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Wirtschaft: Luxus mit Rabatt

Wie sich die Kassen bei Zusatzpolicen unterbieten

Chefarztbehandlung, Akupunktur oder eine neue Brille zum Nulltarif – diesen Luxus können sich auch Kassenpatienten künftig leisten. Denn im Zuge der Gesundheitsreform hat die Regierung gesetzlichen Kassen und privaten Krankenversicherern erlaubt, vom 1. Januar 2004 an bei privaten Zusatzversicherungen zu kooperieren. Seitdem laufen die Verhandlungen auf Hochtouren. Vor allem die großen gesetzlichen Krankenkassen können mit ihrer Mitgliederstärke bei den Verhandlungen mit den Privaten besonders günstige Tarife herausschlagen. Die attraktiven Zusatzpolicen, die ihren Versicherten dann exklusiv offen stehen, dienen als weiteres Wettbewerbsargument im Kampf der gesetzlichen Kassen unter einander.

Die ersten Kooperationspartner stehen bereits fest. Die Barmer Ersatzkasse vermittelt ihren Versicherten künftig fünf Zusatzpakete der Huk Coburg, die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) arbeitet mit den LVM Versicherungen aus Münster zusammen, und die Techniker Krankenkasse (TK) wird eine Allianz mit der Central-Krankenversicherung aus Köln eingehen.

Auch die ersten Tarife sind inzwischen bekannt: Für den stationären Zusatztarif (Ein- oder Zweibettzimmer, Chefarztbehandlung) zahlt ein 35-jähriger Barmer-Versicherter monatlich 27,63 Euro, eine gleichaltrige Frau 29,35 Euro. Der ambulante Zusatzschutz (Heilpraktiker, Naturheilverfahren, Brillen, Kontaktlinsen, Auslandsreisekrankenversicherung) kostet monatlich 10,62 Euro für den Mann und 16,70 Euro für die Frau. Verglichen mit den sonst üblichen Konditionen für Zusatzversicherungen der Huk ist das ein Rabatt von zwei bis vier Prozent.

Andere Kassen wollen zu Gunsten ihrer Mitglieder noch höhere Ermäßigungen herausschlagen. „Wir wollen um zehn Prozent unter dem marktüblichen Preis bleiben“, sagt Antje Walther von der Techniker. Die Hamburger Kasse startet zunächst mit zwei Zusatzpaketen, die im Laufe des Jahres um weitere Angebote erweitert werden sollen. Das erste Paket (Brillen, Kontaktlinsen, Heilpraktiker, zahnärztliche Leistungen, Auslandsreiseschutz, Übernahme der Kosten für die Begleitung eines Elternteils bei einem Krankenhausaufenthalt) soll zwischen 10 und 15 Euro im Monat kosten. Das zweite Paket umfasst die Behandlung durch den Chefarzt sowie die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer. Sie wird mit 30 bis 40 Euro monatlich zu Buche schlagen.

Alle Angebote haben eines gemein: Es gelten grundsätzlich die Regeln der privaten Krankenversicherung. Jeder Versicherte braucht einen eigenen Vertrag und muss vor Abschluss eine Gesundheitsprüfung hinter sich bringen. Fällt das Kassenmitglied durch, kann der Antrag abgelehnt werden. Wechselt der Kunde seine gesetzliche Krankenkasse, hat das Konsequenzen für den Zusatztarif. „Verlässt der Versicherte die Barmer, wechselt er in eine Zusatzversicherung zu Huk-üblichen Preisen“, sagt Huk-Coburg- Sprecher Alois Schnitzer. Die Barmer-Rabatte sind dann verloren.

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