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Eine Boeing 737 der Lufthansa am Flughafen Düsseldorf - wo Air Berlin ein Drehkreuz betreibt. Im Hintergrund stehen Flugzeuge der Fluggesellschaft Air Berlin.

© Oliver Berg/dpa

Lufthansa und Air Berlin: Eine Kooperation wird immer wahrscheinlicher

Die Zeichen mehren sich, dass Air Berlin Ende Oktober Flieger und Strecken an Eurowings, die Billig-Tochter Konkurrenten, abgibt.

Wäre es nach Air-Berlin-Chef Stefan Pichler gegangen, wären die Gratis-Snacks an Bord längst abgeschafft, das gesamte Catering abgestoßen. Dann hätte Air Berlin schon früher mit etwas günstigeren Tickets die Billigflieger-Rivalen angreifen können. Aber die Miteigentümer im Emirat Abu Dhabi sperrten sich. Ihr Argument: Man könne schlecht Fluggäste aus Nah- und Fernost mit der eigenen Premium-Airline Etihad in Air Berlins Drehkreuze befördern und diese dann kulinarisch unversorgt weiterfliegen lassen. Aber der Kostendruck ist zu groß: Seit Samstag zahlt man bei Air Berlin an Bord sieben Euro für Sandwich plus Softdrink. Nur die Gäste der winzigen Business-Klasse erhalten Speis und Trank inklusive.

Nicht nur Air Berlins große Not, Bargeld einzunehmen, ließ die Araber einlenken. Der Schritt hilft auch, Air Berlins Fluggäste einzustimmen auf eine wahrscheinliche Kooperation mit Lufthansas Billigmarke Eurowings. Wie berichtet, verhandelt Etihad mit dem Konzern aus Frankfurt über das Verleihen von rund 40 Berliner Maschinen samt Crews und zugehörigen Start- und Landerechten zum Beginn des Herbstflugplans. Der beginnt am 31. Oktober.

Air-Berlin-Eigner Etihad ist motiviert zum Streckenverkauf

In Air Berlins Berliner Zentrale, wo man strategisch nicht mehr viel zu melden hat und wo Teile des Führungspersonals von Bord gehen, bittet man um Verständnis, „dass wir Marktspekulationen grundsätzlich nicht kommentieren“. Aus gut informierten Kreisen hört man aber, dass die arabischen Eigentümer stark motiviert sind, alle Strecken, die nicht unmittelbar Air Berlins Drehkreuze Düsseldorf und Berlin-Tegel bedienen, abzugeben. Bei Lufthansa gibt man sich in dieser Sache betont unaufgeregt. Ob das Thema auf der Aufsichtsratssitzung am 28. September auf der Tagesordnung stehen wird, sei unklar. Vorstandschef Carsten Spohr werde es unter dem Punkt „Sonstiges“ ansprechen. Andere Lufthansa-Kreise streuen sogar, dass diese Übernahme von einem Drittel der Flüge von Air Berlin bei dem Treffen kein Thema sein werde. „Verrückt ist die Idee aber natürlich nicht“, räumt ein Lufthansa-Manager ein.

Mit oder ohne Deal: Etihad bleibt für Lufthansa ein ungeliebter Konkurrent vom Persischen Golf. Doch die Frankfurter haben auch in Europa mächtige Wettbewerber. Würde Air Berlin die fraglichen Strecken aus finanzieller Not ersatzlos aufgeben, wäre das auch nicht recht. „Wir haben kein Interesse am K. o. von Air Berlin“, heißt es in Frankfurt. In die Lücke würden sofort Easyjet, Ryanair oder ein anderer Billigflieger stoßen.

Börsenanalyst: Lufthansas Überlegung macht Sinn

Guido Hoymann, Luftfahrt-Experte beim Bankhaus Metzler, hält Lufthansas Überlegungen für richtig. „Es macht für Lufthansa grundsätzlich Sinn, Punkt-zu- Punkt-Verbindungen zu übernehmen. Insofern passen die angeblich zur Diskussion stehenden Strecken von Air Berlin in das Konzept.“ Allerdings sei Air Berlin sicher keine Low-Cost-Airline, schränkt Hoymann mit Blick auf den Umstand ein, dass bei Eurowings die Kosten rund 40 Prozent unter denen der Kernmarke Lufthansa liegen sollen. So ökonomisch fliegt Air Berlin offensichtlich nicht. „Lufthansa dürfte es in erster Linie darum gehen, mit der Übernahme von Strecken und Slots die eigene Position im Wettbewerb mit Easyjet oder Ryanair zu stärken.“ Zugleich wäre dieser Schritt ein weiterer Rückschlag für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, meint der Analyst. „Air Berlin würde mit der Abgabe der Strecken einen Kern des Geschäfts verlieren und wäre noch stärker auf den Zubringerdienst für Etihad nach Abu Dhabi ausgerichtet“.

Lufthansa bereitet sich derweil offenbar auch auf die Möglichkeit vor, keine Flieger von Air Berlin zu bekommen. Vergangene Woche gab der Konzern bekannt, dass er erstmals zwei Eurowings-Jets außerhalb von Deutschland und Österreich stationieren will – ausgerechnet in Palma de Mallorca, dem wichtigsten Stützpunkt von Air Berlin im Ausland.

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