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Wirtschaft: Lufthansa will United Airlines helfen

Finanzspritze des Allianz-Partners wird immer wahrscheinlicher / US-Airline steht vor dem Konkurs

New York//Frankfurt (Main) (ebe/kk/HB/ro). Der Verwaltungsrat der UAL Corporation, der Muttergesellschaft der angeschlagenen United Airlines, hat am Samstag eine Abstimmung über einen Konkursantrag aufgeschoben. Er wollte damit den Managern und Bankern Gelegenheit geben, sich über die endgültigen Details eines Finanzierungspakets von 1,5 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) zu einigen. Das Aufsichtsgremium habe über Stunden einen Restrukturierungsplan diskutiert, hieß es. Der Verwaltungsrat wollte in einer weiteren Sitzung in Chicago die Konditionen des Pakets diskutieren und darüber abstimmen. Kurze Zeit später würde dann ein Konkursantrag gestellt, berichtete die „New York Times“ am Sonntag. UAL nahm keine Stellung.

„Wir sind mit großer Enttäuschung sicher, dass ein Konkursantrag unmittelbar bevorsteht“, erklärten Randy Canale und Scotty Ford, die Führer der Mechanikergewerkschaft bei United. Canale sitzt im UALVerwaltungsrat. Eine Zustimmung des UAL-Aufsichtsgremiums ist für einen Konkursantrag notwendig. Es wäre der größte Airline-Konkurs aller Zeiten. United kontrolliert 20 Prozent des US-Flugverkehrs und wichtige Transatlantik- und Pazifik-Strecken. Sie hat seit Anfang 2001 etwa 3,8 Milliarden Dollar Verluste verbucht. Der Umsatz erreichte 16,1 Milliarden Dollar. Die United fliegt täglich 1800-mal und hat 83 000 Beschäftigte.

Die Finanzierungsmittel von 1,5 Milliarden Dollar sollen von der Citigroup, JP Morgan, Bank One und General Electric kommen. Damit könnte das Unternehmen kurzfristig weiterfliegen. United-Airlines-Chef Glen Tilton hielt einen Konkursantrag nach der Ablehnung einer staatlichen Kreditgarantie von 1,8 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) für wahrscheinlich. „Wir brauchen mehr Kosteneinsparungen, und Arbeitsplatzregeln müssen auf den Tisch“, findet Tilton. United hat die höchsten Tarif- und Betriebskosten aller US-Airlines. Luftfahrtexperten halten umfangreiche Kostensenkungen für nötig, wenn United überleben will.

Bei der Lufthansa, dem Star-Alliance-Partner von United in Nordamerika, gibt man sich zuversichtlich, hat aber auch fertig geschnürte Krisenpakete in der Schublade. „United wird es weiter geben. Unsere Fluggäste werden von der Krise nichts spüren“, versichert ein Lufthansa-Sprecher. Das Angebot bleibt bestehen, Tickets bleiben gültig und umbuchbar. Aber er räumt auch ein, dass die US-Airline in einer „heißen“ Phase steckt. „Wenn ein Freund in Not gerät, dann hilft man ihm, im Privatleben wie im Geschäft“, hat Lufthansa-Chef Jürgen Weber versichert. Mehrere Optionen für eine Unterstützung haben Lufthansa und UAL für den Extremfall abgesprochen. Details will der Konzern nicht nennen, aber es geht um finanzielle Unterstützung, möglicherweise auch um einen Aktientausch, also eine Beteiligung. Sie ist indes auf 25 Prozent begrenzt. Unlängst wurde über eine Summe von bis zu 200 Millionen Dollar spekuliert.

Entscheidend für Lufthansa ist allerdings, dass alle Risiken durch UAL abgedeckt werden. „Wir müssen sicher sein, dass wir, wenn etwas passiert, das Geld zurückbekommen. Wir machen keine Spenden, wir helfen“, sagt der designierte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber. Sicherheiten könnten Flugzeuge oder Turbinen sein. Man sei entschlossen, UAL als Partner zu behalten. Im Übrigen weist man in Frankfurt darauf hin, dass UAL im Konkursverfahren den Flugbetrieb voll aufrecht erhalten kann.

Beobachter rechnen für Lufthansa mit Ergebnisbelastungen von bis zu 20 Millionen Euro, sollte UAL unter Gläubigerschutz gestellt werden. Zum Vergleich: In diesem Jahr wird die Lufthansa einen operativen Gewinn von 700 bis 750 Millionen Euro erreichen. Erst vor kurzem hatten Lufthansa-Chef Weber und sein UAL-Kollege Glenn Tilton eine Ausweitung der Zusammenarbeit vereinbart, um die Position beider Unternehmen im Nordatlantik-Verkehr zu stärken.

UAL ist der wichtigste Partner für Lufthansa. Bereits seit neun Jahren arbeiten die beiden Airlines zusammen. Sie gelten als Nukleus der Star-Alliance, des wichtigsten und erfolgreichsten Airline-Bündnisses der Welt, dass allein Lufthansa pro Jahr zusätzliche dreistellige Millionen-Gewinne einbringt.

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