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Wirtschaft: Lufthansa überrascht mit Gewinn

Trotz deutlicher Verbesserung im zweiten Quartal rechnet die Fluggesellschaft im Gesamtjahr mit einem Verlust

Frankfurt (Main) (ro). Die Lufthansa hat im zweiten Quartal überraschend einen Betriebsgewinn von 65 Millionen Euro eingeflogen. Beobachter hatten mit einem Verlust von etwa 50 Millionen Euro gerechnet. „Wir haben trotz Konjunkturschwäche, IrakKrieg und Sars ein beachtliches Ergebnis erwirtschaftet“, sagte der Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayr huber am Mittwoch in Frankfurt (Main). Der Vorstandschef und Finanzchef Karl-Ludwig Kley machen das „professionelle Kapazitäts- und Kostenmanagement“ für das Ergebnis verantwortlich . Trotz der deutlichen Verbesserung rechnet Mayrhuber für das gesamte Jahr mit einem operativen Verlust.

An der Frankfurter Börse stieg die Lufthansa-Aktie bis zum späten Mittwochnachmittag um 1,4 Prozent auf 11,35 Euro. „Der Ausblick ist zwar leider noch nicht positiv, aber vielleicht will Lufthansa ja noch eine positive Überraschung in petto halten“, sagte Analyst Klaus Linde von SES Research.

Der europäische Luftfahrtverband Association of European Airlines (AEA) hatte vor wenigen Tagen von einer Erholung der Branche gesprochen, nachdem sich der Juli-Umsatz pro Passagier und geflogenem Kilometer verbessert hatte. Seit März hatte die europäische Luftfahrtbranche wegen des Irak-Krieges und der Lungenkrankheit Sars Einbrüche von mehr als 15 Prozent verkraften müssen,

Lufthansa-Finanzchef Kley bestätigte am Mittwoch Gespräche mit anderen Airlines über Kooperationen und Partnerschaften, „natürlich auch mit der Swiss“. Details nannte er nicht. Partnerschaften werde es aber nur geben, wenn sie wirtschaftlich vernünftig seien und das Ergebnis verbesserten. „Für Abenteuer stehen wir nicht zur Verfügung.“ Ziel bleibe es, die Lufthansa wieder zur profitabelsten Airline in Europa zu machen.

Aufgrund des schlechten ersten Quartals verbucht die Lufthansa für das erste Halbjahr einen Betriebsverlust von 354 Millionen Euro nach einem Gewinn von 332 Millionen Euro in der Vorjahresperiode. Der Verlust vor Steuern beläuft sich auf 392 Millionen Euro nach minus 27 Millionen Euro vor Jahresfrist. Auch wenn nach Ansicht von Mayrhuber die Talsohle durchschritten ist, wird die Lufthansa den Rückstand im zweiten Halbjahr nicht auffangen können – „selbst bei bestem Kostenmanagement“ wie Kley sagte. Auch die derzeitigen Buchungszahlen ließen keine deutliche Verbesserung erwarten. Vor allem in Asien, der für das Ergebnis wichtigsten Region, werde der Ertrag nicht so gut sein wie im Vorjahr. Immer noch hat die Lufthansa 66 ihrer insgesamt 380 Flugzeuge abgestellt, erst sechs der ursprünglich 72 aus dem Verkehr gezogenen Maschinen wurden wieder in Dienst gestellt.

Auch die schwache Konjunktur in Deutschland und der scharfe Preiswettbewerb macht der Lufthansa weiter zu schaffen. Im dritten Quartal kann nach Ansicht von Finanzchef Kley zwar ein Gewinn von 200 bis 400 Millionen Euro drin sein, das vierte Quartal ist allerdings traditionell sehr schwach. „Insgesamt werden wir am Jahresende irgendwo um die Nulllinie landen, aber eher mit negativer Tendenz.“ Optimistisch stimmt Kley, dass der Rückgang der Durchschnittspreise für die Tickets gestoppt werden konnte Die schlechte Entwicklung des vierten Quartals 2002 und des ersten Quartals 2002 habe sich nicht fortgesetzt. Während die Durchschnittserlöse pro Sitz von Januar bis März noch um fast zwölf Prozent zurückgegangen waren, lag das Minus in den drei Monaten danach nur bei 7,7 Prozent.

Für Kley und Mayrhuber bleiben zwei Themen für das Unternehmen im Fokus: Die allmähliche Erhöhung des Flugangebots nach Asien und die Reduzierung der Kosten, vor allem im Europa-Verkehr. An Entlassungen wird dabei nach wie vor nicht gedacht, versichert Kley. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Beschäftigten um fast fünf Prozent auf 94 600, allerdings nur wegen der Konsolidierung neuer Unternehmen.

Insgesamt setzte die Lufthansa von Januar bis Juni 7,6 Millionen Euro um, 7,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2002. Im Fluggeschäft schrumpfte der Umsatz um 7,5 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro.

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