzubuchen.

Mit rund 20 Prozent niedrigeren Kosten gegenüber der Muttergesellschaft soll Germanwings im Kontinentalverkehr für eine Ergebnisverbesserung von 200 Millionen Euro sorgen. Das funktioniere allerdings nur, wenn die Tarifpartner bei den anstehenden Verhandlungen mitziehen und die günstigere Kostenstruktur der Tochter erhalten, betonte Franz. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO hat indessen bereits eine harte Tarifrunde angekündigt. Es dürfte auch im Interesse der Gewerkschaften sein, dass die dezentralen Strecken weiter betrieben werden, sagte Franz. Die einzige Alternative wäre, diese Routen einzustellen.

Mit den 29 Airbus-Maschinen, die Lufthansa an Germanwings überführen wird, sollen rund 1000 Mitarbeiter – überwiegend Piloten und Flugbegleiter – zur Billigtochter wechseln. Weitere 2000 Arbeitsplätze will die Muttergesellschaft im Rahmen ihrer Sparprogramme abbauen. Bis 2015 soll die Germanwings-Belegschaft von 1350 auf 2500 Mitarbeiter wachsen. Rainer W. During

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